Wirtschaft

Neue Dynamik in Europa Analysten rechnen mit weiterem Euro-Anstieg

Langfrist-Anleger unterschätzen Analysten zufolge immer noch die Stärke des Euro.

Langfrist-Anleger unterschätzen Analysten zufolge immer noch die Stärke des Euro.

(Foto: picture alliance / Jens Wolf/dpa)

Der Euro springt erstmals seit mehr als zweieinhalb Jahren über die Marke von 1,20 Dollar. Notenbanker, Kim Jong Un und Donald Trump tragen dazu bei. Doch hinter dem Erstarken des Euro steckt mehr. Börsianer gehen von einem weiteren Wertgewinn aus.

Die Anleger an den Internationalen Devisenmärkten decken sich im großen Stil mit Euro ein. Die Gemeinschaftswährung durchbricht erstmals seit Januar 2015 wieder die Marke von 1,20 Dollar und notiert bei 1,2069 Dollar. Analysten halten den Euro angesichts der wirtschaftlichen Dynamik in der Eurozone immer noch für unterbewertet und einen weiteren Anstieg für wahrscheinlich.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

"Gut, wenn das Grauen einen Namen hat: Janet, Mario und Harvey waren es, die die Devisenmärkte gestern durchgeschüttelt haben", schrieb DZ-Bank-Analystin Dorothea Huttanus. "Über Nacht hat sich dann leider noch (Kim) Jong Un hinzugesellt, der die Koreakrise auf ein neues Eskalationsniveau gebracht hat." Nordkorea hatte in der Nacht erneut eine Rakete abgefeuert, die über Japan hinweg flog. Ministerpräsident Shinzo Abe sprach von einer beispiellosen und ernsthaften Bedrohung.

Schon am Montag war der Euro gefragt, da Händler das Schweigen von EZB-Chef Mario Draghi zum Kursanstieg des Euro beim Notenbank-Gipfel in Jackson Hole als Kaufsignal gewertet hatten. Auch seine Fed-Kollegin Janet Yellen hatte darauf verzichtet, die Zinsspekulationen der Märkte zu steuern und damit den Dollar geschwächt.

Die US-Währung hat allerdings auch mit Sorgen über die wirtschaftlichen Folgen des Wirbelsturms "Harvey" zu kämpfen. Darüber hinaus belastet die innenpolitische Lage in Washington die US-Währung.

Euro-Raum schließt zu USA auf

Neben den politischen Turbulenzen sehen Analysten wirtschaftliche Gründe für den erstarkten Euro. Die Euro-Zone wächst immer stärker. Das Bruttoinlandsprodukt des Währungsraums legte im zweiten Quartal um 0,6 Prozent zu. Damit war der Zuwachs doppelt so kräftig wie etwa in Großbritannien. Im ersten Quartal war das Plus in den 19 Staaten der Währungsunion mit 0,5 Prozent bereits stärker als in den USA.

"Während die Eurozone noch bis vor kurzem als kranker Mann galt, kommt die Genesung nun erstaunlich schnell voran", sagte Thomas Gitzel von der VP Bank in Vaduz. Für die Jahre 2017 und 2018 sagen die jüngsten Prognosen der EU-Kommission Wachstum in allen Staaten des Euro-Raums voraus: "Damit steigen die Chancen auf ein sich selbst verstärkendes Wachstum", so der Ökonom.

Vor allem aufgrund dieser neuen Wachstumsdynamik gehen viele Börsianer davon aus, dass der Euro weiter an Wert gewinnen wird. So sagen die Währungsstrategen von Morgan Stanley voraus, dass der Euro schon bald bei 1,2280 Dollar liegen könnte. Der Euro sei gemessen an seiner Kaufkraft extrem unterbewertet gewesen. "Langfristig orientierte Anleger haben nach unserer Ansicht den Euro immer noch unterbewertet." Auch zum Pfund zog der Euro an und notierte mit 93,03 Pence so hoch wie zuletzt im Oktober 2016.

Quelle: ntv.de, mbo/rts/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen