Wirtschaft

Korrekturen zum Einstieg nutzen Warum die Herbstrally ausfallen könnte

Goldener Herbst? Wenn es zur Korrektur in den USA kommt, dürfte es auch in Frankfurt ungemütlich werden.

Goldener Herbst? Wenn es zur Korrektur in den USA kommt, dürfte es auch in Frankfurt ungemütlich werden.

(Foto: imago stock&people)

Die Wallstreet ist zu hoch bewertet. Falls die US-Börsen korrigieren, dürften auch andere Finanzmärkte nachgeben. Bei diesem Szenario sind vor allem europäische Aktien ein Kauf.

Die amerikanischen Aktienmärkte laufen den europäischen davon. Der Dow Jones ist alleine in diesem Jahr bereits um elf Prozent gestiegen und notiert auf Rekordniveau. Der Euro Stoxx 50 hat im selben Zeitraum nur 3,5 Prozent zugelegt und ist von seinem Allzeithoch noch 23 Prozent entfernt. Die Outperformance von US-Titeln lässt sich bewertungstechnisch nicht erklären. Denn gemessen an herkömmlichen Kennzahlen wie Kurs-Gewinn-Verhältnis, Shiller-KGV oder Dividendenrendite sind die US-Börsen deutlich teurer als die in Europa.

Dazu kommt, dass die US-Wirtschaft bei Weitem nicht so rund läuft, wie es auf den ersten Blick scheint. So sind die Autoverkäufe rückläufig, die Ausfallraten bei Auto- und Studentenkrediten steigen. Vor diesem Hintergrund könnten weitere Zinserhöhungen der amerikanischen Notenbank Fed genau zum falschen Zeitpunkt kommen. Es wäre nicht das erste Mal, dass amerikanische Geldpolitiker eine Aktienrally beenden würden.

Damit rechnen wir allerdings nicht. Vielmehr erwarten wir nur vorsichtige Zinsschritte und glauben nicht, dass die Fed im großen Stil Anleihen verkauft oder fällige nicht durch Neukäufe ersetzt und so den Finanzmärkten umfangreich Liquidität entzieht. Trotzdem könnte die Wall Street in den kommenden Monaten Luft ablassen.

Herbstrally unwahrscheinlich

Denn rein statistisch betrachtet entwickeln sich die amerikanischen Aktienmärkte im September und Oktober im ersten Jahr nach einer Präsidentenwahl und in 7er-Jahren schwach. Eine Korrektur in den USA dürfte auch an den europäischen Aktienmärkten Spuren hinterlassen. Außerdem könnte es bei der anstehenden Berichtssaison zu Enttäuschungen kommen. Denn bei dem einen oder anderen europäischen Unternehmen könnte die starke Aufwertung des Euros das Auslandsgeschäft belasten und für einen gedämpften Ausblick sorgen. Der Euro hat in diesem Jahr gegenüber dem Dollar immerhin um zwölf Prozent aufgewertet. Gleichzeitig sind die Handelsvolumina derzeit an den internationalen Aktienmärkten dünn, da sich die großen Investoren zurückhalten und auf niedrigere Einstiegskurse setzen.

Thomas Wukonigg verantwortet bei der Wamsler & Co. Vermögensverwaltung u.a. das Portfoliomanagement. Der Bankkaufmann verfügt über 28 Jahre Berufserfahrung.

Thomas Wukonigg verantwortet bei der Wamsler & Co. Vermögensverwaltung u.a. das Portfoliomanagement. Der Bankkaufmann verfügt über 28 Jahre Berufserfahrung.

Bei einem Rücksetzer der Aktienmärkte sollten Anleger vor allem bei europäischen Titeln zugreifen. Denn diese haben zuletzt unter dem festen Euro gelitten. Nach der (zu) starken Aufwertung wird es jedoch wahrscheinlicher, dass die europäische Gemeinschaftswährung gegenüber Dollar & Co. wieder schwächer notiert. Eine Gegenbewegung in Richtung ein Euro zu 1,10 Dollar ist durchaus denkbar. Das sollte dann vor allem exportstarken Aktiengesellschaften wieder Auftrieb geben. Zudem sind in Europa das wirtschaftliche Umfeld besser und die Bewertungen deutlich günstiger als in den USA.

Zusatzschub durch Macron

Für Fantasie in Europa sorgt zudem der neue französische Präsident Emmanuel Macron. Denn spätestens seit seinem überwältigenden Wahlsieg dürften die Maastricht-Kriterien und die Sparbemühungen in Euroland endgültig passé sein. Wenn Macron seine Reformvorhaben bei den streikfreudigen Franzosen tatsächlich durchgesetzt bekommt, dürfte der Druck auf den deutschen Staat steigen, seine Ausgaben zum Beispiel für überfällige Infrastrukturprojekte deutlich zu erhöhen. Die Sparpolitik von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble ist angesichts der prall gefüllten Kassen sowieso nicht nachvollziehbar.

Eine von Macron angestrebte Vergemeinschaftung der Schulden in Europa und die Einführung eines europäischen Finanzministers dürften ebenfalls zu höheren staatlichen Ausgaben in der Eurozone führen. Die Börsianer würden das sicherlich begrüßen.

Bis es soweit kommt, gibt es allerdings noch eine Reihe von Wenns und Aber. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verkehrt, sich erst einmal an der Seitenlinie zu bewegen, bis bestimmte Themen abgearbeitet sind und die Sicht klarer ist. Bei Sondersituationen, wenn es zum Beispiel zu starken Kurseinbrüchen aufgrund negativ aufgenommener Ereignisse kommt, wie zuletzt bei Bayer oder Dialog Semiconductor, sollten Anleger schon heute zugreifen.

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Quelle: ntv.de

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