Null Zinsen für 10-Jahresanleihe Bund verdient mit Neuverschuldung Geld
13.07.2016, 14:40 UhrDeutsche Staatsanleihen gelten als sichere Zuflucht - so sicher, dass Anleger draufzahlen, um ihr Geld hier parken zu können. Jetzt verdient der deutsche Staat erstmals mit der Platzierung einer zehnjährigen Bundesanleihe Geld.
Erstmals seit dem Bestehen der Eurozone hat ein Mitgliedsland eine Anleihe mit 10 Jahren Laufzeit mit einer negativen Auktionsrendite am Markt platziert. Die neue deutsche Bundesanleihe, ohnehin bereits mit einem Kupon von 0,00 Prozent ausgestattet, wurde mit einer Durchschnittsrendite von minus 0,05 Prozent zugeteilt.
Das heißt, Abnehmer des Papiers bekommen nach Ablauf der zehn Jahre weniger Geld zurück, als sie bezahlt haben - im Durchschnitt eben diese 0,05 Prozent. Die Papiere wurden zu einem Kurs von 100,48 Prozent zugeteilt, werden am Laufzeitende aber nur zu 100 Prozent zurückgezahlt. Durch diesen Kursverlust ergibt sich die negative Rendite.
Die 2026 fälligen Papiere waren wie es im Fachjargon heißt "technisch unterzeichnet", denn dem Gesamtvolumen von 5 Milliarden Euro (inklusive einer wie üblich zu Marktpflegezwecken einbehaltenen Tranche) standen lediglich Gebote von 4,783 Milliarden gegenüber. Die Finanzagentur teilte 4,038 Milliarden zu. 962 Millionen gingen auf das Buch der Bundesbank.
Anleger zahlen drauf
Für Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble bedeutet dies, dass er extrem günstig an frisches Geld kommt. Am Ende muss er weniger zurückzahlen, als er sich geliehen hat.
Hintergrund der Entwicklung ist die auf der ganzen Welt zu spürende Suche der Anleger nach Rendite und Sicherheit. Auslöser sind die geldpolitisch extrem locker agierender Notenbanken. Diverse Unwägbarkeiten wie eine maue Weltkonjunktur, unsichere Zinsaussichten in den USA und die Sorge vor negativen Auswirkungen eines Ausscheidens Großbritanniens aus der EU bereiten den Anlegern zudem zunehmend Sorgen.
Deutsche Staatsanleihen gelten als sichere Zuflucht - so sicher, dass Anleger sogar bereit sind draufzuzahlen, um ihr Geld hier parken zu können. Der bislang höchste Zinskupon wurde 1981 mit 10,75 Prozent festgesetzt.
Auf dem sogenannten Sekundärmarkt werden zehnjährige Bundesanleihen bereits seit mehreren Wochen mit negativen Renditen gehandelt. Zudem werden Anleihen mit kürzerer Laufzeit, etwa zwei oder fünf Jahren, seit Längerem mit Negativzins ausgegeben.
Rendite-Rekord in der Schweiz
Unmittelbar vor der deutschen Auktion hatte die Schweiz ebenfalls einen Rekord aufgestellt. Sie platzierte 2058 fällige Anleihen mit einer Minusrendite von 0,023 Prozent. Noch nie zuvor wurden weltweit Papiere mit einer so langen Laufzeit mit einer negativen Auktionsrendite am Markt untergebracht. Bei der Auktion handelte es sich um die Aufstockung einer bereits früher aufgelegten Emission.
Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts/AFP