Wirtschaft

Bullen bleiben in Lauerstellung Beim Öl braut sich was zusammen

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(Foto: imago/Nature Picture Library)

Der Ölpreis bleibt im Aufwärtstrend. Größter Profiteur ist die US-amerikanische Fracking-Industrie, Gegenwind dürfte dagegen die Lufthansa bekommen. Wie geht es mit den Notierungen weiter?

Der Ölpreis ist deutlich auf dem Weg nach oben. Selbst schlechte Nachrichten sorgen nur für kurze Rücksetzer, so wie zuletzt in Nigeria. Dort hatten Rebellenangriffe dazu geführt, dass die Ölexporte Nigerias im Laufe dieses Jahres auf ein Neun-Jahres-Tief gesunken sind. Nun beginnen sich die Lieferungen aber allmählich zu erholen. Das zusätzliche Angebot erhöht das Überangebot am Weltmarkt und hat den Preisanstieg kurzfristig gedämpft. Einen nachhaltigeren Einfluss auf den Ölpreis dürfte allerdings die Aussicht haben, dass sich die OPEC bei ihrer Sitzung am 30. November in Wien auf eine Kürzung der Förderung einigt.

Die Opec stärkt damit aber auch den unliebsamen Konkurrenten USA, der mit seiner Öl-Förderung nach der Fracking-Methode verstärkt Bohrtürme in Betrieb nimmt und damit das Ölangebot erhöht. Die Fracking-Industrie hat in den vergangenen Quartalen die Kosten erheblich gesenkt, weshalb nun etliche Ölfelder bereits bei Preisen von um die 40 Dollar je Barrel wirtschaftlich betrieben werden können.

Venezuela mit großem Stellenwert

Dennoch könnte der Preisanstieg erst einmal weitergehen. Neben der Hoffnung auf die Opec könnte dafür vor allem die Entwicklung in den USA sorgen. Zuletzt waren die Öllagervorräte um 5,25 Millionen Barrel gesunken, weil die Importe in die USA zurückgegangen waren. Damit sind die Vorräte auf das niedrigste Niveau seit Januar gesunken. Die weitere Entwicklung der Importe in die USA hängt nicht zuletzt von dem Staatskonzern Petroleos de Venezuela (PDVSA) aus Venezuela ab, ist das Land doch einer der wichtigsten Lieferanten für die US-Raffinerien an der US-Golfküste.

2015 hat Venezuela fast ein Drittel des gesamten Öls geliefert, das an der Golfküste importiert worden ist. PDVSA steckt schwer in finanziellen Schwierigkeiten und hat deshalb die Besitzer von 5,33 Milliarden Dollar an 2017 auslaufenden Anleihen aufgefordert, in andere Anleihen zu tauschen, die 2020 auslaufen. Im Falle eines Zahlungsausfalls von PDVSA könnten die Lieferungen in die USA unterbrochen werden, worunter US-Raffinieren, wie Valero Energy, leiden würden.

Investoren setzen derzeit darauf, dass sich die Opec-Mitglieder trotz harter Verhandlungen Ende November auf eine Kürzung der Förderung einigen werden. Für zusätzlichen Rückenwind beim Ölpreis würde sorgen, wenn die Lagervorräte in den USA weiter sinken. Zudem dürfte ein Faktor zusehends in das Blickfeld der Investoren rücken: der verstärkte Ruf der Regierungen etlicher Länder, wie Frankreich, oder Italien nach Konjunkturprogrammen. Auch der neue US-Präsident dürfte nach der Wahl ein großes Konjunkturprogramm auflegen, um die moderat wachsende Wirtschaft in Schwung zu bringen. Das würde die Nachfrage nach Öl ankurbeln. Die Aussicht auf künftige Konjunkturprogramme sollte daher die Notierung beflügeln.

Lufthansa mit Gegenwind

Ein derartiges Umfeld bedeutet allerdings Gegenwind für Fluggesellschaften wie die Lufthansa. Immerhin hat sich das Unternehmen zuletzt besser geschlagen als erwartet. Vor allem die kurzfristigen Buchungen von Geschäftsreisenden stimmen Vorstandschef Carsten Spohr zuversichtlich, weshalb er die 2016 Gewinnprognose angehoben hat. Noch im Juli hatte Spohr Investoren mit einer Gewinnwarnung schockiert.

Etliche Analysten befürchten allerdings, dass sich trotz des kurzfristigen Lichtblicks an den Aussichten für das nächste Jahr kaum etwas geändert hat. Denn die Konkurrenz durch die Billigflieger nimmt weiter zu, während durch das Überangebot auf Kurz- und Langstrecken weiterhin Preisdruck herrscht. Wie groß die Skepsis der Investoren ist, zeigt, dass sich der Börsenwert der Lufthansa mit 5,3 Milliarden Euro auf lediglich das Dreifache des bereinigten operativen Gewinns beläuft, den Spohr für 2016 in Aussicht stellt. Einen weiteren Anstieg des Ölpreises kann die Lufthansa daher nur schwer verkraften.

Quelle: ntv.de

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