Wirtschaft

Trotz gigantischer Bewertung "Uber ist langfristig kein gutes Investment"

 Uber wurde erst 2009 gegründet und wird von privaten Investoren kräftig unterstützt.

Uber wurde erst 2009 gegründet und wird von privaten Investoren kräftig unterstützt.

(Foto: picture alliance / Salvatore Di )

Mit einem geschätzten Wert von 120 Milliarden Dollar steuert Fahrdienst-Vermittler Uber einen Rekord-Börsengang an. Im Interview erklärt Analyst Jürgen Pieper, wieso Anleger trotzdem vorsichtig sein sollten und wie viel Potenzial noch in dem  umkämpften Markt steckt.

n-tv.de: Der Börsengang des US-Fahrdienstvermittlers Uber nimmt Gestalt an. Banken bewerten das Unternehmen jetzt mit 120 Milliarden Dollar. Wie realistisch ist diese Einschätzung?

Jürgen Pieper: Für eine aufgepeppte Mitfahrzentrale kommt mir dieser Wert sehr hoch vor. Schon in der Anfangszeit des Unternehmens hat es mich sehr gewundert, dass der Finanzmarkt dieses Geschäftsmodell dermaßen hypt. Auch wenn sich Uber am Ende ohne Frage unter den Fahrdienst-Vermittlern als Marktführer etablieren konnte, bietet das Unternehmen doch eigentlich eine sehr überschaubare Dienstleistung mit vielen Mitbewerbern an.

Uber muss mit Taxiunternehmen und Mietwagen konkurrieren. Wie viel Potenzial steckt noch in diesem Markt?

Der Preisdruck ist sehr stark. Was zählt, sind Wachstum und ein langfristiges Ertragspotenzial. Ich traue Uber nicht zu, dass es langfristig ein gutes Investment ist und eine Rendite erzielt, die über fünf Prozent liegt. Das Wachstum von Uber wird spätestens Mitte der 20er-Jahre nicht mehr so gut sein. Der Wettbewerb in diesem Geschäft ist einfach zu vielfältig. Daran wird letztlich auch der Markenname Uber nichts ändern können. Für Anleger sind die Risiken deutlich größer als die Chancen.

Haben die Wall-Street-Banken ihre Prognosen bewusst hoch angesetzt, um sich am Ende ein lukratives Geschäft sichern zu können?

Jürgen Pieper ist Analyst und Senior Adviser bei Metzler Capital Markets.

Jürgen Pieper ist Analyst und Senior Adviser bei Metzler Capital Markets.

Hinter jedem Börsengang steckt bei allen Beteiligten auch ein Eigeninteresse. Grundsätzlich ist das total legitim. Jeder hat das Recht auf ein gutes Geschäft, keine Frage. Wenn Bewertungen offen dargelegt werden und am Ende nicht völlige Fantasiezahlen auf das Papier gelangen, sind solche Prognosen völlig unproblematisch.

Mit der neuen Bewertung wäre Uber mehr wert als die Autokonzerne General Motors, Ford und Fiat Chrysler zusammen. Was würde ein Börsendebüt von Uber für die Branche bedeuten?

Die Konkurrenz kommt von allen Seiten. Daimler und BMW gehen mit ihren eigenen Mobilitätsdienstleistungen schon relativ forsch voran. Die Mitbewerber aus der Industrie werden allerdings viel niedriger bewertet. Dabei gibt es bei Unternehmen mit einem starken Markennamen viel mehr Substanz, um abschätzen zu können, in welche Richtung es sich entwickelt. Bei Daimler oder VW wägen Investoren jedes mögliche Risiko. Für Uber hingegen gilt ohne Rücksicht auf mögliche Risiken oftmals ein sehr großer Vertrauensvorschuss.

Uber wird kräftig von privaten Investoren unterstützt. Zuletzt hat der japanische Autokonzern Toyota 500 Millionen Dollar investiert. Was erhoffen sich Investoren?

Investoren aus der Industrie wollen sich das Geschäftsmodell aneignen, ohne selber etwas aufbauen zu müssen. Bei der Suche nach einem Partner spielen Erfahrung und neue Kundenbeziehungen eine Rolle. Mit einer Kundenzahl bei Uber, die schätzungsweise im dreistelligen Millionenbereich liegt, kann Toyota mit seinem Investment auch ein ganz neues Klientel erschließen.

Schon vor zwei Jahren hat Uber 3,5 Milliarden Dollar in Saudi-Arabien eingesammelt. Schmälert der aktuelle Skandal um die mutmaßliche Ermordung von Journalist Jamal Khashoggi möglicherweise den Wert des Unternehmens?

Politische Handelskonflikte werden heutzutage genauer beäugt als noch vor fünf oder zehn Jahren. Damals haben wir noch ganz fest an die Globalisierung geglaubt. Die Beziehung zwischen den USA und Saudi-Arabien sind noch nicht nachhaltig gestört. Auch Trump hat sich bislang zum Fall Khashoggi weniger kritisch geäußert. Von daher sehe ich für Uber darin noch kein Risiko.

Mit Jürgen Pieper sprach Juliane Kipper.

Quelle: ntv.de

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