Wirtschaft

"Unabhängiger Direktor" Schröder soll in den Rosneft-Vorstand

Gerhard Schröder und Wladimir Putin.

Gerhard Schröder und Wladimir Putin.

(Foto: REUTERS)

Gerhard Schröder hat einen weiteren Job: Der Altbundeskanzler wird Vorstand des russischen Ölkonzerns Rosneft, der von einem Vertrauten von Präsident Wladimir Putin geführt wird.

Altbundeskanzler Gerhard Schröder soll in den Vorstand des halbstaatlichen russischen Ölkonzerns Rosneft aufgenommen werden. Diesen Vorschlag sieht ein Dekret des russischen Ministerpräsidenten Dmitri Medwedew vor, das auf der Homepage der russischen Regierung veröffentlicht wurde. Die Rosneft-Aktionäre sollen Ende September über die Veränderungen im Rosneft-Vorstand abstimmen, der bei dieser Gelegenheit von neun auf elf Mitglieder erweitert wird.

Rosneft
Rosneft 565,40

Für Schröder ist der Posten eines "unabhängigen Direktors" vorgesehen. Als weitere unabhängige Direktoren sind Oleg Wjugin, Donald Humphrey und Matthias Warnig vorgesehen, die diese Funktion bereits im bisherigen Vorstand ausüben. Als Vertreter des Staates sollen Rosneft-Chef Igor Setschin, der Kreml-Berater Andrej Belussow und Energieminister Alexander Nowak dem Vorstand angehören.

Der Rosneft-Konzern hat sich in den vergangenen 15 Jahren zu einem der größten Ölkonzerne weltweit entwickelt. Er wird vom russischen Staat kontrolliert. Setschin ist ein enger Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Die EU und die USA verhängten im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise Sanktionen, die auch den Rosneft-Konzern und Setschin betreffen. Schröder sprach sich in der Vergangenheit gegen derartige Sanktionen aus. Der 73-jährige ist bereits Vorsitzender des Aktionärsausschusses von Nord Stream, dem Betreiber einer Gas-Pipeline von Russland nach Deutschland durch die Ostsee. Er bezeichnet sich als Freund von Putin und kritisiert den Umgang des Westens mit dem russischen Präsidenten.

Rosneft profitierte von Jukos-Zerschlagung

Über Setschin ist nicht viel bekannt, seine Biografie hat Lücken. Interviews lehnt er in der Regel ab. Er arbeitet lieber im Hintergrund als Strippenzieher, dessen Einfluss weit über seine offiziellen Ämter hinausreicht. Setschin gilt als der mächtigste der sogenannten Silowiki. Hinter diesem Begriff verbergen sich Männer aus Geheimdienst und Militär, die Schlüsselstellungen in Politik und Wirtschaft eingenommen haben.

1960 geboren, ging Setschin nach einem Sprachenstudium in Leningrad nach Mosambik. Offiziell war er an der Botschaft lediglich Übersetzer. Doch aller Wahrscheinlichkeit nach war er zugleich KGB-Offizier. Das hat er nie bestätigt und nie dementiert. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kehrte er in seine Heimat zurück - und traf in der Leningrader Stadtverwaltung den ehemaligen Geheimdienstler Wladimir Putin, der dort die Grundlage für seine politische Karriere legte.

Als Putin im Jahre 2000 Präsident wurde, machte er Setschin zu seinem Stabschef, später bekleidete dieser noch andere politische Ämter. Setschin gilt als derjenige, der mit Michail Chodorkowski den damals reichsten Oligarchen zu Fall brachte. Der Gründer des Jukos-Konzerns wurde in umstrittenen Prozessen zu mehrjähriger Lagerhaft verurteilt, der Konzern wurde zerschlagen. Das Filet-Stück verleibte sich Rosneft 2004 ein. Im selben Jahr wurde Setschin dann Chef des Staatskonzerns.

Quelle: ntv.de, jga/AFP

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