Wirtschaft

Wohin mit dem Geld? So handeln die Profis

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(Foto: REUTERS)

Von wegen lauer Sommerhandel: Die börsengehandelten Indexfonds erleben satte Zuflüsse. Daraus kann auch Otto-Normal-Anleger interessante Schlüsse ziehen.

Der Brexit, die Diskussion um eine Leitzinserhöhung in den USA sowie eine schwächelnde Weltwirtschaft haben Anleger in den Sommermonaten verunsichert. Wie reagieren die Profis in Europa auf die Unwägbarkeiten, welche Trends lassen sich daraus ableiten? Diese Tendenzen werden anhand der Kapitalströme von ETFs sichtbar, da sie in großem Stil von institutionellen Investoren gehandelt werden. ETFs sind börsengehandelte Indexfonds auf etwa Aktien, Anleihen oder Rohstoffe, und der Begriff steht für Exchange Traded Funds. Die Liquidität ist in diesen Instrumenten meist sehr hoch, daher werden sie von vielen Profis genutzt – und auch von der europäischen Zentralbank EZB.

Die größten ETF-Zuflüsse gab es zuletzt im Bereich der Anleihen. Im Juli wurde dabei vor allem in Staatsanleihen von Schwellenländern investiert, die Rekordzuflüsse von rund zwei Milliarden Euro verzeichneten. Die zu ergatternden Renditen sind in vielen Entwicklungsländern deutlich höher als bei Staatsanleihen aus den meisten entwickelten Ländern. Hochzinsanleihen wurden aufgrund der Renditemöglichkeiten ebenfalls kräftig nachgefragt, während es in den beiden vorangegangenen Monaten noch Nettoabflüsse gab.

Die EZB hat aber auch ihre Spuren in der ETF-Bilanz hinterlassen, insbesondere bei den Unternehmensanleihen mit einer hohen Bonität, sprich Investment Grade. "Im Bereich entwickelter Länder konzentrierten sich die Zuflüsse von 1,9 Milliarden Euro vor allem auf Investment-Grade-Unternehmensanleihen, die weiterhin von den EZB-Käufen profitieren", sagt Heike Fürpaß-Peter, Leiterin des Privatkundenvertriebs beim französischen ETF-Anbieter Lyxor im Gespräch mit n-tv.de. Dieser Trend könnte sich bei einer Ausweitung des Anleihenkaufprogramms der EZB sogar noch verstärken.

Geld fließt in Rohstoffe

Bei Aktien-ETFs haben sich europäische ETF-Investoren ebenfalls nicht von den Risiken abschrecken lassen, investieren aber vornehmlich in den USA und in Schwellenländern. Dort konzentriert sich der Handel besonders auf marktbreite Indizes, wo Nettozuflüsse in Rekordhöhe erzielt wurden. Das gilt auch für das Segment der Smart-Beta-ETFs, die bestimmte Börsenstrategien abbilden und über diesen Ansatz eine Outperformance erzielen wollen. ETF-Anleger erwarben im Juli vor allem Volatilitäts- und Dividenden-ETFs in Höhe von 1,8 Milliarden Euro.

Der Juli ist ein rekordträchtiger Monat für den europäischen ETF-Markt. Dabei ist auffällig, dass sich zahlreiche Trends, die in diesem Jahr begonnen haben, sich auch zu Anfang des zweiten Halbjahres fortsetzen. Ein solcher Trend sind Rohstoff-Investments, die in diesem Jahr eine hohe Nachfrage gespürt und sich entsprechend positiv entwickelt haben. Rekordnettozuflüsse im Juli sind das vorläufige Ergebnis dieser Entwicklung, wobei auch hier marktbreite Rohstoff-ETFs klar bevorzugt werden. Aufgrund der gezeigten Entwicklungen am Aktien-, Anleihen- oder Rohstoff-Markt europäischer ETF-Anleger ist es nicht verwunderlich, dass die Nettomittelzuflüsse insgesamt im Juli mit 8,2 Milliarden Euro nicht nur einen neuen Rekord erreicht haben, sondern auch mehr als doppelt so hoch waren wie der bisherige Monatsdurchschnitt in diesem Jahr. Die EZB hat dabei kräftig mitgeholfen.

Quelle: ntv.de

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