Wirtschaft

Zähmung für Chinas Kaufrausch Peking knöpft sich Auslandsinvestoren vor

Dem chinesischen Versicherer Anbang gehört das Waldorf Astoria in New York. Um seine Zukäufe zu finanzieren, gab er zum Teil kurzfristige, hochrentierliche Finanzprodukten heraus.

Dem chinesischen Versicherer Anbang gehört das Waldorf Astoria in New York. Um seine Zukäufe zu finanzieren, gab er zum Teil kurzfristige, hochrentierliche Finanzprodukten heraus.

(Foto: REUTERS)

Chinas Topinvestoren heißen Anbang, HNA oder Fosun - sie alle kauften in den vergangenen Jahren für Milliardensummen Firmen im Ausland. Dafür haben sie sich hoch verschuldet - und obskurer Finanzquellen bedient. Peking hat genug davon.

Chinas Top-Investoren im Ausland stehen im Epizentrum eines grundlegenden Umbruchs im Reich der Mitte. Dessen Auswirkungen könnten möglicherweise bald weithin zu spüren sein. Chinas Bankenaufsicht hat nach Informationen des "Wall Street Journal" die Geldhäuser des Landes aufgefordert, ihre Kreditvergabe an jene Firmen zu überprüfen, die aggressiv im Ausland investiert haben.

Zu den fraglichen privaten Unternehmen zählen Anbang, HNA, Fosun und die Dalian Wanda Group, die zusammen in den vergangenen Jahren mehrere zig Milliarden rund um den Erdball in verschiedene Projekte gesteckt haben. HNA etwa ist Großaktionär bei der Deutschen Bank und kaufte auch den defizitären Hunsrück-Flughafen Hahn.

Die mit den Investoren verbundene Firmen spüren bereits die Folgen. Eine Kino-Tochterfirma von Wanda etwa erlebte an der Börse am Dienstag einen Wertverlust von rund 10 Prozent. Aktien der in Hongkong gelisteten Fosun - Eignerin des Club Mediterranee und des Cirque du Soleil - verbilligten sich um 6 Prozent. Womöglich hat die Anweisung zur Folge, dass sich Chinas Einkaufstour im Ausland erheblich abschwächt. 

Waldorf-Astoria-Besitzer unter Druck

Erst vor einer Woche war der Chef des Versicherers Anbang von Sonderermittlern für Wirtschaftsdelikte festgenommen worden. Anbang war aus dem Nichts zu einem Konzern aufgestiegen, der auf Aktiva im Wert von fast 300 Milliarden US-Dollar kommt, darunter das New Yorker Waldorf Astoria. Zum Teil finanzierte Anbang seine Zukäufe mit der Ausgabe von kurzfristigen, hochrentierlichen Finanzprodukten.

Alle ins Visier der Behörden geratenen Firmengruppen haben sich hoch verschuldet und dabei teils obskurer Finanzquellen bedient, um im Ausland einkaufen zu können. Peking ist berechtigterweise besorgt, was die Gefahren und verschachtelten Verbindungen zu den Banken angeht. Doch könnte ein hartes Vorgehen Schockwellen durch Chinas komplettes Finanzsystem schicken. 

Die Folgen könnten auch weit über China hinaus spürbar werden. Vereinbarte Unternehmenstransaktionen, die noch nicht abgeschlossen sind, stehen möglicherweise vor dem Aus. Die Unsicherheit hat Folgen: Aktien der Logistikfirma CWT aus Singapur, die gerade für 1 Milliarde Dollar von HNA aufgekauft wird, gaben am Donnerstag um 5,3 Prozent nach.

Unklar auch, ob es HNA noch gelingt, sich wie geplant mit 25 Prozent an der US-Vermögensverwaltung des Versicherers Old Mutual zu beteiligen. In Deutschland gehören die Chinesen laut Insidern zum Kreis der Bieter für den zum Verkauf stehenden Schiffsfinanzierer HSH Nordbank aus Hamburg. Droht gar ein Rückzug von chinesischen Investoren?

Regulierer schütteln die Köpfe

Eine weitere Sorge: Womöglich müssen die chinesichen Firmengruppen sogar Vermögensgegenstände veräußern, wenn Peking tatsächlich den Geldhahn zudreht. Erst vor Kurzem ist die HNA-Gruppe mit 10 Prozent zum größten Einzelaktionär der Deutschen Bank aufgestiegen, ihr gehört auch ein Viertel des Hotelkonzerns Hilton. Beide Transaktionen fädelten die Chinesen mit hochkomplexen Finanzierungsmodellen ein, die generell bei Regulierern für Kopfschütteln sorgen.

Insofern könnte der "Großinvestor China" eine längere Atempause als bisher gedacht einlegen. Firmen aus den USA und Europa, die sich zum Verkauf stellen wollen, könnten es jetzt schwerer haben, zu einem guten Preis Investoren zu finden.

Quelle: ntv.de, ddi/DJ

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