Marktberichte

Wann liefert Trump endlich? Börsianer hoffen nun auf Steuersenkungen

Das Projekt Abschaffung von Obamacare ist nach hinten losgegangen. Trump fehlt jetzt das Geld zur Finanzierung seiner Steuersenkungen und Infrastrukturmaßnahmen.

Das Projekt Abschaffung von Obamacare ist nach hinten losgegangen. Trump fehlt jetzt das Geld zur Finanzierung seiner Steuersenkungen und Infrastrukturmaßnahmen.

(Foto: picture alliance / Yoon S. Byun )

Anleger müssen um den versprochenen Konjunktur-Kick in den USA fürchten. Präsident Trump steckt bei der Abschaffung von Obamacare eine Schlappe ein. Die Latte für Kurssteigerungen liegt nun höher.

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Für eine Fortsetzung der Kursrally an den Aktienmärken wird US-Präsident Donald Trump allmählich liefern müssen. Erste Zweifel an dem von ihm in Aussicht gestellten Wirtschaftsboom sorgten bei Anlegern bereits für Ernücherung. "Das Macher-Image von Trump hat Kratzer bekommen", sagt Tobias Basse von der NordLB. Die Hoffnung auf große Infrastrukturprogramme und Steuersenkungen für Amerika hatte die Aktienmärkte seit Trumps Wahlsieg im November angetrieben.

Nach Ansicht von Expertin Kathleen Brooks vom Brokerhaus City Index beginnt nun die zweite Phase dieses "Trump-Trade". Reichten Versprechungen bislang aus, müssten nun Fakten geschaffen werden. "Der Markt will jetzt in Sachen Gesetzgebung im Kongress etwas sehen, das ist jetzt genauso wichtig wie die Themen Notenbank und Konjunktur." Damit liege die Latte für weitere Kurssteigerungen höher als bislang. "Das kann die Volatilität im zweiten Quartal deutlich erhöhen", betont Brooks.

Eine schwere Niederlage musste Trump am Freitag einstecken, als mit den Plänen zur Abschaffung der Gesundheitsreform seines Vorgängers Barack Obama sein erstes großes Gesetzesvorhaben scheiterte. Nun will er die versprochenen Steuersenkungen angehen. An der Wall Street richten sich die Hoffnungen nun auf dieses Projekt. Die Aussicht auf Steuererleichterungen noch in diesem Jahr dürfte den Markt beruhigen, sagt Anlagestratege Paul Zemsky vom Vermögensverwalter Voya Investment Management.

Europäische Aktien bleiben interessant

Analysten sehen das Potenzial für Dax und EuroStoxx noch nicht ausgereizt. "Angesichts der günstigeren Gewinnaussichten, des geringeren politischen Risikos, der attraktiveren Bewertungen und der höheren Dividenden als in den USA wird der europäische Markt immer attraktiver", sagt Charles Ma von Allianz Global Investors. 

Basse rechnet damit, dass der Dax in der neuen Woche zumindest die Marke von 12.000 Punkten halten kann. Der Chefstratege von Merck Finck, Robert Greil, erwartet sogar, dass der Leitindex nach einer Verschnaufpause Kurs auf sein Allzeithoch von 12.390,75 Punkten nehmen wird. Vergangene Woche hatte das Barometer leicht nachgegeben und war am Freitag mit 12.064 Zählern aus dem Handel gegangen.

Im Auge behalten werden Europas Anleger die nahenden Brexit-Verhandlungen mit Großbritannien. Die britische Premierministerin Theresa May will der EU am Mittwoch kommender Woche den Antrag zum Austritt ihres Landes aus der Staatengemeinschaft nach Artikel 50 der EU-Verträge übermitteln.

Inflationsdaten im Blick

Spannend bleibt auch das Thema Zinsen in der Euro-Zone. "Im Euroraum riecht es nach einer Zinswende", kommentiert die Commerzbank. Würden sich Konjunktur und Inflation stärker entwickeln als von der Europäischen Zentralbank derzeit erwartet, könnten die Leitzinsen nach einem Ende der Anleihekäufe rascher als bisher gedacht angehoben werden. Die Inflation hatte im Februar mit 2,0 Prozent erstmals seit langer Zeit wieder leicht über der Zielmarke der Notenbank von knapp unter zwei Prozent gelegen. Für die - für Freitag erwarteten - März-Daten gehen Analysten von 1,8 Prozent aus.

Um die Konjunktur anzuschieben und für mehr Inflation zu sorgen, pumpt die Euro-Notenbank zudem seit März 2015 mit dem Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren Woche für Woche Milliarden in das Bankensystem.

Impulse könnte auch der Ifo-Geschäftsklimaindex am Montag liefern. Analysten gehen allerdings von einem unveränderten Wert für März aus. In den USA stehen am Dienstag das Verbrauchervertrauen im März, am Donnerstag die dritte Wachstumsschätzung für das Schlussquartal 2016 sowie am Freitag die Konsumausgaben im Februar auf der Agenda.

Auf der Unternehmensseite dürfte es nach Auslaufen der Bilanzsaison ruhiger zugehen. Im Bankensektor verdichten sich die Anzeichen für eine Kapitalerhöhung der Credit Suisse. Am Dienstag nehmen Investoren beim Kapitalmarkttag von RWE die Themen künftige Strategie, Dividendenpolitik und Übernahmespekulationen in der Versorgerbranche ins Visier. Am Mittwoch lädt Daimler zur Hauptversammlung.

Quelle: ntv.de, ddi/rts

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