Wirtschaft

Entzauberter Trump Wie man bei sinkenden Zinsen investiert

US-Präsident Trump hat kein Interesse an steigenden Zinsen.

US-Präsident Trump hat kein Interesse an steigenden Zinsen.

(Foto: AP)

Trotz der Leitzinserhöhungen der US-Notenbank sind die Zinsen nicht nur in den USA, sondern auch in Europa unter Druck. Wie sollten sich Anleger positionieren, falls die Renditen weiter nach unten tendieren?

Die ehemalige Trump-Euphorie löst sich zusehends in Luft auf: Kaum etwas spiegelt das besser wieder als die US-Zinsen. So notieren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen mit knapp 2,25 Prozent deutlich unter dem Niveau von Mitte März von mehr als 2,6 Prozent. Investoren werden sich immer bewusster, dass sich das Wachstum der hoch verschuldeten US-Wirtschaft nach den bisherigen drei Zinserhöhungen der Fed erheblich abgekühlt haben dürfte, während US-Präsident Donald Trump wohl frühestens am Jahresende eine Steuerreform durch den Kongress bringen könnte.

S&P 500
S&P 500 4.960,72

Damit bleiben wichtige Impulse für die zunehmend schwächelnde Wirtschaft weiter aus. "Die Warnsignale werden dunkler", sagte Larry Fink, Chef des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock. Die Wirtschaft wachse nicht so stark, wie Investoren erwartet hätten. Die Notenbank von Atlanta prognostiziert für das erste Quartal ein Wirtschaftswachstum von lediglich 0,5 Prozent annualisiert. Damit hätte es sich gegenüber dem Wert von 2,1 Prozent für das vierte Quartal 2016 erheblich verlangsamt.

"Ich mag eine Geldpolitik niedriger Zinsen"

Die gesunkenen US-Zinsen haben auch jene in der Eurozone mit nach unten gezogen. So liegen die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen mit 0,24 Prozent deutlich unter dem Hoch vom März bei knapp 0,5 Prozent. Bei anhaltend schwachen US-Konjunkturdaten könnten die Zinsen in den USA in den nächsten Monaten aber weiter nach unten tendieren, zumal Trump zuletzt unmissverständlich klar gemacht hat, dass er auf niedrige Zinsen setzt. "Ich mag eine Geldpolitik niedriger Zinsen, ich muss ehrlich mit Ihnen sein", sagte Trump in einem Interview mit dem Wall Street Journal.

Bei einer Staatsverschuldung von 19,85 Billionen Dollar – das sind herbe 107 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung – würde ein Zinsanstieg um lediglich 100 Basispunkte (einen Prozentpunkt) zusätzliche Zinsbelastungen von knapp 200 Milliarden Dollar pro Jahr bedeuten. Trump muss daher Fed-Chefin Janet Yellen überzeugen, dass die Zinserhöhungen bald auslaufen sollten. "Sollte die Fed dennoch die Zinsen weiter erhöhen, würde dieser Schritt das Wirtschaftswachstum weiter dämpfen, womit die Zinsen für US-Anleihen, gerade für zehnjährige, weiter sinken dürften", erklärt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets, gegenüber n-tv.de. "Das würde auch jene in der Euro-Zone nach unten drücken", so Stanzl weiter.

Portfolioumschichtungen

Viele Investoren befürchten, dass es in dem Umfeld zu einer deutlichen Korrektur bei US-Aktien kommen könnte, weshalb institutionelle Investoren ihre Gewichtung von US-Aktien zuletzt merklich verringert haben, zumal der S&P 500 mit einem KGV von 18,3 höher bewertet ist als selten zuvor. Allerdings könnte ein kräftiger Einbruch beim S&P 500 ausbleiben, da er Rückenwind von dem schwächeren Dollar und den sinkenden Zinsen bekommt. Bei einem sinkenden Dollar verbessern sich die Perspektiven für die US-Wirtschaft, weil US-Produkte im Ausland billiger werden, während ausländische Produkte in den USA teurer werden. Bei sinkenden Zinsen werden Aktien attraktiver, weil der Abstand zwischen den Zinsen für zehnjährige US-Anleihen und der Dividendenrendite des S&P 500 von 2,0 Prozent geringer wird.

Wahrscheinlicher ist, dass Investoren Geld in den US-Aktienmarkt umschichten, weil die Gewichtung von Aktien aus zyklischen Sektoren, also konjunkturabhängigen Branchen, viel geringer ist als etwa im Dax. Gleichzeitig setzen Investoren verstärkt auf Aktien aus defensiven Sektoren, wie Immobilienfirmen, Versorger, Gesundheit und Telekom.

Alternative Absicherung

Außerdem könnte der Dax in einem Umfeld, in dem sich die Perspektiven für die US- und damit für die Weltwirtschaft eintrüben, etwas mehr Gegenwind haben als der S&P 500. Im Dax dürfte daher verstärkt Geld aus Zyklikern in Aktien aus defensiven Sektoren umgeschichtet werden. So waren zuletzt gerade die Papiere von Daimler und BMW, ThyssenKrupp, BASF und HeidelbergCement unter Druck. In einem Umfeld sinkender Zinsen trennen sich Investoren zudem von sogenannten Value-Aktien und setzen stattdessen auf Growth-Aktien wie etwa SAP oder Adidas. Erstere sind Papiere mit niedrigem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), oder Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) und einer hohen Dividendenrendite.

Eine Alternative zum direkten Verkauf kann auch eine Absicherung dieser Titel sein, zumal die Unsicherheit vor der Frankreichwahl am Sonntag kräftig angestiegen ist. Adrian Hurler, Derivate-Experte von Goldman Sachs, favorisiert für die Absicherung daher derzeit Knock-out-Papiere: "Aufgrund der gestiegenen impliziten Volatilität sind Optionsscheine teurer geworden, daher bieten sich aktuell Knock-out-Bear-Papiere zur Absicherung eines Depots oder einzelner Aktien an, die von fallenden Aktienkursen profitieren und die Verluste daher ausgleichen."

Wer sein Depot weiter aufräumen will, schichtet auch in die Profiteure sinkender Zinsen um. Hierzu gehören Unternehmen wie Vonovia, denn die Immobilienpreise dürften weiter steigen, wodurch der Wert des Immobilienbestands des Dax-Konzerns weiter wachsen sollte. Der Druck auf die Zinsen hat vor allem in den USA enorm zugenommen, aber mit den richtigen Anpassungen des Portfolios können Anleger von der Entzauberung Trumps profitieren.

Disclaimer: Dieser Beitrag stellt keinerlei Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Aktien oder Anlageprodukten dar. Für die Richtigkeit der Daten wird keine Haftung übernommen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen