Wirtschaft

Neue Finte von Putin Wo versteckt Moskau seine US-Bonds?

Wladimir Putin weiß, wie man Niederlagen in Siege verwandelt.

Wladimir Putin weiß, wie man Niederlagen in Siege verwandelt.

(Foto: dpa)

Eigentlich wollte Russland als Vergeltung für US-Sanktionen seine US-Staatsanleihen abstoßen. Doch das Ganze ist offenbar nur eine weitere Täuschung von Wladimir Putin: Ein Großteil scheint bloß umgeparkt worden zu sein.

Die Kunst der Illusion ist und bleibt Moskaus wichtigste Strategie. Irgendeinen Zaubertrick hat Wladimir Putin immer im Kasten, um Russlands Geltung in der Welt größer scheinen zu lassen, als sie wirklich ist. Egal, ob der Flop mit der geplanten Southstream-Pipeline in der Türkei, die flüchtige Gas-Partnerschaft mit China oder windige Wirtschaftsabkommen mit Nordkorea - je größer der Druck, desto größer die Täuschung.

Im gleichen Stil hatte der russische Finanzminister Anton Siluanow vor zehn Tagen vollmundig Vergeltung gegen neue US-Sanktionen angekündigt: "Wir haben unsere US-Vermögenswerte auf ein Minimum reduziert und werden sie weiter zurückfahren." Russland werde künftig versuchen, bei Transaktionen den Dollar zu meiden. Wäre es nicht so, dass Moskaus Ankündigungen und die Wahrheit häufig weit auseinandergehen, könnte man glauben, der Kreml setze diesen Plan auch genauso um.

Nach offiziellen Daten hat die russische Zentralbank ihre Wertbestände tatsächlich im großen Stil umgeschichtet - und zwar von US-Dollar in krisensicheres Gold. Allein im Juli kaufte Moskau laut Internationalem Währungsfond (IWF) die Rekordmenge von 26 Tonnen. In den Monaten zuvor waren es etwas weniger.

Raus aus US-Bonds, rein in Gold

Bezahlt wurde das Gold offenbar mit dem Verkauf von US-Staatsanleihen. Von März bis Mai fuhr die Moskauer Zentralbank diesen Bestand laut ihren Daten von 96,1 Milliarden auf 14,9 Milliarden Dollar zurück. Demnach hat Moskau seine Bestände um rekordverdächtige 80 Prozent geschrumpft.

Moskau will sich weniger erpressbar machen. "Russland befindet sich in einem Finanzkrieg, sie stoßen US-Dollar ab und kaufen Gold, was sie vor Sanktionen und dem Einfrieren von Dollarvermögen schützt", zitiert die Finanzagentur Bloomberg Jim Rickards vom Newsletters Strategic Intelligence.

Die US-Regierung hat in den vergangenen Jahren wiederholt Strafmaßnahmen gegen Russland verhängt. Washington reagierte so auf Russlands Rolle im Ukraine-Konflikt, auf russische Einmischung in den US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 und zuletzt auf Moskaus mutmaßliche Rolle beim Giftgasanschlag auf den früheren russischen Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter in Großbritannien. Moskau bestreitet seinerseits eine Verwicklung in das Attentat. Außerdem drohen weitere Schläge der USA wegen Verletzungen von UN-Sanktionen gegen Nordkorea.

Treibt Moskau ein doppeltes Spiel?

Erst am Wochenende bekräftigten russische Finanzanalysten dem russischen Sender RT diese Strategie: "Die Russische Föderation strebt größere finanzielle Unabhängigkeit und eine Überwindung der Hegemonie des US-Dollars an." Aus diesem Grund habe sich der "Anteil von Gold in den Reserven des Kremls in den letzten zehn Jahren verzehnfacht".

Laut der US-Denkfabrik Council of Foreign Relations könnte die letzte große Transaktion der Moskauer Zentralbank ein großes Täuschungsmanöver gewesen sein. Denn Daten von US-Finanzbehörden belegen demnach lediglich Verkäufe von US-Bonds in Höhe von 35 Milliarden Dollar. 46 Milliarden Dollar wären demnach entweder verschwunden oder woanders. Die Frage ist: wo?

Bei ihren Recherchen entdeckten die Ökonomen Benn Steil und Della Rocca, dass die Bestände an US-Anleihen an andern Orten der Welt zum gleichen Zeitpunkt wuchsen, als Moskau seine verkaufte: In der karibischen Steueroase Cayman Islands ist der Bestand demnach um 20 Milliarden Dollar gestiegen, in Belgien um 25 Milliarden Dollar.

Die Ökonomen schließen daraus, dass Moskau nicht alle US-Staatsanleihen verkauft, sondern ein nennenswertes Paket lediglich umgeparkt hat. Tatsächlich wäre es ein kluger Schachzug: Der Kreml hätte auf die US-Sanktionen deutlich reagiert, das russische Vermögen wäre in Sicherheit und der Besitzer der Anleihen bliebe im Dunkeln.

Und gleichzeitig wahrt Wladimir Putin auch noch das Gesicht vor US-Präsident Donald Trump. Ungeachtet der neuen Sanktionen kann Moskau mit den USA im Geschäft bleiben: weder wird die Lieferung von Raketentriebwerken eingestellt, noch der Export von Titan an die US-Luftfahrt gestoppt. Allen Interessen Putins ist vorerst gedient.

Quelle: ntv.de

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