Wirtschaft

Kostenlose Umbuchung möglich Ryanair streicht fast alle Deutschland-Flüge

Von dem Streik bei Ryanair sind 42.000 Kunden betroffen.

Von dem Streik bei Ryanair sind 42.000 Kunden betroffen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Mitten in den Ferien streiken die deutschen Ryanair-Piloten ab Freitagfrüh für 24 Stunden. Lediglich die Kollegen in Baden-Baden schließen sich nicht an. Die Airline bezeichnet den Streik als "unnötig" und zu kurzfristig, kommt den betroffenen Kunden aber entgegen.

Der Billigflieger Ryanair streicht wegen eines angekündigten Pilotenstreiks am Freitag fast alle Flüge von und nach Deutschland. 250 Flüge fallen aus, teilte der Leiter des operativen Geschäfts, Peter Bellew, in Frankfurt am Main mit. Zuvor hatte die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit die ganztägige Arbeitsniederlegung bekanntgegeben, was Ryanair als "ungerechtfertigt" kritisierte.

Das Unternehmen kündigte an, betroffene Kunden würden noch am Nachmittag per SMS oder E-Mail benachrichtigt. Sie könnten dann kostenlos umbuchen, auf einen vergleichbaren Ersatzflug ausweichen oder sich den Kaufpreis erstatten lassen. In Deutschland sollen Maschinen demnach nur vom Flughafen Baden-Baden aus starten. Dort hätten die Piloten zugesagt, ihr Programm abzufliegen, so Ryanair.

Insgesamt sollen wegen der gleichzeitig stattfindenden Streiks in Belgien, Irland und Schweden 400 von 2400 Flügen in Europa ausfallen, wie Marketingchef Kenny Jacobs ergänzte. "Dieser Streik ist völlig unnötig", kritisierte Kenny. Eine Streikankündigung erst 48 Stunden vor den ersten Ausständen sei unfair gegenüber den Kunden.

Nie Lufthansa-Konditionen

Ryanair
Ryanair 20,11

Insgesamt seien in Deutschland 42.000 Kunden betroffen, in Europa insgesamt rund 55.000, hieß es weiter. Rund ein Drittel der deutschen Kunden werde aber auch am Freitag fliegen können, weil ihr Flugzeug aus einem nicht bestreikten Land komme. Ryanair entschuldigte sich bei den Passagieren für die Störungen. Die Manager sagten, dass sie zu "sinnvollen Verhandlungen" mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit bereit seien.

Bellew betonte allerdings auch: "Wir werden unser Geschäftsmodell nicht aufgeben." Ryanair sei eine Billigfluggesellschaft und werde nie die Konditionen von Lufthansa bieten - weder bei Ticketpreisen noch bei Löhnen. Ryanair-Piloten verdienten deutlich mehr als solche der Konkurrenz wie etwa der Lufthansa-Tochter Eurowings.

Der Ryanair-Manager vermutete, dass die Pilotengewerkschaft den Streik aus Prestige-Gründen mitten in die Ferienzeit gelegt habe. Er kritisierte, dass sich Cockpit nicht an die Bitte des Unternehmens gehalten habe, Streiks mindestens eine Woche im Voraus anzukündigen.

Streik auch in den Niederlanden

Betroffen vom Streik der deutschen Piloten sind alle Verbindungen des Billigfliegers, die zwischen Freitagfrüh um 3.01 Uhr und Samstagfrüh um 2.59 Uhr aus Deutschland abfliegen sollen. Die Gewerkschaft hatte sich Streikaufrufen in Belgien, Irland und Schweden angeschlossen, dort streiken die Piloten ebenfalls am Freitag.

Auch die niederländischen Piloten schließen sich den 24-Stunden-Streiks ihrer Kollegen an. Die Pilotengewerkschaft VNV erklärte, "dieser europäische Pilotenstreik sollte ein Weckruf für das Ryanair-Management sein". Die Fluggesellschaft wolle in den Niederlanden vor Gericht eine einstweilige Verfügung erreichen, "um Streiks seiner Piloten in der Sommersaison zu verhindern", so die Gewerkschaft. Die VNV sei "überrascht" und "wütend". Das sei ein "Angriff auf das niederländische Streikrecht".

Die Piloten fordern bessere Arbeitsbedingungen, für das Cockpitpersonal in Deutschland strebt die Gewerkschaft den ersten Tarifvertrag überhaupt an. Die Gewerkschaft warf der Unternehmensleitung vor, von ihrer Seite sei kein konstruktiver Wille zu spüren, Tarifverhandlungen zu führen. Die Gewerkschaft schloss auch weitere Streiks nicht aus, möglicherweise auch in den Sommerferien. "Die können dann auch durchaus mal spontaner erfolgen", erklärte Ingolf Schumacher, Vorsitzender Tarifpolitik bei der Gewerkschaft. Streiks würden aber mindestens 24 Stunden vorher angekündigt.

Quelle: ntv.de, cam/AFP/dpa/rts

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