Wirtschaft

Bewertungswahnsinn nimmt zu Tesla-Aktie fährt rapide auf eine Klippe zu

Die Zweifel, ob Musk das angepeilte wöchentliche Produktionsziel erreichen wird, nehmen zu.

Die Zweifel, ob Musk das angepeilte wöchentliche Produktionsziel erreichen wird, nehmen zu.

(Foto: picture alliance / Andrej Sokolo)

Bei den Investoren von Tesla sorgt Elon Musk seit Jahren für Euphorie. Dabei hat er etliche Male seine hochtrabenden Ziele verschoben. Allerdings steigt das Risiko, dass die Begeisterung abrupt enden könnte.

Der Hype um Tesla beginnt zu bröckeln. Das zeigt der zehnmonatige Seitwärtstrend der Aktie unmissverständlich. "Obwohl die Aktie zuletzt auf der Stelle tritt, ist die Schwankungsbreite bei Tesla vergleichsweise hoch", erklärt Stefano Angioni, Derivate-Experte bei der Société Générale. Das spiegele die große Nervosität der Anleger wider. Der Grund für diese Unsicherheit: Die immer wieder nicht gehaltenen Versprechen von Tesla-Chef Elon Musk. Das Vertrauen ist allmählich verspielt. Auch wenn Musk mit immer neuen Ankündigungen die Aktionäre bei Laune halten konnte. Die jüngsten Nachrichten haben Sprengkraft und könnten dazu führen, dass die Stimmung der Anleger kippt.

Nachrichtenserie beunruhigt Investoren

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Zuletzt war die Vizechefin der Unternehmensfinanzen Susan Repo überraschend ausgeschieden. Wenige Tage zuvor hatte bereits der Chefbuchhalter Eric Branderiz das Unternehmen verlassen. Kurz vor Repos Abschied hatte Tesla bestätigt, dass die Produktion des Model 3 Ende Februar eine Woche stillstand. Die Zweifel darüber, ob Musk das angepeilte wöchentliche Produktionsziel von 2500 Fahrzeugen zum Ende des ersten Quartals und 5000 Automobile zum Ende des zweiten Quartals erreichen wird, nehmen zu.

Die Produktionsprobleme könnten auch andere Gründe haben. Einem US-Pressebericht zufolge soll es im Werk Fremont viele fehlerhafte Teile geben, die nachbearbeitet werden müssten. Die Quote liege angeblich bei bis zu 40 Prozent, weshalb es zu Verzögerungen in der Produktion des Model 3 kommen soll. Offensichtlich ist es doch nicht so einfach, in großem Umfang Autos herzustellen, wie Musk das häufig behauptet hat. Das mag bei kleinen Stückzahlen anders sein. Die werden aber auch weitgehend in Handarbeit hergestellt. Bei großen Stückzahlen hingegen ist eine ausgeklügelte Logistik für die Produktion notwendig.

Astronomische Bewertung

Trotz der Kursschwäche liegt der Börsenwert von Tesla immer noch bei horrenden 55,2 Milliarden Dollar. Damit bringt der Konzern mehr Gewicht auf die Waage als der größte US-Autohersteller General Motors (52,8 Milliarden). Dabei verbrennt der Elektroautohersteller, dessen Nettoschulden bei heftigen 8,9 Mrd. Dollar liegen, kräftig Geld und könnte in den nächsten Quartalen so manche Kapitalspritze für das Hochfahren der Produktion benötigen. Die Anzahlungen der Kunden von 854 Millionen Dollar verbrennt der Konzern leicht in einem einzigen Quartal.

Vor diesem Hintergrund ist die Bewertung von Tesla umso astronomischer. Der Konsens der Analysten geht davon aus, dass der Konzern 2018 bei einem Umsatz von 19,7 Milliarden Dollar einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 1,6 Milliarden Dollar erwirtschaften wird. Damit ist der Elektroautobauer mit dem 40,1fachen des Ebitda bewertet - ein unglaublicher Multiplikator. Die Vergleichszahl für Daimler? Der weltgrößte Premiumhersteller ist mit lediglich dem 2,4fachen des Ebitda bewertet, BMW mit dem 2,3fachen, und Volkswagen nur mit dem 1,5fachen. Die Zahlen zeigen, wie viel Euphorie in der Tesla-Aktie steckt.

Die Zweifel an der geplanten Wachstumsexplosion bei Tesla nehmen allmählich zu. Investoren warten daher gespannt auf Anfang April. Dann wird der Konzern ein paar vorläufige Daten zum ersten Quartal vorlegen dürfen. Sollten die Zahlen zeigen, dass die Herstellung nicht an Fahrt aufgenommen hat, um die Produktionsziele des Model 3 zu erreichen, könnte die Aktie schneller von der Bewertungsklippe fallen, als vielen Anlegern lieb ist.

Quelle: ntv.de

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