Wirtschaft

Pleitegeier kreist Air Berlins weißer Ritter steht bereit

Zehn Interessenten haben sich bereits gemeldet, um für Air Berlin oder Teile davon zu bieten.

Zehn Interessenten haben sich bereits gemeldet, um für Air Berlin oder Teile davon zu bieten.

(Foto: imago/Ralph Peters)

Air Berlin kann die Insolvenz nicht mehr abwenden. Noch setzen einige Anleger auf die Aktien. Doch der große Gewinner dürfte die Lufthansa sein. Deren Aktien haben trotz zuletzt hervorragender Entwicklung noch viel Luft nach oben.

Nun ist es soweit: Air Berlin hat nach Monaten mit großen Problemen die Insolvenz angemeldet. Ein angekündigter Absturz, wie die Schlagzeilen um häufige Verspätungen oder Flugausfälle zuletzt signalisiert haben. Das war dann wohl auch für Etihad Airways genug. Sie halten einen Anteil von fast 30 Prozent an Air Berlin, ziehen sich aber nun zurück.

An der Börse war der Niedergang von Air Berlin schon länger zu beobachten. Im September 2015 wurde die Aktie zum Penny Stock als sie unter einen Euro sank. Nach der Insolvenzankündigung sank die Aktie auf etwas mehr als 0,40 Euro. Bei Onlinebrokern wie Degiro wird die Aktie deshalb überdurchschnittlich viel gehandelt. Noch bleibt für Aktionäre und Passagiere aber etwas Zeit: die Bundesregierung gewährte einen Notkredit, damit Air Berlin den Flugbetrieb für wenige Monate weiterführen kann, bis eine Lösung gefunden wird.

Etliche Unternehmen haben auch schon Interesse bekundet. Die größten Chancen auf den Zuschlag hat derzeit wohl Konkurrent Lufthansa, auch wenn nicht mehr so viel herauszuholen ist. Die Flugzeuge wurden bereits im vergangenen Sommer verkauft, sie werden seitdem geleast. Inzwischen sind 38 Mittelstreckenjets von Air Berlin für die Lufthansa im Einsatz, bei der Billigmarke Eurowings und der österreichischen Tochter Austrian Airlines. Das Problem einer Übernahme durch die Lufthansa sind die hohen Schulden und mögliche Verstöße gegen das Kartellrecht. Letzteres hat Konkurrent Ryanair bereits moniert, weil es auf bestimmten Strecken zu einer monopolartigen Stellung kommen dürfte.

Kurs-Gewinn-Verhältnis mit Luft nach oben

Trotz einer teilweise deutlichen Marktbeherrschung dürften die Chancen der Lufthansa auf eine Übernahme großer Teile von Air Berlin allerdings nicht schlecht stehen. Die Lufthansa könnte für dieses Ziel eine sogenannte "Sanierungsfusion" anführen. Dabei müsste die Lufthansa belegen, dass Air Berlin sonst von der Insolvenz bedroht sei und vom Markt verschwinden würde. Allerdings könnte die EU-Kartellbehörde von den Airlines verlangen, einzelne Start- und Landerechte abzugeben, um zusätzlichen Wettbewerb auf bestimmten Strecken zu ermöglichen.

Von Vorteil für die Lufthansa dürfte außerdem sein, dass Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann im Februar von der Lufthansa gekommen ist. Dort hatte er die langjährige Billigmarke Germanwings erfolgreich restrukturiert.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat sein Interesse an Air Berlin bereits mehrfach signalisiert, aber die hohen Nettoschulden in Höhe von 1,2 Milliarden Euro will er nicht übernehmen. Seit Freitag ist auch der private Luftfahrtunternehmer Hans Rodolf Wöhrl im Gespräch. Er hatte 2003 die Deutsche BA erworben und sie später profitabel an Air Berlin verkauft. Aber die besseren Karten im Übernahmepoker hat derzeit die Lufthansa. Die Aktie profitierte bereits vor der Air Berlin-Insolvenz, weil in der gesamten Branche ein Konsolidierungsprozess zu beobachten ist. So hat die italienische Fluglinie Alitalia zuvor im Mai ebenfalls Insolvenz angemeldet.

Wie geht es mit der Lufthansa-Aktie nun weiter? Mit einem Plus von 69 Prozent ist sie die zweitbeste Aktie im Dax in diesem Jahr. Die Branchenkonsolidierung dürfte vor allem den großen Gesellschaften helfen, zu denen auch die Lufthansa gehört. Außerdem ist die Aktie mit einem 2018er-KGV von 6,4 die am zweitniedrigsten bewertete Aktie im DAX hinter Volkswagen (KGV 5,1). Daher spricht der aktuelle Trend dafür, dass die Lufthansa-Aktie ihren Höhenflug fortsetzen kann.

Quelle: ntv.de

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