Wirtschaft

52 Mal mehr als Mitarbeiter Gehälter von Dax-Vorständen fliegen davon

Er ist wieder einmal der Boss der Bosse, was das Gehalt angeht: SAP-Chef Bill McDermott.

Er ist wieder einmal der Boss der Bosse, was das Gehalt angeht: SAP-Chef Bill McDermott.

(Foto: picture alliance / Uwe Anspach/d)

Wofür viele ein Leben lang schuften müssen, streichen Dax-Vorstände locker in einem Jahr ein: Im Schnitt 3,6 Millionen Euro erhalten sie 2017. Damit steigt ihr Gehalt schneller als das eines Normalverdieners. Bei den Vorstandschefs ist es noch deutlicher.

Sie haben Stress, sie haben Verantwortung über Hunderttausende Mitarbeiter - und sie haben viel Geld: Die Gehälter der Vorstände der 30 Dax-Unternehmen haben im vergangenen Jahr nochmal kräftig zugelegt. Im Schnitt verdiente ein Vorstandsmitglied 3,6 Millionen Euro, wie aus einer Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und der Technischen Universität München hervorgeht - das ist mehr als die meisten Berufstätigen in Deutschland während ihres gesamten Lebens verdienen.

Gleichzeitig ist das Gehaltsgefälle in Deutschlands Topkonzernen größer geworden. Die Vorstände verdienten im Schnitt 52 Mal so viel wie ihre Mitarbeiter, wie die Studie herausfand - im Jahr zuvor waren es noch 50 Mal so viel. Den Angaben zufolge stieg die Gesamtvergütung der Dax-Vorstände angesichts sprudelnder Gewinne im Schnitt um 4,5 Prozent. Die Bruttolöhne und -gehälter in Deutschland seien dagegen nur um 2,5 Prozent gewachsen. "Der Trend der beiden vorausgegangenen Jahre hat sich damit gedreht", erläuterte der Münchner Wissenschaftler Gunther Friedl.

Spitzenreiter ist wie schon im Vorjahr das derzeit wertvollste deutsche Unternehmen SAP. Mit durchschnittlich 5,7 Millionen Euro je Topmanager habe die Vergütung bei dem Softwareunternehmen knapp über der von Volkswagen gelegen. Die Vorstände des Autobauers kassierten den Angaben zufolge im Schnitt 5,6 Millionen Euro. In einigen Dax-Konzernen mussten sich die Manager jedoch mit deutlich weniger begnügen als im Jahr zuvor. Dazu zählten die Deutschen Börse, der Versicherungsriese Munich Re und Bayer.

McDermott erneut Spitzenverdiener

Der am besten bezahlte Unternehmenslenker war den Berechnungen zufolge erneut SAP-Chef Bill McDermott mit 12,9 Millionen Euro. Auf Rang zwei kam demnach der im Frühjahr abgelöste VW-Chef Matthias Müller mit 10,1 Millionen Euro. Dritter wurde Harald Krüger von BMW mit 8,4 Millionen Euro, gefolgt von Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche, der 7,8 Millionen Euro einstrich. "Ein durchaus überraschendes Ergebnis, wenn man sich die aktuellen Probleme der Branche ansieht", sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler laut Redetext mit Blick auf die Autobauer und den Diesel-Abgasskandal.

Im Schnitt kassierten die Vorstandschefs der deutschen Börsenschwergewichte den Angaben zufolge 5,8 Millionen Euro. Das war deutlich mehr als die durchschnittliche Vergütung ihrer Vorstandskollegen von 3,2 Millionen Euro.

Gehaltsunterschiede gibt es auch zwischen den Geschlechtern in der Topetage. Männliche Vorstände verdienten 2017 durchschnittlich 3,7 Millionen Euro und damit deutlich mehr als ihre Kolleginnen, die auf 3,0 Millionen Euro kamen. Friedl führte die Differenz vor allem auf die unterschiedlichen Funktionen zurück. So gebe es nach wie vor in den Dax-Unternehmen keine einzige Frau an der Spitze.

DSW kritisiert Altersvorsorge

Nach jüngsten Berechnungen des Instituts für Mitbestimmung und Unternehmensführung (IMU) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung verdiente ein Vorstand 2017 im Mittel sogar 71 Mal so viel wie die Beschäftigten seines Unternehmens im Schnitt. Es gibt allerdings verschiedene Berechnungsmethoden, etwa bei den erst mit Verzögerung ausgezahlten variablen Bestandteilen, die an den Unternehmenserfolg gekoppelt sind. Zudem berücksichtigte das IMU die Pensionsansprüche von Managern und Mitarbeitern.

DSW-Chef Tüngler forderte, die Vorstände sollten ihre Altersvorsorge selbst organisieren. "Die einseitige Belastung der Unternehmen durch intransparente und umfangreiche Pensionszusagen gehört nicht mehr in das Repertoire moderner Vergütungssysteme."

Quelle: ntv.de, kst/dpa

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