Wirtschaft

Prozess in Spanien Ex-IWF-Chef steht vor Gericht

Rodrigo Rato muss sich wegen Veruntreuung von Geldern während seiner Zeit als Chef zweier spanischer Banken verantworten. Ihm und 64 Mitangeklagten wird vorgeworfen, ein "Korruptionssystem" für private Zwecke genutzt zu haben.

Schwere Vorwürfe gegen Rodrigo Rato.

Schwere Vorwürfe gegen Rodrigo Rato.

(Foto: REUTERS)

Wegen eines Finanzskandals bei der spanischen Sparkasse Caja Madrid und der Großbank Bankia steht der frühere Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), Rodrigo Rato, vor Gericht. Neben Rato sind 64 weitere Beschuldigte angeklagt. Bei seiner Ankunft im Gericht in San Fernando de Henares nordöstlich von Madrid wurde Rato von Dutzenden Demonstranten als "Betrüger" und "Räuber" beschimpft.

In dem Fall geht es um Kreditkarten der Banken, mit denen Führungskräfte private Ausgaben auf Kosten der Unternehmen beglichen haben sollen. Das Geld sollen sie aber nicht als Einkommen deklariert und auch nicht versteuert haben. Dadurch sollen rund zwölf Millionen Euro am Fiskus vorbeigeschleust worden sein.

Rato - bis 2015 Mitglied der konservativen Volkspartei von Ministerpräsident Mariano Rajoy - soll als Chef der Geldhäuser das Korruptionsnetzwerk mit seinem Vorgänger Miguel Blesa aufgebaut haben. Topmanager, aber auch Gewerkschafter und Politiker, die im Aufsichtsrat saßen, sollen jahrelang mit "schwarzen Firmenkarten" etwa Kleidung, Restaurantbesuche, Reisen und Schmuck bezahlt haben.

Staatsanwalt verlangt Haftstrafe

Für Rato, der auch von anderen Finanzaffären bedrängt wird, fordert die Staatsanwaltschaft wegen "unrechtmäßiger Aneignung" und "unlauterer Verwaltung" viereinhalb Jahre Haft. Der Anwalt des 67-Jährigen sagte am ersten Prozesstag laut einem Zeitungsbericht von "El Economista", sein Mandant habe inzwischen rund 50.000 der von ihm mit der Karte ausgegebenen gut 99.000 Euro zurückgezahlt.

Rato war von 1996 bis 2004 Wirtschaftsminister und bis 2007 IWF-Chef. Zwischen 2010 bis 2012 leitete er die Caja Madrid und danach das Geldhaus Bankia, das aus der Fusion der Caja mit anderen Banken hervorging. Bankia musste 2012 mit Staatsgeldern in Höhe von über 20 Milliarden Euro vor dem Zusammenbruch bewahrt werden.

Quelle: ntv.de, wne/dpa

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