Wirtschaft

Krisenangst im Schwellenland Brasilien starrt auf den Leitzins

Aufstrebendes Schwellenland in Turbulenzen: Brasilien ist die mit Abstand stärkste Volkswirtschaft Südamerikas.

Aufstrebendes Schwellenland in Turbulenzen: Brasilien ist die mit Abstand stärkste Volkswirtschaft Südamerikas.

(Foto: REUTERS)

Der Währungsverfall im stärksten Wirtschaftsraum Südamerikas bringt die Zentralbank in eine schwierige Lage: Der schwache Real droht die Inflation anzuheizen. Im jüngsten Zinsentscheid bemüht sich die Banco Central do Brasil um eine Geldpolitik der ruhigen Hand.

Die Währungshüter in der brasilianischen Zentralbank Banco Central do Brasil (BCB) hält trotz des Wertverfalls der heimischen Währung an ihrem geldpolitischen Kurs fest. Der für alle Kreditgeschäfte im Real-Raum maßgebliche Leitzins bleibt laut der Entscheidung aus der September-Sitzung der Notenbank vorerst unverändert bei 6,5 Prozent. Der Beschluss der neun Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses sei einstimmig gefallen, teilte die Notenbank mit.

Die Landeswährung, der brasilianische Real, war in den vergangenen Monaten scharf unter Druck geraten. Zuletzt verschärfte die aufkommenden Unsicherheiten angesichts eines mittlerweile unvorhersehbaren Wahlausgangs im Oktober die Lage: Der Real gab weiter nach. Die brasilianische Währung leidet dabei auch unter dem Kursverfall der türkischen Lira und den wachsenden Sorgen der Investoren im Hinblick auf die wirtschaftliche Stabilität aufstrebender Schwellenländer.

An den Märkten löste der Entschluss der BCB zunächst keine größeren Bewegungen aus. Beobachter hatten im Vorfeld mehrheitlich mit einem stabilen Schlüsselzins in Brasilien gerechnet - obwohl sich nicht wenige Stimmen für gegensteuernde Maßnahmen der Geldpolitik ausgesprochen hatten. Der Kurs des Real zog in einer ersten Reaktion nur leicht an, verharrte aber weiter nahe des kürzlich markierten Mehrjahrestiefs von 0,2373 Real je Dollar.

Real steuert in die Schwäche

Die Banco Central do Brasil hatte in den vergangenen Monaten mehrfach mit Stützungskäufen am Markt eingegriffen, um den Real zu stärken und einen weiteren Verfall zu stoppen. Dennoch sank der Kurs weiter ab. Seit Mitte August müssen Investoren beim Umtausch mehr als vier Real für jeden Dollar hinlegen. Seit Jahresbeginn hat der Real massiv an Wert verloren. Der Kursrutsch verteuert zunächst vor allem den Preis für aus dem Ausland eingeführte Waren. Dadurch wirken die Bewegungen am Devisenmarkt auch auf die Entwicklung der Verbraucherpreise ein.

Vor diesem Hintergrund wurden Andeutungen der Notenbanker als Signal für anstehende Weichenstellungen gewertet: Das Zins-Gremium der brasilianischen Zentralbank ließ in ihren Ausführungen zum Zinsentscheid durchblicken, dass eine allmähliche Erhöhung der Zinsen in der Zukunft möglich sei, sollte sich der Inflationsausblick weiter verschlechtern.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen