Wirtschaft

Schwachpunkte nicht zu übersehen In der nächsten Krise ist der Dow fällig

Nicht nur bei den Touristen herrscht Hochstimmung an der Wall Street.

Nicht nur bei den Touristen herrscht Hochstimmung an der Wall Street.

(Foto: imago/Levine-Roberts)

Der Dow Jones ist auf Rekordfahrt. Doch zuletzt fehlte ihm und auch den anderen US-Indizes die Dynamik. Ein Faktor aber könnte vor allem dem Dow zum Verhängnis werden.

Blendende Stimmung an der Wall Street: Der Dow Jones eilt von einem Spitzenwert zum nächsten. Gegenüber dem Stand von vor einem Jahr ist er um 18 Prozent nach oben geklettert - nicht schlecht für den altehrwürdigen Index. Aber wie bei zahlreichen anderen US-Indizes ist die Bewertung nach der Kursrally ambitioniert, speziell beim Dow ist ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 17,8 hoch bewertet. Damit liegt die Bewertung deutlich über dem langfristigen Schnitt von rund 15. Dass das Rückschlagpotenzial beim Dow höher ist als bei anderen Indizes, hat aber einen anderen Grund.

Das hängt mit den Konjunkturaussichten in den USA zusammen. Denn im ersten Quartal 2017 enttäuschte das US-Wachstum und lag sogar unterhalb der Euro-Zone. "Zwar bleibt die Fed optimistisch, dass sich die Wachstumsdynamik in den verbleibenden Quartalen 2017 beschleunigt, doch hierfür müsste sich die gute Stimmung der Unternehmen und Konsumenten mehr und mehr auf die Realwirtschaft auswirken", erklärt Dr. Klaus Bauknecht, Chef-Volkswirt der IKB Deutsche Industriebank.

Sollten wie erwartet die US-Leitzinsen im Jahresvergleich weiter angehoben werden, dürfte eine Wachstumsbeschleunigung aber schwer fallen. Riskant wird es, wenn die US-Notenbank Fed mit Leitzinserhöhungen die Wirtschaft abwürgt und sie in die Rezession abrutscht, woraufhin die Gewinne der Unternehmen deutlich sinken würden.

Das dürfte vor allem den Dow belasten, da er so viele Zykliker, also Aktien aus konjunkturabhängigen Sektoren, enthält und sie so hoch gewichtet sind. Im Index sind die Aktien im Gegensatz zum S&P 500 nicht nach dem Börsenwert des Free Floats, also der umlaufenden Aktien gewichtet, sondern anhand des Aktienkurses. Mit einem Gewicht von 7,3 Prozent führt daher Goldman Sachs die Rangliste an, vor dem Mischkonzern 3M (6,4 Prozent) und Boeing (6,0 Prozent).

Noch mehr Zykliker

Sollte eine Rezession zu einem Kursrückschlag am Aktienmarkt führen, könnte die Aktie von Goldman Sachs deutlich unter die Räder kommen, ist doch das Geschäft stark abhängig vom Investmentbanking. In schlechten Zeiten stornieren die Fluggesellschaften zudem ihre Aufträge bei Boeing.

Nach dem Gesundheitskonzern United Health (5,7 Prozent), also einer Aktie aus einer defensiven Branche, kommen auf den folgenden Plätzen wieder eine Reihe von Zyklikern, von der Baumarktkette Home Depot (5,2 Prozent), über Apple (5,0 Prozent), bis zu IBM (4,9 Prozent). Im Fall einer Konjunkturkrise oder wenn gar die Blase am Immobilienmarkt platzen sollte, würde das Geschäft von Home Depot stark unter Druck sein. In dem Umfeld dürfte es zudem Apple enorm schwer fallen, iPhones für 800 bis 1.000 Dollar an den Mann zu bringen.

Apple hatte im vergangenen Quartal überraschend einen leichten Absatzrückgang bei iPhones gegenüber dem Vorjahr verbucht. Die Erklärung von Vorstandschef Tim Cook, das liege an verstärkten Berichten über die kommenden neuen Geräte, hat nicht alle Investoren überzeugt. Immerhin waren die iPhone-Verkäufe bereits in drei der vorherigen vier Quartale zurückgegangen.

Unter noch größerem Druck steht IBM. Der Konzern hat 20 Quartale in Folge Umsatzrückgänge ausgewiesen. Im ersten Quartal lag der Erlös mit 18,2 Milliarden Dollar auf dem niedrigsten Niveau seit dem ersten Quartal 2002. Dass die Investmentlegende Warren Buffett zuletzt ein Drittel des IBM-Anteils von Berkshire Hathaway verkauft hat, spricht Bände. Die IBM-Aktie ist seit Anfang März um knapp 20 Prozent abgerutscht und notiert auf dem Niveau vom Oktober 2016.

Anleger sollten die Party genießen solange sie läuft. Zwar ist nicht absehbar, wann sie enden wird, aber wenn sie eines Tages endet, könnte der darauffolgende Rutsch im Dow Jones deutlich größer ausfallen als in vielen anderen US-Indizes.

Quelle: ntv.de

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