Marktberichte

"Wir bewegen uns auf hohem Niveau" Dax ist "auf dem Weihnachtsmarkt"

Der Dax am Nikolaus-Tag: Spätestens am Donnerstag steht für die Märkte "neuer Treibstoff" an.

Der Dax am Nikolaus-Tag: Spätestens am Donnerstag steht für die Märkte "neuer Treibstoff" an.

(Foto: REUTERS)

Nach dem Kurssprung vom Wochenstart scheint sich der Handel am Aktienmarkt zu beruhigen. Der Dax klettert zwar weiter, erreicht aber nicht die Dynamik des Vortages. Zwei Themen setzen dennoch Impulse. Der Dow schließt auf Rekordhoch.

Mit Aufschlägen hat der deutsche Aktienmarkt am Dienstag an den Kurssprung zum Wochenstart angeknüpft. Der Dax drehte erst am Mittag ins Plus und schloss am Ende auf Tageshochniveau um 10.775 Punkte. Damit rückt das obere Ende der Seitwärtsrange (10.800) und auch das Jahreshoch bei 10.828 Zählern näher. Allerdings fehlte die Dynamik vom Montag, um dieses Ziel wirklich anzugehen.

"Der Dax ist eher auf dem Weihnachtsmarkt", kommentierte n-tv-Börsenexperte Frank Meyer die Situation am deutschen Aktienmarkt. Seine Kollegin Corinna Wohlfeil verwies bereits auf die am Donnerstag anstehende Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB). Die könne "neuen Treibstoff für die Märkte" liefern, sagte sie.

Der Dax beendete den Handel mit einem Aufschlag von 0,9 Prozent bei 10.775 Punkten. Am Montag war er deutlich fester aus dem Handel gegangen, hatte im Tageshoch 10.731 Zähler erreicht. Der MDax schloss 1,0 Prozent fester bei 20.893 Stellen. Der TecDax verabschiedete sich nahezu unverändert mit 1700 Stellen aus dem Handel.

USA: Neues Allzeithoch in New York

Mit den insgesamt bereits 19 Rekordhochs des laufenden Jahres im Rücken haben Börsianer an der Wall Street im Dienstagshandel einen Gang zurückgeschaltet. Vor den anstehenden Notenbanksitzungen in Europa und den USA sei die Luft zunächst raus, hieß es, auch wenn es im späten Geschäft doch noch zu knappen Aufschlägen reichte. Am Donnerstag werden die Beschlüsse der Europäischen Zentralbank (EZB) bekannt gegeben und in der kommenden Woche tritt die Federal Reserve (Fed) zu ihrer viel beachteten Zinssitzung zusammen.

Der Dow-Jones-Index gewann 0,2 Prozent auf 19.252 Punkte und beendete den Handel auf einem neuen Rekordschlusskurs. Der breiter gefasste S&P-500 legte um 0,34 Prozent auf 2212 Zähler zu. An der Nasdaq verbuchten Händler im Composite-Index ein Plus von 0,45 Prozent auf 5333 Punkte zu.

"Wir bewegen uns auf hohem Niveau und der Markt konsolidiert die jüngsten Aufschläge. Bis zur Fed-Sitzung dürften Investoren keine großen Schritte unternehmen", sagte Chefhändler Mark Kepner von Themis Trading. Von anderer Seite war zu vernehmen, dass eine US-Zinserhöhung im Dezember zwar eingepreist sei, aber die Sorge vor "extrem falkenhaften" Äußerungen der Fed die Stimmung belastete.

Die US-Notenbank könnte die Märkte auf eine aggressivere Straffung der Geldpolitik 2017 einstimmen, erklärte Marktstratege Peter Cardillo von First Standard Financial die Zurückhaltung am Markt. Im Gegensatz dazu rechnen Marktakteure mit einer Verlängerung des Anleihekaufprogramms durch die EZB.

Die Italien-Abstimmung dürfte EZB-Präsident Mario Draghi die Argumente für eine zeitliche Streckung des Programms über März 2017 hinaus liefern, vermuteten Strategen der ING. Damit könnte die gegenläufige Geldpolitik der Notenbanken in Europa und Amerika vor allem den Devisenmarkt und hierüber auch den Aktienmarkt beeinflussen. Allerdings sind entsprechende Schritte der beiden Banken weitgehend eingepreist.

Wie schon am Vortag sorgten auch positive Konjunkturdaten nicht mehr für Impulse. Der Auftragseingang der US-Industrie war im Oktober deutlich gestiegen, was aber so erwartet worden war. Auch die übrigen Daten lieferten wenig Überraschendes: Lediglich die im Rahmen der Produktivitätsdaten veröffentlichten Lohnstückkosten stiegen unerwartet deutlich und bestätigten damit den aktuellen Trend einer steigenden Teuerung.

Einen bremsenden Faktor für den Aktienmarkt lieferte der erstmals seit fünf Sitzungen nachgebende Ölpreis. Nach der rasanten Rally seit Ende November auf immer neue Jahreshochs sprachen Händler von Gewinnmitnahmen. Spannend wird es am Wochenende, wenn die Opec sich mit Ölländern außerhalb des Erdölkartells wegen einer Förderbegrenzung zusammensetzt, voran mit Russland. Die Skepsis über die Wirkung der Beschlüsse blieb aber - nicht ohne Grund: Aktuelle Daten zeigten, dass der Ölausstoß der Opec im November erneut Rekordniveau erreicht hatte.

Boeing
Boeing 192,99

Bei den Einzelwerten standen unter anderem die Aktien von Boeing im Vordergrund: Der Kurs des US-Flugzeugbauers notierte zur Schlussglocke nach einem bewegten Tag 0,05 Prozent im Plus bei 152,24. Zuvor hatte der designierte US-Präsident Donald Trump mit seiner Aussage für Aufsehen gesorgt, dass die neuen Regierungsmaschinen für das "Air Force One"-Programm wegen zu hoher Kosten storniert werden sollten.

Die Aktien von Apple gewannen 0,8 Prozent auf 109,95 Dollar. Zu Wochenbeginn hatten sich Gerüchte über Pläne für ein autonom fahrendes Auto des Konzerns verdichtet.

Konjunktur: Banken könnten "platzen"

Die Börsianer hätten bereits das Treffen der EZB am Donnerstag im Blick, hieß es auch aus Frankfurt. Es wird allgemein erwartet, dass die Währungshüter das Wertpapierkaufprogramm um sechs Monate verlängern. In der Pressekonferenz dürfte EZB-Präsident Mario Draghi auch zur Situation in Italien und dem italienischen Bankensektor befragt werden. Der steht nach dem "Nein" der Italiener im Verfassungsreferendum und dem danach folgenden Rücktritt von Ministerpräsident Matteo Renzi besonders unter Druck - und könnte, nach Expertenmeinung, eine neue Euro-Krise auslösen.

Viele italienische Banken drohen unter einem Berg fauler Kredite zu ersticken und benötigen dringend frisches Kapital. Unmittelbar auf Messers Schneider steht der geplante so genannte Debt-to-Equity-Swap für Monte dei Paschi. Sollte dieser scheitern, droht ein Bail-In der Anteilseigner, wovon viele italienische Privatanleger betroffen sein würden. Beobachter fürchten, dass dies eine Kapitalflucht aus dem Sektor auslösen könnte. Monte-Paschi-Aktien drehten spät ins Minus.

Dax: Hoffen bei RWE und Eon

Bei den deutschen Einzelwerten konnten die Bankentitel indes deutlich zulegen. Sowohl Deutsche Bank gewannen mehr als 7 Prozent, Commerzbank mehr als 6 Prozent. Sie waren damit die Toptitel im Dax. Zum Wochenstart hatte nur die Deutsche Bank deutliche Gewinne verbucht.

RWE
RWE 31,46

Die Aktien der Versorger RWE und Eon legten mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts (BVG) zum Atomausstieg ebenfalls deutlich zu. In der Spitze ging es für die Titel um jeweils gut 6 Prozent nach oben. Danach gaben sie einen Teil der Gewinne wieder ab, gingen am Ende etwa 5 Prozent (Eon) und 2 Prozent (RWE) aus dem Handel. Der hatte mit einer Ablehnung der Klage gerechnet.

Nun heißt es allerdings: Der Atomausstieg verstößt nach Auffassung der Karlsruher Richter teilweise gegen das Grundgesetz. Bemängelt wurde vor allem eine fehlende Regelung zur Entschädigung. Das Bundesverfassungsgericht mahnte daher eine Nachbesserung des Gesetzes bis Mitte 2018 an. "Das macht Hoffnung, dass es irgendeine Form von Schadenersatzleistung geben wird", sagte ein Marktteilnehmer.

MDax: Aufsteiger

Die erst vor kurzem an die Börse gekommenen Innogy und Uniper steigen im Dezember bereits in den MDax auf.

Rhön-Klinikum und DMG Mori werden den Platz freimachen und steigen in den SDax ab, wo sie Leifheit und Ferratum ersetzen. Das gab die Deutsche Börse bekannt. Innogy-Aktien gewannen 0,7 Prozent, Uniper-Titel 1,5 Prozent.

SDAx: "Harte Bandagen"

Braas verloren 3,5 Prozent. Als Grund verwiesen Händler auf eine gerichtliche Verfügung gegen die Kapitalerhöhung durch den Bieter Standard Industries. "Da wird mit immer härteren Bandagen gekämpft", sagte ein Händler. Der Charakter einer feindlichen Übernahme werde immer klarer, was für Verunsicherungen bei Anlegern sorge, da sie sich auf überraschende Störfeuer einstellen müssten.

TecDax: Aixtron fliegt bald

Medigene
Medigene 2,11

In den TecDax wird die Medigene-Aktie aufrücken, Aixtron werden verdrängt. Den Schritt begründete die Deutsche Börse mit der Fast-Exit-Regel, da Aixtron hinsichtlich der Marktkapitalisierung die Kriterien für einen Verbleib im TecDax nicht mehr erfülle. Die Änderungen werden zum 19. Dezember 2016 wirksam. Aixtron schlossen 1 Prozent in Minus.

Europa: Bieterkampf

Actelion lagen in der Spitze um 4 Prozent im Plus, am Ende blieben etwa 1,7 Prozent. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, erwägt Sanofi eine Gegenofferte für Actelion. Derzeit befinden sich die Schweizer in Übernahmegesprächen mit Johnson & Johnson.

Die Amerikaner sollen mehr als 250 Dollar je Aktie oder mehr als 27 Milliarden Dollar geboten haben. "Es zeichnet sich ein Übernahmekampf um Actelion an", sagte ein Händler. Gut möglich, dass auch andere Unternehmen wie Roche oder Pfizer noch Interesse bekunden werden.

Devisen: Euro verteidigt 1,07

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,08

Der Euro versuchte, seine Kursgewinne vom Montag zu verteidigen. Am Ende gab die Gemeinschaftswährung dennoch leicht nach und notierte am Abend 0,0,2 Prozent schwächer bei 1,0736 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0734 Dollar fest nach 1,0702 Dollar zum Wochenstart.

Auch einen Tag nach der Ablehnung der Verfassungsreform in Italien und ersten Hinweisen auf mögliche vorgezogene Neuwahlen blieben die Finanzmärkte gelassen. Am Montag hatte der Euro nach dem gescheiterten Italien-Referendum nur zeitweise verloren, war kurzzeitig in den Bereich der 1,05er Marke gefallen. Danach war die Gemeinschaftswährung bis auf den höchsten Stand seit Mitte November gestiegen.

"Trotz der Abstimmungsniederlage von Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi wird offenbar nicht von einer nachhaltig negativen Ausstrahlung auf das gesamte Währungsgebiet ausgegangen", kommentierten Devisenexperten der Bank HSBC Trinkaus. Außerdem wurde die Gemeinschaftswährung im Handelsverlauf durch deutlich besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten gestützt. Die deutsche Industrie hatte im Oktober viel mehr Aufträge erhalten als erwartet. Der Zuwachs an neuen Bestellungen war so stark wie seit mehr als zwei Jahren nicht mehr. Etwas besser als erwartet ausgefallene Auftragseingänge in der US-Wirtschaft konnten den Euro am Nachmittag nicht nachhaltig belasten.

Rohstoffe: Ölpreis gibt deutlich nach

Der Ölpreis baute seine Abgaben im Handelsverlauf aus. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Abend 53,52 Dollar. Das waren 2,5 Prozent weniger als am Montag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel ebenfalls 2,5 Prozent auf 50,62 Dollar.

Händler sprachen von einer Gegenbewegung nach dem jüngsten Anstieg. Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) versucht indes, weitere Länder außerhalb des Kartells an einer Begrenzung der Förderung zu beteiligen. So will sich die Opec etwa mit Mexiko und Kasachstan am Samstag in Wien treffen.

Asien: Risikofreude steigt

Mit steigenden Kursen warteten die Aktienmärkte in Fernost auf. Die Anleger hätten die erste Verunsicherung nach dem gescheiterten Verfassungsreferendum in Italien überwunden, sagten Händler. Auch positive Vorgaben aus den USA und Europa sorgten dafür, dass die Vortagsverluste weitgehend wettgemacht wurden. Ermutigende Konjunkturdaten aus den USA drängten zudem Sorgen um den Euro und die Europäische Union  in den Hintergrund. So war das Wachstum der US-Dienstleister dem ISM-Institut zufolge im November überraschend hoch ausgefallen.

In Tokio schloss der Leitindex Nikkei 0,5 Prozent höher bei 18.360 Punkten. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans lag 0,6 Prozent im Plus. Nach oben ging es unter anderem in Hongkong mit dem HSI und an der südkoreanischen Börse in Seoul mit dem Kospi. Gegen den allgemeinen Trend in Asien kam der Shanghai Composite kaum vom Fleck.  "Weltweit ist wieder mehr Risikofreude festzustellen", sagte Stephen Innes, Händler der Online-Plattform Oanda.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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