Wirtschaft

Gute Nachrichten für Autofahrer Die Zeichen stehen auf sinkende Ölpreise

Das Khurais-Ölfeld in Saudi-Arabien, 160 km von Riad entfernt

Das Khurais-Ölfeld in Saudi-Arabien, 160 km von Riad entfernt

(Foto: dpa)

Nach einer kräftigen Erholung wird Öl wieder billiger. Und das, obwohl Saudi-Arabien versucht, die Preise nach oben zu reden. Doch Investoren zeigen sich davon unbeeindruckt.

Der Ölpreis kommt nicht in Schwung. Gegenüber dem Hoch von Ende Juli ist er wieder um fünf Prozent gefallen. Für Verkaufsdruck sorgten zuletzt die US-Öllagerdaten.

Zwar waren die Öllagervorräte um 8,95 Mio. Barrel gegenüber der Vorwoche gesunken und damit wesentlich stärker als erwartet. Allerdings war die Ölförderung auf 9,5 Millionen Barrel pro Tag gestiegen - das war das höchste Niveau seit Juli 2015. Das schürt bei Investoren die Sorge, dass die Lagervorräte nach dem kräftigen Rückgang der Vormonate wieder anschwellen könnten. Dabei liegen sie schon deutlich um 134 Millionen Barrel über dem Schnitt der vergangenen zehn Jahre.

Auch andere Nachrichten belasten. So war die Förderung des Ölkartells Opec im Juli mit 32,87 Millionen Barrel auf das höchste Niveau dieses Jahres geklettert. Dazu trug nicht nur die kräftig gestiegene Produktion in Libyen, sondern auch in Saudi-Arabien bei. Die Zahlen zeigen, dass sich die Opec nun weniger an die vereinbarte Förderkürzung gehalten hat als in den Vormonaten.

Neben der Angebotsseite deutet auch die Nachfrageseite auf Preisdruck hin. So waren die Ölimporte Chinas im Juli auf den niedrigsten Stand seit Jahresanfang gesunken. Das könnte signalisieren, dass sich die Wirtschaft dort zuletzt etwas abgekühlt hat. Im gleichen Monat ist die Ölverarbeitung um 4,4 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken. Das war der größte Rückgang im Monatsvergleich seit 2014.

Der Staatskonzern China Petroleum & Chemical Corp., kurz Sinopec, hatte bereits im Juli angekündigt, dass er im Zeitraum Juni bis August durchschnittlich rund 240.000 Barrel pro Tag weniger verarbeiten wird als ursprünglich geplant. Grund sei die schwächere Treibstoffnachfrage und der zunehmende Wettbewerb.

Spekulanten kommen unter Zugzwang

"Der Rückgang des Ölpreises sind schlechte Nachrichten für Hedgefonds und andere Spekulanten, die in den vergangenen Wochen verstärkt darauf gesetzt haben, dass die zwischenzeitliche Erholung des Ölpreises weitergehen würde", sagt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets. So ist die Netto-Long-Position zuletzt auf insgesamt 280.109 Futures und Optionen gestiegen. Das ist der dritte Anlauf nach oben in diesem Jahr.

Die Position wird berechnet, indem man von den Futures und Optionen auf steigende Kurse (Long) jene auf fallende Kurse (Short) abzieht. Damit ist die Netto-Long-Position mehr als doppelt so hoch wie noch Ende Juni. Sollte die Korrektur beim Ölpreis weitergehen, dürften die Spekulanten mit dem Verkauf von Long-Positionen reagieren, womit sich der Preisrückgang noch beschleunigen dürfte. Privatanleger können mit Short-Knock-out-Papieren die gleiche Strategie verfolgen. Die Hebel dieser beiden Papiere auf Brent-Öl, WKN CY13EQ und WKN CY7BV0, sind moderat.

Für anhaltenden Druck auf den Ölpreis spricht auch, dass viele US-Fracking-Unternehmen die zwischenzeitlich auf 50 Dollar gestiegenen Preise genutzt haben, um sich zu hedgen. Damit können sie später Öl zu den höheren Preisen verkaufen, was dafür sorgen dürfte, dass die Unternehmen ihre Förderung weiter ausweiten. Das spricht für ein höheres Angebot und damit auf mittlere Sicht für eine Deckelung des Preises.

Zur Freude vieler Autofahrer könnten die Zeichen also auf sinkende Ölpreise stehen. Zumal die sogenannte "Driving Season", während der viele Amerikaner Urlaub machen oder Freunde und Verwandte besuchen, am Labor Day (Tag der Arbeit) am 1. Montag im September endet. Danach sinkt die Ölnachfrage üblicherweise deutlich. Die Spekulanten, die auf steigende Preise gesetzt haben, könnten sich zum dritten Mal in diesem Jahr verzockt haben.

Disclaimer: Dieser Beitrag stellt keinerlei Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Aktien oder Anlageprodukten dar. Für die Richtigkeit der Daten wird keine Haftung übernommen.

Quelle: ntv.de

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