Wirtschaft

Jahresverlust angedeutet Thyssenkrupp ächzt unter Brasilien-Flop

Das missglückte Brasilien-Abenteuer verhagelt drückt Thyssenkrupp die Bilanz.

Das missglückte Brasilien-Abenteuer verhagelt drückt Thyssenkrupp die Bilanz.

(Foto: dpa)

Der Betrieb eines Stahlwerks in Brasilien kommt Thyssenkrupp teuer zu stehen. Nach dem Verkauf der Fabrik rutscht der Dax-Konzern tief in die roten Zahlen. Im Tagesgeschäft hingegen läuft es beim deutschen Stahlriesen rund.

Abschreibungen auf das verlustreiche Stahlwerk in Brasilien haben den Industriekonzern Thyssenkrupp im zweiten Quartal tief in die roten Zahlen getrieben. Mit einem Minus von rund acht Milliarden Euro hatte sich die Anlage, die im Frühjahr für rund 1,5 Milliarden Euro verkauft worden war, als gigantische Fehlinvestition erwiesen. Dadurch war schließlich noch eine Wertberichtigung von rund 900 Millionen Euro notwendig geworden, die das Unternehmen im zweiten Quartal mit einem Nettoverlust von 879 Millionen Euro tief in die roten Zahlen drückte.

Thyssenkrupp
Thyssenkrupp 4,67

Operativ lief das Geschäft jedoch rund - aus diesem Grund erhöhte das Essener Unternehmen auch seine entsprechende Ergebnisprognose für das bis Ende September laufende Geschäftsjahr 2016/17. Unter dem Strich wird jedoch wegen der Wertberichtigungen ein Verlust stehen, teilte das Unternehmen mit.

Im fortgeführten Geschäft - in dem das brasilianische Werk nicht enthalten ist - erzielte Thyssenkrupp einen Gewinn von 55 Millionen Euro, was aber deutlich unter dem Vorjahreswert von 97 Millionen Euro lag. Der Umsatz legte um zwölf Prozent auf knapp elf Milliarden Euro zu. Der Auftragseingang kletterte sogar um ein Drittel auf fast zwölf Milliarden Euro.

Im Tagesgeschäft profitierte Thyssenkrupp von guten Geschäften der Aufzugsparte sowie bei Komponenten für die Automobilindustrie. Auch die Erholung der Stahlpreise machte sich positiv bemerkbar. Wegen der längerfristigen Verträge wirke sich die Preiserhöhung zeitverzögert aus, so das Management. Zudem würden die positiven Effekte durch gestiegene Rohstoffkosten, hauptsächlich bei Kokskohle, teilweise aufgezehrt.

Konkurrent Arcelormittal mit Gewinnsprung

Durch die anziehenden Stahlpreise konnte dagegen der Branchenprimus Arcelormittal seinen Betriebsgewinn (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, Ebitda) im ersten Quartal auf 2,2 Milliarden Dollar mehr als verdoppeln. In der Bilanz stach vor allem die positive Entwicklung in Europa hervor. Der Thyssenkrupp-Konkurrent geht zudem davon aus, dass der neue Schwung am weltweiten Stahlmarkt auch im laufenden Quartal spürbar bleibt. Im abgelaufenen Vierteljahr steigerte Arcelormittal seinen Umsatz um ein Fünftel auf 16,1 Milliarden Dollar.

Thyssenkrupp-Konzernchef Heinrich Hiesinger wies dagegen erneut auf die Strategie des Essener Konzerns zum Ausbau der Industrie- und Dienstleistungsgeschäfte hin. "Das ermöglicht uns, in Zukunft stabilere Ergebnisse zu erwirtschaften und profitabel zu wachsen", sagte er laut einer Mitteilung. Die Rohstoffmärkte und damit die Werkstoffgeschäfte unterlägen dagegen starken Schwankungen, die von dem Unternehmen nicht beeinflusst werden könnten.

Der Essener Konzern verhandelt bereits seit Monaten mit dem Konkurrenten Tata über eine mögliche Fusion der Stahlsparte. Zusammen mit einem geplanten Sparprogramm hatte das zu Protesten in der Stahl-Belegschaft geführt.

Quelle: ntv.de, cri/dpa

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