Wirtschaft

Sewing auf Sanierungskurs Deutsche Bank streicht Tausende Stellen

Die Befürchtungen bestätigen sich, bei der Deutschen Bank stehen massive Stellenstreichungen an. Der neue Chef Sewing will mindestens 7000 Stellen streichen, möglicherweise auch mehr. Vor allem der Aktienhandel wird betroffen sein.

Die Deutsche Bank streicht ihr Aktienmarktgeschäft massiv zusammen und will die Zahl ihrer Vollzeitstellen in den nächsten Monaten auf "deutlich unter 90.000" senken. Wie das größte deutsche Geldhaus in Frankfurt mitteilte, sollen alleine im Handel mit Aktien ein Viertel aller Jobs weltweit dem Rotstift zum Opfer fallen. Derzeit hat das Institut global rund 97.000 Vollzeitstellen an. Durch die Streichungen, die bis zu 800 Millionen Euro kosten dürften, werde das Jahresergebnis 2018 "beeinträchtigt", hieß es.

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Unter dem Strich soll das Bilanzvolumen der Firmen- und Investmentbank um "mehr als 100 Milliarden Euro sinken". Das entspricht rund einem Zehntel des Bilanzvolumens von rund einer Billion Euro zum Ende des ersten Quartals. "Wir stehen zu unserer Unternehmens- und Investmentbank und bleiben international – daran werden wir nicht rütteln", sagte Bankchef Christian Sewing. "Wir sind Europas Alternative im internationalen Finanzierungs- und Kapitalmarktgeschäft. Aber wir müssen uns auf das konzentrieren, was wir wirklich gut können."

Zugleich bekräftigt Sewing das Ziel, in einem normalisierten Geschäftsumfeld eine Rendite von rund zehn Prozent nach Steuern auf das materielle Eigenkapital zu erzielen. "Angestrebt wird, dieses Ziel ab 2021 zu erreichen."Die Kapitalverzinsung solle in den kommenden Jahren gesteigert werden.

Aktienhandel läuft nicht

Vor allem der schwächelnde Aktienhandel soll massiv eingedampft werden. Das Gros der Kürzungen dürfte auf das Investmentbanking, die einstige Paradedisziplin der Bank, entfallen. Beim Handel mit Aktien waren die Erträge zuletzt weggebrochen. Auch in Zentraleuropa, dem Nahen Osten und Asien soll das Geschäft zurückgefahren werden, sowie in einstmals starken Märkten wie Russland und der Türkei. Sewing, der seit Anfang April auf dem Chefsessel des größten deutschen Geldhauses sitzt, hatte bereits vor einem Monat harte Einschnitte angekündigt und sich von den einstmals globalen Ambitionen des schon länger unter Druck stehenden Instituts verabschiedet.

Auf der Hauptversammlung an diesem Donnerstag steht vor allem Aufsichtsratschef Paul Achleitner unter Druck, nachdem er sich Anfang April in einer Hauruck-Aktion von Sewings glücklosem Vorgänger John Cryan getrennt hatte. Zwei Insidern zufolge haben einige Großaktionäre bislang ihre Stimme zur Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat noch nicht abgegeben, weil sie abwarten wollten, wie die neue Strategie der Bank en détail aussehen soll. Mit diesem sehr ungewöhnlichen Verhalten bringen sie in letzter Minute die Bankführung unter Druck. Normalerweise geben große Anteilseigner einige Zeit vor der Hauptversammlung ihre Stimme ab.

Auch einflussreiche Stimmrechtsberater wie Glass Lewis hatten Achleitner zuletzt scharf kritisiert und sich zum Teil gegen die Entlastung des Österreichers, der seit sechs Jahren an der Spitze des Kontrollgremiums steht, auf der Hauptversammlung ausgesprochen. Der Stimmrechtsberater ISS ist zwar für Achleitners Entlastung, jedoch nur mangels Alternativen. Der Aktionärsberater Hermes forderte den Aufsichtsrat am Dienstag auf, mit der Suche nach einem Nachfolger zu beginnen.

Quelle: ntv.de, vpe/dpa/rts

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