Wirtschaft

Startkapital durch ICOs Wenn Startups eigene Währungen schaffen

Anders als bei einem IPO, das schnell Millionen kosten kann, können Firmen bei einem ICO das Anlegerkapital annähernd zum Null-Tarif einsammeln.

Anders als bei einem IPO, das schnell Millionen kosten kann, können Firmen bei einem ICO das Anlegerkapital annähernd zum Null-Tarif einsammeln.

(Foto: REUTERS)

Kryptowährungen sind schon lange nicht mehr nur noch ein Thema für Computer-Freaks. Vor allem Startups nutzen ICOs als günstige Form der Finanzierung.

Sie sind verzweifelt auf Wohnungssuche? In den USA überhaupt kein Problem mehr. Jedenfalls, wenn man der Eigendarstellung der Mietplattform Rentberry glauben schenken darf. Dort werden für Mieter Wohnungen und Häuser nicht nur vermittelt, sondern alle Abläufe so vereinfacht, dass Probleme gar nicht erst entstehen sollen.

Ob die Versprechen tatsächlich so eintreffen, werden Interessierte erst nach dem 28. Februar wissen. Dann läuft der Initial Coin Offering (ICO) für Rentberry aus und mit dem eingenommenen Geld soll das Projekt an Fahrt aufnehmen. Bisher gestaltet sich der Verkauf der Tokens aus dem ICO sehr erfolgreich.

Im Gegensatz zu Airbnb, das kurzfristige Mietverhältnisse anbahnt und verwaltet, ist Rentberry eine langfristig angelegte Plattform, die mit Hilfe von Blockchain-Technologie das Mieten für Suchende und Anbieter vereinfachen soll. Geregelt wird dies durch Smart Contracts, also Computerprotokolle, die Verträge abbilden und dabei automatische alle Schritte vom Bewerbungsprozess bis zur Abwicklung automatisch regeln. Ist ein Schritt in dem ganzen Prozess abgeschlossen, wird der nächste eingeleitet und auf allen Computern der Blockchain dezentral dokumentiert.

Einfache und günstige Finanzierungen

Mittlerweile nutzen immer mehr Start-Up-Unternehmen Initial Coin Offerings (kurz ICOs) zur Finanzierung ihrer Projekte. Es ist eine preiswerte Möglichkeit, Kapital einzusammeln, da die Gründer und Eigentümer durch ICOs keine Anteile am Unternehmen abgeben müssen. Die Kapitalgeber haben den Vorteil, dass sie die erworbenen Tokens für den Einsatz auf der Plattform nutzen können. Sollte das Startup erfolgreich sein, können sie außerdem auf Wertzuwächse bei den Tokens hoffen.

Die Schweiz ist einer der Vorreiter in Europa bei Kryptowährungen, zahlreiche ICOs haben dort bereits stattgefunden. Winding Tree will mit der Blockchain-Technologie nun den Reisemarkt revolutionieren und sogar Lufthansa beteiligt sich und investiert in das ICO des Schweizer Startups. Die Schweizer wollen mit der Blockchain-Technologie Kunde und Hotel direkt miteinander verbinden und mit dieser Verknüpfung bessere Preise anbieten. Der Wettbewerb auf Online-Reiseportale dürfte sich dadurch verschärfen. Platzhirsch Booking.com wird herausgefordert.

Recht, Medizin und Börse

Einen Service, der in unserer Dienstleistungsgesellschaft immer benötigt wird, bietet KYC Legal an, nämlich die Identifizierung von Nutzern oder Personen generell. Ebenfalls über eine Blockchain soll Betrug verhindert und persönliche Daten geschützt werden. Dienstleister gelangen somit zuverlässig an die benötigten Daten ihrer Benutzer und sind vor gefälschten oder doppelten Benutzerprofilen geschützt.

Auch die Medizin bleibt vom Thema Blockchain nicht unberührt. Denn in der Medizinbranche ist die Güte und der volle Zugang zu Daten besonders wichtig. Die Medicalchain möchte eine duale Blockchain dazu nutzen, Daten dezentral und kontrolliert zu verwalten. Die Nutzer dieser Technologie sollen dabei entscheiden können, wer Zugang zu ihren Daten hat und durch ein spezielles Sicherheitssystem soll die Sicherheit der Daten garantiert werden.

Doch es gibt auch zweifelhafte Beispiele im ICO-Markt. So sammelte das Hamburger Unternehmen NaGA Group zum ersten Höhepunkt des Kryptobooms rund 40 Millionen Euro ein, obgleich im Wertpapierprospekt zum Börsengang vom Juli 2017 keiner der Begriffe "ICO", "Token", "Initial Coin Offering" oder "Coin" auftauchte, wie Heinz-Roger Dohms von Finanz-Szene berichtete. Entsprechend sitzen Anleger, die die Aktie zum Top erwarben auch auf Buchverlusten von aktuell rund 60 Prozent. Der Naga-Coin hat sich aktuell von seinem Höchstkurs gar um mehr als 70 Prozent entfernt. Anleger sollten daher bei der Auswahl der zahlreich erscheinenden ICOs auch immer vom Geschäftsmodell überzeugt sein - eben wie beim Kauf einer Aktie.

Quelle: ntv.de

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