Wirtschaft

Alles hört auf Warren Buffett Fonds ohne Chance

Warren Buffett.

Warren Buffett.

(Foto: REUTERS)

Investoren schichten massiv Geld aus aktiv gemanagten Fonds in passive Investments um. Damit setzt sich eine Empfehlung der Investmentlegende Warren Buffett zusehends durch - was wohl auch an der Performance liegt.

Ein Mittagessen mit Warren Buffett ist anscheinend nicht mehr so begehrt wie im Vorjahr. Anfang Juni bekam der Bieter einer Auktion für 2,68 Millionen Dollar den Zuschlag. Das ist ein Rückgang um 22 Prozent gegenüber dem 2016er-Rekord. Das Geld fließt an die Wohltätigkeitsorganisation Glide aus San Francisco. Warum geht das Interesse an einem Essen mit der Investmentlegende zurück?

Buffett Rat ist vielleicht gar nicht mehr gefragt, hat er doch persönlich in den vergangenen Jahren wiederholt die Vorteile passiver Investments aufgezeigt und im jährlichen Brief an die Aktionäre Jack Bogle wegen seines Einsatzes für passive Investments als "Held" bezeichnet. Das dürfte vielen Verwaltern von aktiven Fonds, wie Buffet selber einer ist, nicht besonders gut gefallen haben. Der erwähnte Bogle ist der Gründer des US-Finanzdienstleisters Vanguard Group und hatte frühzeitig auf den ETF-Zug gesetzt. Entsprechend ist das verwaltete Vermögen der Firma zuletzt auf 4,2 Billionen Dollar gestiegen, wovon rund drei Billionen in passive, indexbasierte Strategien investiert sind.

Buffett kritisiert, dass die aktiv gemanagten Fonds dem Vergleichsindex hinterherhinken, weshalb die hohen Gebühren nicht gerechtfertigt seien. Die Daten des Indexanbieters S&P Dow Jones Indices belegen dies: Im vergangenen Jahr haben 66 Prozent aller Fonds, die den S&P 500 als Vergleichsindex (Benchmark) haben, schlechter abgeschnitten als der Index. Auf lange Sicht sieht es sogar noch viel schlechter aus. In den vergangenen zehn Jahren sind laut dem Indexanbieter 84,6 Prozent der Benchmark hinterhergehinkt. Die Firma legte zudem erstmals eine Auswertung für 15 Jahre vor. Dabei lag der Wert sogar bei 92,2 Prozent.

Wegen dieser Ergebnisse stimmen die Investoren zusehends mit den Füßen ab. 2016 flossen netto 508,4 Milliarden Dollar in passiv gemanagte Fonds, während aktive Abflüsse von 340,1 Milliarden Dollar verbucht haben. Die Folgen dieser Marktverschiebung sind massiv, wie die Zahlen der Researchfirma Morningstar klar zeigen. Von den Vermögenswerten, die derzeit insgesamt in herkömmliche US-Aktienfonds und ETFs investiert sind, entfielen zuletzt 46,7 Prozent auf ETFs, im Vergleich zu 36,3 Prozent drei Jahre zuvor. Wenn die Marktverschiebung in dem Tempo weitergeht, könnte schon bald mehr Geld von ETFs verwaltet werden als von herkömmlichen Fonds.

In Europa sieht es nicht besser aus

Die Auswertung von S&P Dow Jones Indices für Europa sind ähnlich ernüchternd: Im Jahr 2016 haben 80,4 Prozent der Fonds, für die der marktbreite S&P Europe 350 eine gute Richtschnur wäre, schlechter abgeschnitten als der Index. Auf Sicht von fünf Jahren läge der Wert bei 74,2 Prozent, auf zehn Jahre sogar bei 88,3 Prozent. Daher erfreut sich auch die europäische ETF-Industrie starker Zuflüsse. So waren Ende Mai 406,7 Milliarden Euro in europäische Aktien-ETFs investiert. Das ist ein Anstieg um 14 Prozent gegenüber Ende 2016. 8 Prozentpunkte davon sind allerdings auf die Rally am Aktienmarkt zurückzuführen.

Gleichzeitig versuchen Investoren mit ETFs die Kosten bei Ihren Investitionen so gut es geht zu minimieren. Manuel Suckart vom Discountbroker Degiro spürt diese Trends ebenfalls, die sich in den Absatzzahlen bemerkbar machen: "Wir haben weiterhin einen klaren Trend hin zu ETFs. Aktiv gehandelte Fonds werden momentan immer weniger nachgefragt." Auch andere Anbieter, etwa etoro als Social Trading-Plattform, nimmt zunehmend ETFs ins Programm. Derzeit werden 53 verschiedene ETFs aus ganz unterschiedlichen Bereichen angeboten.

Buffets Anlagehistorie ist beeindruckend, auch wenn ein Großteil seines langjährigen Erfolges nicht auf ETFs beruht. Er ist wohl der Meinung, dass eine enge Anlehnung an die Indizes mit einer geringen Kostenstruktur aktuell eine gute Strategie ist. Mit dem so gesparten Geld können Anleger dann mit einem ihrer Liebsten zum Essen gehen - ohne Warren Buffet und vermutlich deutlich preiswerter.

Quelle: ntv.de

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