Wirtschaft

Börsenguru buttert Geld in Apple Buffett setzt verstärkt auf seinen Goldesel

Darauf ein Eis: Warren Buffett hat seine Beteiligung an Apple mehr als verdoppelt.

Darauf ein Eis: Warren Buffett hat seine Beteiligung an Apple mehr als verdoppelt.

(Foto: REUTERS)

Warren Buffetts Abneigung gegenüber Technik-Aktien ist legendär. Bei Apple macht der Starinvestor aber eine Ausnahme. Für den iPhone-Hersteller verlagert er Prioritäten - und räumt im Portfolio seiner Firma Berkshire Hathaway kräftig auf.

Die Anleger wussten genau, was nach der Äußerung von Warren Buffett zu tun war. Auf die Frage, ob er inzwischen aufgehört habe, Aktien von Apple zu kaufen, antwortete der Starinvestor vor wenigen Tagen im US-Sender CNBC: "Vielleicht, vielleicht aber auch nicht." Für Börsianer war dieser vermeintlich nichtssagende Satz ein deutliches Signal. Wenn das "Orakel von Omaha" laut über ein Investment nachdenkt, gilt es zu handeln. Die Apple-Aktie schoss nach oben, der Börsenwert des Unternehmens sprang erstmals über die fantastische Marke von 800 Milliarden Dollar. Mittlerweile hat sich Buffett von den "vielleichts" verabschiedet und seine Beteiligung an Apple verdoppelt.

In konkreten Zahlen liest sich die vertiefte Beziehung des Börsengurus zu Apple wie folgt: Laut dem bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereichten Finanzbericht hält Buffetts Holding Berkshire Hathaway nun einen Apple-Anteil von 129 Millionen Aktien. Das entspricht etwa 2,4 Prozent. Bei dem aktuellen Kurs der Apple-Aktie von 155,70 Dollar macht das einen Wert rund 21 Milliarden Dollar (etwa 19 Milliarden Euro). Schon zum Ende des vergangenen Jahres verdreifachte Buffet seinen Anteil an Apple, nachdem er erstmals im Mai 2016 in das Unternehmen investiert hatte. Nun folgte im ersten Quartal dieses Jahres also eine weitere Aufstockung um mehr als die Hälfte - trotz ständig neuer Rekordwerte der Apple-Aktie.

Möglicherweise investiert Buffet aber auch gerade wegen der Rekordhochs in Apple - weniger, weil sich der laut "Forbes"-Liste zweitreichste Mensch der Welt solche Geschäfte locker leisten kann. Sondern vielmehr, weil der iPhone-Hersteller eine sichere Bank ist. Der Konzern scheint Kursgewinne abonniert zu haben. Seit dem Sprung über die 800-Milliarden-Dollar-Marke sitzt Apple auf einem Geldberg von mehr als 250 Milliarden Dollar.

Mit diesen Voraussetzungen dürfte es Buffet leicht gefallen sein, erneut über seinen Schatten zu springen. Denn eigentlich ist er kein Fan von Investitionen in Technikfirmen. Doch bei Apple sei das anders. Für Buffet ist der Konzern mehr Konsumgüterhersteller als Technikunternehmen. Insbesondere Apples Zugpferd - das iPhone - scheint es dem 86-Jährigen angetan zu haben: "Das ist ein sehr, sehr, sehr wertvolles Produkt für Menschen, die ihr Leben darum aufbauen. Und das gilt für 8- und 80-Jährige", schwärmte er vor wenigen Tagen bei CNBC über das iPhone. Dass der Goldesel Apple bei der Präsentation der jüngsten Quartalszahlen eine Ausweitung des langfristigen Budgets für Dividenden und Aktienrückkäufe um 50 Milliarden auf insgesamt 300 Milliarden Dollar ankündigte, dürfte Buffet allerdings noch mehr freuen, als die sinnstiftende Wirkung des iPhone.

IBM und Fox haben das Nachsehen

Mit der vertieften Beteiligung an Apple verlagert Buffet seine Prioritäten. Dies wird insbesondere beim Blick in den jüngsten Quartalsbericht von Berkshire Hathaway deutlich. Demnach machen die Apple-Aktien mittlerweile den drittgrößten Anteil im Portfolio der Buffett-Firma aus - hinter denen der US-Großbank Wells Fargo und des Ketchup-Imperiums Kraft Heinz.

Seine Beteiligung am IT-Konzern IBM - bis zum Vorquartal immerhin sein viertgrößtes Investment - kürzte Buffett hingegen um ein Drittel. "Ich bewerte IBM nicht mehr so wie vor sechs Jahren, als ich angefangen habe zu kaufen", erklärte er kürzlich bei CNBC. In dieser Hinsicht bleibt Buffet sich und seiner mittlerweile legendären Abneigung gegenüber Technologieaktien treu. Nichtsdestotrotz hält Berkshire immer noch mehr als 50 Millionen Anteile an IBM.

Der US-Unterhaltungsriese 21st Century Fox ist bei Buffet indessen komplett in Ungnade gefallen. Bis zum Beginn dieses Jahres hielt Berkshire Hathaway fast neun Millionen Anteile am Mutterkonzern des zuletzt skandalumwitterten Senders Fox News. Nun hat das Buffett-Imperium diese Anteile im Wert von mehr als 250 Millionen Dollar ausgemistet. Inwiefern die Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen den nunmehr ehemaligen Fox-Moderator Bill O’Reilly oder die Donald Trump wohlgesonnene Berichterstattung des Senders die Entscheidung beeinflusst haben, ist nicht bekannt. Der Demokrat Buffett unterstützte Hillary Clinton im Wahlkampf um die US-Präsidentschaft.

"Ich war zu blöd"

Die Fox-Millionen nutzte Buffett unter anderem, um einer seiner weiteren Vorlieben Ausdruck zu verleihen - für Fluglinien. Aus dem SEC-Bericht geht hervor, dass Berkshire Hathaway seine Anteile sowohl bei American Airlines um acht Prozent als auch bei Southwest Airlines um zehn Prozent aufgestockt hat. Demnach hält die Buffett-Firma nun knapp 49 Millionen American-Aktien im Wert von rund zwei Milliarden Dollar. Im April geriet die Linie in die Schlagzeilen, nachdem auf einem Video zu sehen war, wie ein Mitarbeiter einer Mutter mit Baby auf dem Arm Gewalt androhte. Berkshire Hathaways nunmehr 48 Millionen Anteile an Southwest haben einen Wert von rund 2,6 Milliarden Dollar.

Auch wenn Buffett die jüngsten Airline-Beteiligungen kürzlich damit begründete, dass das "schlimme Jahrhundert" der Luftfahrtbranche nun wohl vorbei sei, ging er bei Delta Airlines auf Nummer sicher. Den Anteil an der Fluglinie, die zu Beginn des Monats ein Paar mit einem zweijährigen Kind unter Drohungen aus einem ihrer Flieger warf, kürzte Berkshire Hathaway um acht Prozent auf 49 Millionen Aktien im Gesamtwert von 2,5 Milliarden Dollar. Berkshire Hathaway selbst ist mit einem Wert von mehr als 400 Milliarden Dollar eines der wertvollsten Unternehmen der Welt - nicht zuletzt aufgrund von Buffetts klugen Investments.

Gut möglich, dass Buffett auch mit den jüngsten Schachzügen ein goldenes Händchen bewiesen hat. Dass aber auch er nicht unfehlbar ist, musste der Multi-Milliardär unlängst einräumen. "Ich war zu blöd, um zu realisieren, was passieren würde", sagte Buffett anlässlich des 20. Jahrestags des Amazon-Börsengangs. Er ärgerte sich, dass er den Einstieg beim heute viertwertvollsten Unternehmen der Welt nie in Betracht gezogen hatte.

Quelle: ntv.de

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