Wirtschaft

Charme-Offensive in Washington Deutsche Auto-Bosse umwerben Trump

BMW baut in den USA Geländewagen der X-Reihe.

BMW baut in den USA Geländewagen der X-Reihe.

(Foto: REUTERS)

Spitzenmanager von Volkswagen, BMW und Daimler sind unterwegs auf heikler Mission: In Washington wollen sie die US-Regierung davon überzeugen, keine Strafzölle zu verhängen.

Die deutschen Autohersteller stehen vor vielen Herausforderungen. Eine davon ist Donald Trump. Der US-Präsident droht immer wieder damit, Schutzzölle auf in Deutschland hergestellte Autos zu verhängen. Heute haben Volkswagen, Daimler und BMW eine Gelegenheit, in Washington auf Einladung der Amerikaner Überzeugungsarbeit zu leisten. Für VW und Daimler treten die Chefs Herbert Diess und Dieter Zetsche an, für BMW ist wohl Finanzvorstand Nicolas Peter dabei. Vorgesehen sind Gespräche mit Wirtschaftsminister Wilbur Ross und Trumps Handelsbeauftragtem Robert Lightizer.

Der Ausgang ist ungewiss. Das liegt vor allem daran, dass Trump wahrscheinlich nicht an den Gesprächen teilnehmen wird. Und so bleibt den Automanagern nur die Hoffnung, dass sie dennoch zu Trump durchdringen.

Die Ausgangslage: Trump ist der Meinung, dass Deutschland die USA mit "Mercedes- und BMW-Fahrzeugen zuschüttet". Die "Millionen" deutscher Autos in den USA seien "fürchterlich", schimpfte er bei einem Besuch des französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Oder wie er es kurz vor der Amtseinführung in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung ausdrückte: "Wenn man die Fifth Avenue entlanggeht, hat jeder einen Mercedes-Benz vor seinem Haus stehen."

Trump ist davon überzeugt, dass der Erfolg deutscher Autokonzerne in den USA zu einem wesentlichen Teil auf ungerechten Handelsvorteilen beruht. Für ihn ist die deutsche Automobilindustrie ein Beispiel dafür, wie die USA von ihren Partnern übervorteilt werden. Deshalb droht er, die Zölle auf aus Deutschland importierte Autos auf 20 Prozent zu erhöhen.

Das würde die deutschen Hersteller schwer treffen. Darum dürften die Auto-Manager in Washington betonen, dass die von ihnen geführten Konzerne im Grunde auch US-Autohersteller sind. Tatsächlich haben Daimler, BMW und Volkswagen große Werke in den USA, sie fertigen dort insgesamt mehr Autos, als sie aus Deutschland dorthin importieren. BMW ist nach Konzernangaben sogar - wenn man den Wert der Fahrzeuge als Maßstab nimmt - der größte Autoexporteur der USA.

Im vergangenen Jahr haben die deutschen Hersteller 1,35 Millionen Autos in den USA verkauft. Davon wurden rund 500.000 in die USA exportiert, die anderen wurden dort gebaut. VW, BMW und Daimler beschäftigen in den USA rund 38.000 Menschen, hinzu kommen rund 80.000 Mitarbeiter bei deutschen Zulieferern.

"Kaufe amerikanisch"

Um Trump von höheren Zöllen abzubringen, dürften die drei Manager sich auch zu künftigen Investitionen bekennen. So hatte BMW zuletzt angekündigt, möglicherweise eine Motorenfabrik in den USA zu eröffnen. Die Fabrik in Spartanburg im Bundestaat South Carolina ist der größte Standort des Konzerns weltweit.

Die Frage ist, ob die Deutschen damit  durchdringen. Denn Trump hat eine klare Interpretation des Kapitalismus: Für ihn gilt hier das Recht des Stärkeren. Die von Trump immer wieder angemahnte Fairness bedeutet für ihn, dass die USA das bekommen, was ihnen seiner Ansicht nach zusteht - also das Maximum. Dass sich Trump "America First" auf die Fahnen geschrieben hat, ist daher konsequent. "Wir werden zwei einfachen Regeln folgen", hatte er bei seiner Amtseinführung gesagt. "Kaufe amerikanisch und stelle amerikanisch ein."

Wenn Trump sich über unfaire Handelspraktiken der Europäer beschwert, hat er meist Deutschland im Visier. Das hat einen Grund: Die deutsche Wirtschaft steht für mehr als die Hälfte des Exportüberschusses der EU im Warenhandel mit den Vereinigten Staaten. Das Handelsdefizit gegenüber Deutschland lag im vergangenen Jahr bei 64,2 Milliarden Dollar.

Trump schimpft deshalb, dass US-Autokonzerne für den Export nach Europa höhere Zölle bezahlen müssen als umgekehrt. Tatsächlich fällt für ein US-Pkw ein Zoll von zehn Prozent an, während für ein EU-Export drei Prozent fällig werden. Wenn man allerdings die in den USA beliebten SUV und Pickups einbezieht, schrumpft der Abstand nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums auf 4,3 zu 3,1 Prozent.

Der Marktanteil der Deutschen liegt in den USA bei 7,9 Prozent. Die US-Amerikaner kommen hierzulande auf ebenfalls knapp 8 Prozent. Der Löwenanteil geht an Ford. General Motors ist mit seinen Marken Chevrolet und Cadillac nur minimal präsent. Auch Chrysler mit seinen Jeeps und Tesla spielen nur eine geringe Rolle.

Die US-Regierung will die Gespräche mit den deutschen Managern derweil offenbar nutzen, um im Handelsstreit mit der EU Druck aufzubauen. Trump dürfte darauf hoffen, dass die Konzerne sowohl die EU-Kommission als auch die Bundesregierung über ihre Lobby drängen, die transatlantischen Gespräche über einen Handelsdeal zwischen der EU und den USA zu beschleunigen. Und Trump dürfte damit rechnen, dass die deutschen Manager angesichts der Zoll-Drohungen dafür werben, den Amerikanern entgegenzukommen.

Quelle: ntv.de

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