Wirtschaft

Umstrittene Anleihenkäufe EZB-Chefvolkswirt redet über Verlängerung

Der Europäischen Zentralbank zufolge ist das Marktumfeld derzeit relativ ruhig. Das wiederum sorge für "geduldigere Investoren", sagt EZB-Stratege Praet. Er spricht deshalb offen über eine mögliche "zeitliche Ausdehnung" der Anleihenkäufe.

EZB-Chefvolkswirt Peter Praet hat Argumente für eine zeitlich längere Ausdehnung der in Deutschland umstrittenen Anleihenkäufe präsentiert. In einem ruhigeren Marktumfeld seien Investoren geduldiger und könnten einen Stimulus besser einschätzen, "der von einem Ankaufplan ausgeht, der über eine ausgedehntere Zeitstrecke auszuführen ist", sagte Praet.

Zwar ging er in seiner Rede nicht so weit, sich für eine größere Verlängerung der Käufe mit einem geringerem Monatsvolumen auszusprechen. Er merkte aber an, dass es der Euro-Zone konjunkturell so gut gehe wie seit Jahren nicht mehr. Die Erholung sei solide und belastbar.

Was macht Draghi?

Peter Praet.

Peter Praet.

(Foto: picture alliance / dpa)

EZB-Präsident Mario Draghi hatte signalisiert, dass die Notenbank auf ihrer Zinssitzung am 26. Oktober über die Zukunft der Anleihenkäufe entscheiden wird. Es wird erwartet, dass die Währungshüter dann darüber bestimmen, ob sie ihre Käufe nur für eine kurze Zeit mit einem vergleichsweise eher hohen Monatsvolumen verlängern oder die Käufe eher länger fortsetzen aber mit einem eher kleineren Monatsvolumen.

Früheren Angaben von Insidern zufolge haben die Euro-Wächter bereits mehrere Modelle für eine Verringerung der Käufe ab Januar diskutiert. Das Wertpapier-Programm ist momentan das schärfste Schwert der Währungshüter im Kampf gegen eine niedrige Inflation. Aktuell erwerben sie noch Wertpapiere im monatlichen Umfang von 60 Milliarden Euro.

Bundesbank-Vorstand für Reduzierung

Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling sprach sich unterdessen für ein Abschmelzen des Kaufprogramms aus. "Für die Bundesbank ist es wichtig, gerade die Staatsanleihekäufe wegen ihrer gravierenden Nebenwirkungen auslaufen zu lassen", sagte Wuermeling. Selbst dann bliebe die Geldpolitik expansiv. Denn es komme nicht so sehr auf die Höhe der monatlichen Zukäufe an, sondern vor allem auf das Gesamtvolumen der erworbenen Titel.

Nach den bisherigen Planungen wird das Programm Ende Dezember 2017 ein Volumen von 2,3 Billionen Euro erreicht haben. "Mit der Reinvestitionspolitik werden auslaufende Anleihen durch den Ankauf neuer Papiere ersetzt", sagte Wuermeling. Der geldpolitische Stimulus durch die Käufe bleibe daher hoch.

Quelle: ntv.de, bad/rts

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