Wirtschaft

Welche Titel trotzen Trump? Konjunktursorgen spalten den Dax

Die Deutsche Börse in Eschborn bei Frankfurt: Sollte der Handelskrieg eskalieren, dürften Investoren ihr Geld weiter umschichten.

Die Deutsche Börse in Eschborn bei Frankfurt: Sollte der Handelskrieg eskalieren, dürften Investoren ihr Geld weiter umschichten.

(Foto: picture alliance / Arne Dedert/d)

Im Dax gibt es nach den ersten sechs Monaten des Börsenjahres mehr Verlierer als Gewinner. Der Handelskonflikt der USA mit dem Rest der Welt verunsichert Anleger. Welche Titel werden sich im zweiten Halbjahr behaupten?

Die Kursverluste im Dax in den ersten sechs Monaten schüren bei vielen Anlegern die Furcht vor einem weiteren Rückschlag. Im vergangenen Jahr bestätigte der Dax seine Performance aus dem ersten Halbjahr. Damals gab es jedoch ein Plus als Vorzeichen. Die aktuellen Risikofaktoren wie der von Donald Trump geschürte Handelsstreit oder nicht mehr ganz so spendierfreudige Notenbanken könnten die Weltwirtschaft in der zweiten Jahreshälfte noch weiter belasten, befürchten Börsianer.

Deutsche Bank
Deutsche Bank 14,58

Die Dax-Titel bilden diese Sorge über eine Konjunktureintrübung klar ab. 23 der 30 Dax-Werte notieren unter ihrem Stand zu Jahresbeginn. Die größten Verlierer sind dabei die  Zykliker, also Unternehmen aus konjunkturabhängigen Sektoren. Die Schlusslichter bilden die Aktien der Deutschen Bank mit einem Minus von mehr als 40 Prozent und die Titel der Commerzbank mit minus 35 Prozent.

Investoren befürchten, dass es dem neuen Vorstandschef der Deutschen Bank Christian Sewing kaum gelingen wird, den Turnaround bei dem angeschlagenen Institut einzuleiten, zumal das Derivate-Engagement von fast 50 Billionen Euro - das ist fast das 800fache des Eigenkapitals der Deutschen Bank  - vielen Investoren weiterhin Kopfzerbrechen bereitet. "Bei einer deutlichen Abkühlung der Konjunktur nehmen außerdem die Risiken in den Bankbilanzen zu, beispielsweise weil es später zu steigenden Kreditausfällen kommen könnte", sagt Carlo Alberto De Casa, Chef-Analyst beim britischen Broker ActivTrades.

Lufthansa: Hoch gestiegen, tief gefallen

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Lufthansa 7,28

Ebenfalls weit abgeschlagen sind die Titel der Deutschen Lufthansa, die im Gesamtjahr 2017 mit einem Plus von mehr als 140 Prozent die mit Abstand besten Dax-Aktien waren, sowie die Deutsche Post mit einem Rückgang von jeweils rund 30 Prozent.

Eine Abschwächung des Weltwirtschaftswachstums mit einhergehendem Rückgang des Warentransports würde die Lufthansa besonders im Frachtgeschäft schwer treffen. Daher ist es wenig verwunderlich, dass die Aktie im Fokus der Anleger steht. An der Münchener Börse gettex ist sie der am meisten gehandelte Wert. Offenbar haben Anleger nach einem phänomenalen Vorjahr nicht nur Gewinne mitgenommen, sondern die Aktie auch über andere Produkte verkauft.

Das Umfeld bedeutet auch zunehmenden Gegenwind für die Deutsche Post. Zusätzlich schockte der Logistikkonzern mit einer herben Gewinnwarnung, weil die Verlagerung des Geschäfts weg vom Brief- und hin zum Paketgeschäft die Organisation vor deutliche Herausforderungen stellt und Kostensteigerungen verursacht.

Daimler enttäuschte Anleger ebenfalls mit einer Gewinnwarnung, die Aktie des Premiumherstellers dümpelt nach einem Kursrückgang von mehr als 20 Prozent auf dem fünftletzten Rang im Dax. Daimler kündigte unter anderem an, dass die höheren Strafzölle für aus den USA nach China importierte Fahrzeuge den Absatz von SUVs in China dämpfen werden. Investoren befürchten, dass die USA zusätzlich noch Strafzölle von 20 Prozent auf Autos aus der Euro-Zone einführen könnten. Dass das Thema Dieselskandal immer wieder hochkocht, führt zu zusätzlichem Kursdruck.

Defensiv ist das neue offensiv

RWE St.
RWE St. 31,46

Gesund und proper erscheinen im Dax fast ausschließlich Unternehmen aus defensiven, also weniger konjunktursensiblen Sektoren, wie die Versorger. So liegen RWE mit einem Kursplus von mehr als zehn Prozent auf Platz zwei. Investoren setzen darauf, dass sich das Geschäft des Versorgers auch in einem schwierigen Wirtschaftsumfeld stabil entwickeln wird. Der Konzern profitiert zudem von den sinkenden Zinsen, was die Zinsbelastung auf die Nettoschulden von 20,9 Milliarden Euro drückt. Vorfreude erzeugt auch der geplante Deal mit dem hiesigen Branchenprimus Eon.

Klassenprimus bei den Top-Titeln ist die Deutsche Börse mit einem Kursplus von knapp 20 Prozent. "Der Konzern profitiert davon, dass wegen der Regulierung Geschäft von außerbörslichen Handelsplätzen an die Börsen zurückverlagert wird, während gleichzeitig die höhere Volatilität an den Börsen den Handel ankurbelt", sagt Carlo Alberto De Casa, Chef-Analyst beim britischen Broker ActivTrades. Der neue Vorstandschef Theodor Weimer will das Unternehmen zudem auf Rendite trimmen, indem bis Ende 2020 die jährlichen operativen Kosten um rund 100 Millionen Euro gesenkt werden. Zudem soll bis 2020 der Gewinn um durchschnittlich 10 bis 15 Prozent pro Jahr zulegen.

Komplettiert wird die Gewinnergruppe von Adidas (mehr als zehn Prozent Plus) sowie SAP und Fresenius mit jeweils mehr als sechs Prozent Kursgewinn. Der Sportartikelhersteller bekommt zwar zu spüren, dass Deutschland bei der WM in Russland bereits in der Vorrunde ausgeschieden ist. Das drückt auf den Absatz von Trikots der deutschen Mannschaft. Insgesamt dürfte das den Konzern aber nur kurz bremsen. Er will bis 2020 bei einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von 10 bis 12 Prozent pro Jahr den Gewinn im Schnitt um 22 bis 24 Prozent steigern. Wachstumsmöglichkeiten sieht Konzernchef Kasper Rorsted gerade im US-Geschäft, in China und im Onlinehandel.

Wenn der Handelskrieg eskalieren sollte, dürften Investoren weiter Geld aus Zyklikern in Aktien aus defensiven Sektoren umschichten und die Kluft zwischen Gewinnern und Verlierern weiter auseinandertreiben.

Quelle: ntv.de

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