Wirtschaft

Zinsen werden steigen Weidmann: EZB auf Normalisierungskurs

Weidmann rechnet mit langsam steigenden Zinsen.

Weidmann rechnet mit langsam steigenden Zinsen.

(Foto: picture alliance / Fabian Sommer)

Die EZB bereitet den Ausstieg aus ihrem billionenschweren Anleihenkaufprogramm vor. Der richtige Zeitpunkt, sagt Bundesbankchef Weidmann. Zugleich empfiehlt er, den Wertpapierbestand wieder zu reduzieren.

Die Europäische Zentralbank (EZB) ist aus Sicht von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann auf Kurs in Richtung einer weniger expansiven Geldpolitik. "Nach den jüngsten Beschlüssen ist die geldpolitische Normalisierung absehbar," sagte Weidmann der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Die EZB hatte im Juni wegen des Konjunkturaufschwungs in Aussicht gestellt, ihre billionenschweren Anleihenkäufe bis Jahresende auslaufen zu lassen. Sie waren in den vergangenen drei Jahren ihr wichtigste Instrument, um die Konjunktur anzukurbeln und die aus ihrer Sicht zu schwache Inflation nach oben zu treiben. Weidmann stand den Käufen stets kritisch gegenüber.

Die von den EZB-Ökonomen für 2020 vorausgesagte Inflationsrate von 1,7 Prozent steht aus Sicht des Bundesbank-Präsidenten im Einklang mit dem mittelfristigen Stabilitätsziel der Euro-Wächter. "Aus diesem Grund ist es auch Zeit, den Expansionsgrad der Geldpolitik zurückzufahren, vor allem wenn man an die Nebenwirkungen der lockeren Geldpolitik denkt." Die EZB strebt knapp unter zwei Prozent Inflation als Idealwert für die Wirtschaft an, hat dies in den vergangenen Jahren aber zumeist verfehlt. Im Juli lag die Inflation im Währungsraum bei 2,1 Prozent.

Die Zinsen würden im Zuge der Normalisierung wieder steigen, sagte Weidmann. "Der Prozess wird aus heutiger Sicht graduell sein und eine Weile dauern." Die EZB will noch bis mindestens über den Sommer 2019 hinweg an ihren Schlüsselsätzen nicht rütteln. Der Leitzins zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld liegt bereits seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent.

Weidmann plädierte zudem dafür, den durch die Anleihenkäufe aufgebauten Wertpapierbestand künftig wieder zurückzufahren, wenn es der Inflationsausblick zulässt. So lasse sich für künftige Krisen Handlungsspielraume gewinnen.

Den Unmut der deutschen Sparer über die Minizinsen könne er gut verstehen, sagte der Bundesbank-Chef. Lange Zeit habe auch in der aktuellen Nullzinsphase das Durchschnittsportfolio, das auch ältere Anleihen mit höheren Renditen und Aktien enthalte, insgesamt noch eine ordentliche Rendite abgeworfen. "Allerdings wurde die reale Rendite eines solchen Portfolios am Anfang des Jahres negativ." Das hänge vor allem mit der Entwicklung am Aktiemarkt zusammen. Dort würden die Notierungen seit Jahresanfang mehr oder weniger auf der Stelle treten.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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