Wirtschaft

Inflation in der Türkei zieht an Zentralbank will ihren Kurs ändern

Inflation im zweistelligen Bereich: In der Türkei sind "Risiken für die Preisstabilität erkennbar".

Inflation im zweistelligen Bereich: In der Türkei sind "Risiken für die Preisstabilität erkennbar".

(Foto: REUTERS)

Das Leben in der Türkei wird immer teurer: Im Sommer ziehen die Verbraucherpreise nochmals kräftig an. Die Inflationsrate nähert sich der Marke von 20 Prozent. Der Verfall der Lira verschärft die Lage. Die Notenbank stellt einen Kurswechsel in Aussicht.

Die Währungshüter in der Türkei haben nach der Bekanntgabe der offiziellen Inflationsrate Gegenmaßnahmen angekündigt und einen geldpolitischen Kurswechsel in Aussicht gestellt, der offenbar noch im September erfolgen soll. Es seien "Risiken für die Preisstabilität erkennbar", teilte die türkische Zentralbank in einer Stellungnahme mit. "Wir werden die notwendigen Maßnahmen ergreifen", hieß es.

Tatsächlich hat sich der Anstieg der Verbraucherpreise in der Türkei im August weiter beschleunigt. Angetrieben durch steigende Transport- und Lebensmittelpreise zog die offizielle Inflationsrate auf 17,90 Prozent an, wie die nationale Statistikagentur Turkstat in Ankara berichtete.

Die neuen Daten dürften die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Türkei verstärken. Aufgrund des Wertverfalls der türkischen Lira stiegen die Kosten für importierte Waren wie etwa Kraftstoff, Medikamente oder Fleisch während des Sommers sprunghaft an. Ökonomen hatten im Schnitt sogar mit einem etwas stärkeren Preiseffekt gerechnet.

Erzeugerpreise ziehen an

Besserung ist nicht in Sicht, im Gegenteil: Die Erzeugerpreise, die als Indikator für die Entwicklung der Verbraucherpreise gelten, kletterten zuletzt im Jahresvergleich sogar um 32,1 Prozent. Im Vormonat lag der Preisauftrieb hier noch bei 25 Prozent.

Die türkische Lira geriet nach der Veröffentlichung der Daten kurzzeitig weiter unter Druck. Am späten Vormittag mussten Investoren am Devisenmarkt zeitweise bereits wieder 6,7438 Lira für jeden Dollar bezahlen. Im bisherigen Jahreshoch war die US-Währung zur Lira zeitweise bis auf 7,1048 Dollar gestiegen. Die Lira war zuletzt nur noch 0,1511 Dollar wert.

Die Zentralbank hatte ihre Inflationsprognose für 2018 kürzlich von 8,4 auf 13,4 Prozent angehoben. Im kommenden Jahr gehen die Währungshüter offiziell noch von einem mäßigen Preisauftrieb in einer Spanne von 6,5 bis 9,3 Prozent aus.

Beratungen zum bisherigen Kurs

Wie die Zentralbank nach der Vorlage der Inflationsdaten mitteilte, soll bei dem anstehenden Treffen der Währungshüter am 13. September auch über eine Anpassung der bisherigen geldpolitischen Haltung beraten werden. Bei der zurückliegenden Sitzung Ende Juli hatten sich die Währungshüter noch dem politischen Druck gebeugt und auf eine weitere Zinserhöhung verzichtet. Diese wäre allerdings nach Ansicht von Ökonomen angesichts der Lage dringend erforderlich gewesen.

Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte zuvor wiederholt erklärt, dass er Zinserhöhungen kategorisch ablehnt. Als der fällige Zinsschritt Anfang August ausblieb, werteten Investoren dies als klaren Beleg dafür, wie es um die Unabhängigkeit der türkischen Zentralbank mittlerweile bestellt ist. Das Vertrauen der Märkte in die Türkei wurde dadurch schwer erschüttert. Der Kurs der Lira verlor daraufhin binnen Tagen dramatisch an Wert.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ

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