Wirtschaft

GM streicht 15.000 Jobs Trumps Zollpolitik wird zum Bumerang

Trumps "America First"-Politik funktioniert für die Autoindustrie nicht.

Trumps "America First"-Politik funktioniert für die Autoindustrie nicht.

(Foto: REUTERS)

Eigentlich wollte Donald Trump Fabriken und Jobs zurück in die USA holen. Doch jetzt schließt mit GM der größte US-Autobauer vier Werke und streicht jede sechste Stelle. Es ist eine schallende Ohrfeige für die "America First"-Politik.

So hatte sich Donald Trump das mit "America First" nicht vorgestellt. Als Fiat Chrysler im Januar ankündigte, von Mexiko nach Michigan umzuziehen, triumphierte US-Vize-Präsident Mike Pence noch auf Twitter: "Die 'America First'-Politik funktioniert!" Dass nun ausgerechnet der größte US-Autobauer General Motors tausende Jobs streicht und allein in den USA vier Werke schließt, ist für Trump ein Schlag ins Gesicht.

General Motors (GM)
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Der Präsident hatte sich auf die Fahne geschrieben, Arbeitsplätze, die über Jahrzehnte in Niedriglohnländer abgewandert sind, in die USA zurückholen. Vor allem die heimische Autoindustrie, die sich günstig in Mexiko angesiedelt hatte, hatte er hierfür - unter Androhung von Strafen - in die Pflicht genommen.

Dass Trump jetzt schäumt, wundert also nicht. GM-Chefin Mary Barra bekam den geballten Zorn des Präsidenten zu spüren: Sie habe jetzt "ein Problem", habe Trump sie wissen lassen, schreibt das "Wall Street Journal". Die Regierung habe in der Vergangenheit viel für GM getan. Man könne Druck auf den Konzern ausüben, soll Trump ihr gedroht haben.

Was Trump nicht sieht, ist, dass er mit seiner Zollpolitik zumindest kräftig dazu beigetragen hat, dass das Management in Detroit die Axt ansetzt. Konzernchefin Barra versicherte ihm zwar, der Beschluss habe nichts mit seinen Schutzzöllen zu tun, sondern sei ausschließlich auf die mageren Absatzzahlen des Konzerns zurückzuführen. Fest steht aber, dass der Handelsstreit weder GM noch den anderen US-Autobauern geholfen hat. Der Konzern kämpft nicht nur mit schrumpfenden Absatzzahlen, sondern auch mit gestiegenen Materialkosten, seit Trump Schutzzölle auf Aluminium und Stahl eingeführt hat.

Schon im vergangenen Quartal beliefen sich die Mehrkosten auf 300 Millionen Dollar. Und es könnte noch mehr werden. Analysten rechnen schon mit einer Milliarde Dollar zusätzlicher Kosten durch den Zollstreit zwischen den USA und China. Ähnlich tiefe Spuren dürfte Trumps Handelspolitik auch in der Bilanz des Konkurrenten Ford hinterlassen.

Nicht nur die Preise für Stahl und Aluminium, auch die Einfuhrzölle bei Autos machen den Autobauern zu schaffen. Die Produktion in China einzustellen, wie Trump es gerne sehen würde, ist für GM keine Option. Autos für den chinesischen Markt woanders zu bauen als in China wäre Unfug. Zum anderen würde Peking Zölle auf jedes GM-Auto erheben, das nach China eingeführt wird. Trumps Rechnung mit "America First" funktioniert also nicht für die Autoindustrie und ihre globalen Produktionsketten.

Showdown im Autozoll-Poker rückt näher

Für die Branche könnte es demnächst noch viel dicker kommen. Der Zollkrieg zwischen den USA und Europa hat gerade erst begonnen. Anfang kommenden Jahres will man in "echte Verhandlungen" über ein amerikanisch-europäisches Handelsabkommen eintreten. Eine Lösung wird für Februar angepeilt. Beobachter rechnen bereits mit dem Schlimmsten. Laut Studien könnten Tausende Jobs in der US-Autobranche in Gefahr geraten, sollte die Zollspirale bei Autos erst so richtig in Schwung kommen.

Die Branche trifft der Handelsstreit zudem in einer denkbar ungünstigen Phase. Der technologische Wandel mit E-Mobilität und Autonomem Fahren ist rasant. GM muss sich diesen Entwicklungen stellen, will der Konzern nicht von der Konkurrenz weggefegt werden. Und dafür braucht er Milliardensummen.

Mary Barra wolle "nicht an der Seitenlinie stehen und Peitschen für Pferdekutschen verkaufen", zitiert der US-Sender CNN Jeffrey Sonnenfeld von der Yale School of Management. Es gäbe zu viele Unternehmen, die sich "auf Kosten der Zukunft in die Vergangenheit verliebt hätten". Barra "will nicht Kodak, GE oder Sears sein".

Dafür muss GM die Kosten senken. Konkurrent Volkswagen macht es nicht anders. Die Wolfsburger haben erst kürzlich neue Investitionspläne aufgelegt. Schritte für den langfristigen Erfolg jetzt zu unternehmen, während die Wirtschaft stark sei und die Geschäfte gut liefen, sei sinnvoll, rechtfertigte Barra ihr Timing. Sie will, dass es ihren Konzern auch nach Trumps Regierung noch gibt.

Trumps Luftschlösser platzen

Die Zahlen geben ihr recht: Laut Bloomberg wird der weltweite Absatz von Elektrofahrzeugen bis 2030 auf 30 Millionen steigen. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es gut eine Million. In 12 Jahren wird demnach mehr als jeder zehnte in den USA verkaufte Wagen ein Elektrofahrzeug sein. "Die Technologie entwickelt sich in Quantensprüngen", zitiert CNN einen Industrieanalysten bei Edmunds. Die Autobauer passten sich an, "um zu überleben".

Nicht nur für Trump, auch für gutgläubige Wähler ist die Nachricht von den Werksschließungen niederschmetternd. Die Luftschlösser, die der Präsident rund um "America First" und eine Renaissance von Jobs in der Produktion gebaut hat, platzen.

Er habe Trump im Wahlkampf unterstützt, weil er ihm und seinen Kollegen Hoffnung gegeben habe, zitiert die britische Zeitung "Guardian" einen ehemaligen GM-Arbeiter. Er sei noch nie so politisch gewesen. Er habe Trump beim Wort genommen und geglaubt, dass die Jobs zurückkommen würden. Aber alles, was er zwei Jahre später sehe, seien immer mehr vernichtete Arbeitsplätze.

Quelle: ntv.de

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