Wirtschaft

Geldspeicher statt Wachstumswert Warren Buffett degradiert Apple

Mehr Zeit für Qualitätskontrolle bei der iPhone-Herstellung: Apple will die Produktion deutlich drosseln.

Mehr Zeit für Qualitätskontrolle bei der iPhone-Herstellung: Apple will die Produktion deutlich drosseln.

(Foto: Yang xiaobo - Imaginechina)

Der Hype um das neue iPhone X verfliegt schneller, als Apple lieb ist. Ausgerechnet jetzt schlägt Investoren-Legende Warren Buffett zu. Die Sichtweise der Anleger auf die Apple-Aktie verändert sich grundlegend.

Apple konnte mit seinen Unternehmensergebnissen zuletzt nicht überzeugen. Tim Cook hatte zu allem Überfluss auch noch einen schwachen Ausblick auf das laufende Quartal gegeben, den Investoren zunächst aber nicht ernst genommen haben. Doch die jüngsten Medienmeldungen scheinen die Befürchtung zu bestätigen. Demnach lässt Apple die Produktion seines iPhone X herunterfahren, im laufenden Quartal sollen nur noch 20 Millionen Einheiten des Flaggschiffs gefertigt werden - die Hälfte des ursprünglich anvisierten Produktionsvolumens.

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"Die Analysten haben auf Apples schwache Prognose reagiert und ihre Umsatzschätzungen für die Fiskaljahre 2017/18 und 2018/19 gesenkt", erklärt Gregor Kuhn, Chef-Stratege bei der Bernstein Bank. "Daher richten sich die Hoffnungen der Aktionäre auf die US-Steuerreform und damit auf die Möglichkeiten, was Apple mit seinem Cash-Berg alles anstellen kann", so Kuhn weiter. Im Rahmen der US-Reform sinkt der Steuersatz für die Unternehmen kräftig auf nur noch 21 Prozent. Gleichzeitig kann im Ausland geparktes Geld zu sehr günstigen Sätzen zurückgeholt werden.

Ende Dezember besaß Apple Geld und Wertpapiere im Wert von 285,1 Milliarden Dollar. 269 Milliarden davon hatte der Konzern im Ausland geparkt - so viel wie kein anderes US-Unternehmen. Das entsprach abzüglich der Schulden einem Netto-Cash-Bestand von 163 Milliarden Dollar. Vorstandschef Tim Cook hat im vergangenen Quartal 10,1 Milliarden Dollar über Aktienrückkäufe und weitere 3,3 Milliarden Dollar über Dividenden an die Aktionäre weitergegeben. Nun hoffen sie aufgrund der Steuerreform, dass es in diesem Jahr noch mehr wird.

Wie viel zahlt Apple den Aktionären aus?

Apple signalisiert, die Schatulle aufmachen zu wollen. "Die US-Steuerreform wird es uns ermöglichen, eine optimalere Kapitalstruktur für unser Unternehmen umzusetzen. Unsere Netto-Cash-Position ist 163 Milliarden Dollar und angesichts der zunehmenden finanziellen und operativen Flexibilität wegen des Zugriffs auf unser im Ausland geparktes Geld, streben wir an, im Laufe der Zeit praktisch Netto-Cash neutral zu werden“, sagte Finanzchef Luca Maestri. Anders ausgedrückt: Apple will im Laufe der Zeit bis zu 163 Milliarden Dollar an die Aktionäre weitergeben, wahrscheinlich über Dividenden und Aktienrückkäufe.

Details zu den neuen Plänen will Maestri bei der Vorlage der nächsten Quartalszahlen präsentieren, also Ende April. Bei Anlegern ist die Apple-Aktie bereits heute kaufenswert, schaffte sie doch eine deutliche Outperformance von rund sechs Prozentpunkten seit dem Kurstief Anfang Februar. Auch hierzulande gehört Apple weiterhin zu den Anlagefavoriten, wie die Börsenumsätze und die außerbörslichen Umsätze bei Brokern wie Degiro oder flatex zeigen. Besonders gefragt waren Hebelpapiere wie der Knock-out mit der WKN TD9GG7 oder der Call-Optionsschein mit der WKN SG73B7, beide moderat gehebelt.

Buffett kauft Apple

Zu den Apple-Fans gehört auch Star-Investor Warren Buffett, der im vierten Quartal 2017 seinen Anteil an Apple-Aktien um 23 Prozent auf 165 Millionen Stück aufgestockt hat. Inzwischen freut er sich nicht nur über die bisher angefallenen Kursgewinne, sondern auch über ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Denn der Value-Investor bekommt bei Apple nicht nur viel Cash und ein überzeugendes Geschäftsmodell geboten, sondern kauft sich auch noch gut ein. Buffett ordnet Apple inzwischen wohl als Value-Aktie ein, weshalb sie immer besser in sein Firmenportfolio passt. Eine Value-Aktie zeichnet sich durch ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), niedriges Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) und eine hohe Dividendenrendite aus. All dies ist bei Apple gegeben.

Das KGV liegt mit 15,0 deutlich unter dem des S&P 500 von 17,1. Abzüglich des Netto-Cashs von 31,85 Dollar je Aktie wird das Papier sogar lediglich mit einem KGV von 12,2 bewertet. Sollte die Dividende im laufenden Fiskaljahr lediglich um einen Dollar pro Aktie steigen, was angesichts der Cash-Bestände nur Peanuts wären, würde die Dividende auf 3,65 Dollar je Aktie klettern. Das entspräche einer Rendite von 2,1 Prozent und läge auf einen Schlag leicht über der des S&P 500 von 1,9 Prozent.

Durch die immer stärkere Präsenz von Buffett bei Apple könnten sich auch andere Value-Investoren ermutigt fühlen, die Aktie des iPhone-Herstellers zu kaufen. Dann wäre vermutlich auch die Kursentwicklung bald anders. Kräftige Kurssprünge, wie sie von Tech-Aktien häufiger zu sehen sind, dürften dann künftig bei Apple nur noch selten zu bewundern sein. 

Quelle: ntv.de

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