Wirtschaft

Nur noch Klotz am Bein Metro will Real abstoßen

Die Geschäfte bei Real liefen schon länger nicht mehr rund. Dennoch zeigte sich Metro-Chef Koch zuletzt überzeugt, man werde die Kurve kriegen. Doch nun zieht der MDax-Konzern überraschend die Reißleine.

Der Handelskonzern Metro will sich von seiner Supermarktkette Real trennen. Metro soll sich künftig ganz auf sein Großhandelsgeschäft konzentrieren, wie der MDax-Konzern in Düsseldorf mitteilte. Der Vorstand habe daher beschlossen, einen Verkaufsprozess für Real einzuleiten.

Metro AG
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Vor gut einem Jahr hatte sich der Metro-Konzern aufgespalten - auf der einen Seite die Beteiligungsgesellschaft Ceconomy für die Elektronikmärkte Saturn und Mediamarkt, auf der einen Seite der Lebensmittelhändler Metro mit den gleichnamigen Großmärkten und der Supermarktkette Real. Bereits 2015 hatte sich Metro von der damaligen Tochter Kaufhof getrennt.

Probleme bei Real und die anhaltenden Schwäche im Russland-Geschäft hatten zuletzt deutliche Spuren in der Metro-Bilanz hinterlassen. Im dritten Quartal sank der Umsatz des Handelsriesen um 3,7 Prozent auf knapp 9 Milliarden Euro. Der Nettogewinn schmolz um 23,3 Prozent auf 57 Millionen Euro zusammen.

Warnstreiks im Sommer

Metro steuerte unter anderem mit Kostensenkungen bei der Supermarktkette Real mit ihren rund 34.000 Beschäftigten dagegen. Die Gewerkschaft Verdi antwortete im Sommer mit Warnstreiks, Demonstrationen und Kundgebungen. Auslöser war die Entscheidung der Unternehmensleitung, sich aus den mit Verdi vereinbarten Tarifverträgen zu verabschieden und stattdessen neu eingestellte Mitarbeiter nach einem Tarifvertrag mit der Gewerkschaft DHV zu bezahlen, der für das Unternehmen deutlich günstiger ist.

Metro-Chef Olaf Koch warf dagegen der Gewerkschaft vor, Tarifverhandlungen über eine wettbewerbsfähige Entgeltstruktur bei der angeschlagenen Supermarktkette jahrelang blockiert zu haben. Die bisherigen Tarifverträge hätten Real deutlich höhere Lohnkosten aufgebürdet, als sie viele Wettbewerber zu tragen hätten. Das sei für Real nicht mehr tragbar gewesen.

Zuletzt sah Koch Real aber auf gutem Weg. Durch die Entwicklung eines tragfähigen Geschäftsmodells, die wachsende Online-Präsenz und die nun wettbewerbsfähigen Kostenstrukturen seien die wesentliche Voraussetzungen für eine positive Entwicklung erfüllt, hieß es.

"Wir haben in den letzten Jahren die unternehmerische Initiative ergriffen und unser Geschäft für unsere Kunden vollkommen neu aufgestellt", sagte Real-Co-Chef Henning Gieseke. Insgesamt seien seit 2017 bereits 30 Märkte modernisiert worden. "Real verfügt zudem über ein wertvolles Immobilienportfolio", warb er. Real betreibt derzeit 282 Läden in Deutschland und hat 65 Immobilienstandorte.

Die Großhandelsgeschäfte, in denen vor allem Gewerbetreibende von Gaststätten und Restaurants einkaufen können, sind der größere Geschäftsteil der heutigen Metro. Bei den Großhandelsmärkten zählte das Unternehmen zur Jahresmitte rund 760 Läden in 25 Ländern. "Wir werden die Ausrichtung auf professionelle Kunden weiter intensivieren, um das enorme Potenzial zu erschließen", sagte Koch zum künftigen Fokus der Metro.

Quelle: ntv.de, wne/dpa

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