Wirtschaft

Pharmawucherer zeigt keine Emotionen Shkreli wollte mit weiteren Pillen wuchern

Martin Shkreli

Martin Shkreli

(Foto: picture alliance / dpa)

Martin Shkreli gilt als meistgehasster Mann der USA. In einem langen Interivew mit der "Financial Times" versucht er, sich zu erklären. Alle Versuche ihm Zeichen von Empathie zu entlocken, schlagen fehl.

Weil der das billige, für einige Patienten aber lebenswichtige Medikament Daraprim von 13,50 Dollar auf 750 Dollar pro Pille verteuerte, wurde der ehemalige Hedgefonds- und Pharmamanager Martin Shkreli über Nacht zu einer der meistgehassten Personen Amerikas. Einsicht zeigt er bis heute keine. Im Gegenteil: In einem ausführlichen Interview mit der "Financial Times" erzählt Shrekli jetzt, dass er weitere Medikamente für lebensbedrohliche Krankheiten kaufen wollte, mit dem "genialen Plan" ihre Preise ebenso in die Höhe zu schrauben. Warum ihm dies außer bei Daraprim nicht gelang, sagt Shkreli allerdings nicht.

Dagegen begründet er sein Vorgehen ausführlich: Den höchstmöglichen Preis zu verlangen, sei die Pflicht jedes Managers gegenüber seinen Aktionären. Manager die sich für so etwas zu vornehm seien, verstießen gegen die Interessen ihrer Anteilseigner. "Mein Leben hat ein Leitmotiv der Selbstaufopferung für die Aktionäre", sagt Shkreli über sich selbst – offensichtlich komplett ohne Ironie.

Für die Chefs der etablierten Pharmakonzerne, die alle Shkreli öffentlich verdammten, hat der 33-Jährige nur Verachtung übrig. Heimlich seien sie neidisch auf ihn. "Die sind um die 60 Jahre alt und sagen, 'oh Gott, er hat uns überlistet!'", glaubt Shkreli.

Überhaupt werde er heimlich von vielen bewundert, ist sich Shkreli sicher. Gleichzeitig behauptet er, die öffentliche Empörung und der Hass, der ihm entgegenschlägt sei ihm egal. Dennoch erzählt er, dass er ein Meinungsforschungsinstitut beauftragt habe herauszufinden, was die Menschen von ihm denken. "60/40, like/dislike", sei dabei herausgekommen.

Viele Fans im Knast

Dass ihm wegen mutmaßlicher Untreue ein Prozess und eventuell eine Haftstrafe droht, macht ihm angeblich auch keine Sorgen. Shkreli rechnet einerseits mit einem Freispruch und andererseits wäre ein kurzer Gefängnisaufenthalt auch keine große Sache. Denn: "Jemand hat mir erzählt, dass die Insassen im Gefängnis für Wirtschaftsstraftäter große, riesige Shkreli-Fans sind."

Versuche des "FT"-Journalisten, Shkreli irgendein Zeichen von Empathie für seine Mitmenschen zu entlocken schlagen allesamt fehl. So fragte der Interviewer nach einem alten Vorfall, bei dem Shkreli versuchte, einen Mitarbeiter unter anderem mit Facebook-Botschaften an dessen Sohn unter Druck zu setzen und dessen Frau er schrieb, er werde alles tun, damit sie und ihre vier Kinder bald obdachlos seien. Doch Shkreli versteht überhaupt nicht, wo das Problem liegt. "In der Vergangenheit hatte ich damit Erfolg, an Angehörige zu appellieren."

Was sein Privatleben angeht, ist Shkreli erstaunlich offen. Eine Freundin habe er derzeit nicht und auch keine Freunde, mit denen er mal ein Bier trinken gehen könne. Das sei schon, "sozusagen traurig". Zudem berichtet er, dass er seit seiner Jugend in psychiatrischer Behandlung sei. Seit 15 Jahren nehme er ein Medikament gegen Panikattacken. "Ein Grund, dass ich die Pharmabranche liebe, ist meine Erfahrung mit diesem Medikament", berichtet er. "Es hat mich in gewisser Hinsicht unbesiegbar gemacht."

Der "FT"-Reporter hat nach dem Interview den Preis für dieses Wundermittel recherchiert: 17 Cent pro Tablette.

Quelle: ntv.de, mbo

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