Wirtschaft

Welt-Handelsindex Hoffen und Bangen im Handelsstreit

Die Hoffnung ist da, dass das Säbelrasseln zwischen Washington und Peking keine wirklichen Schreckensszenarien für den Welthandel birgt. Man sollte den Handelsstreit noch nicht überbewerten aber ernst nehmen.

Der "Welt-Handelsindex" fällt auf ein Niveau von 77,7 Prozent (zuvor 79,2 Prozent) zurück. "Die Hintergründe für diese Entwicklung sind hausgemacht. Fakt ist, die Attacken auf den globalen Austausch von Waren und Dienstleistungen durch den US-Präsidenten Donald Trump und die entsprechenden Gegenmaßnahmen und Drohungen anderer Staaten, vor allem seitens Chinas, könnten den Schwung der Globalisierung und des Welthandels signifikant verlangsamen", fasst Dr. Markus C. Zschaber, Chef der gleichnamigen Vermögensverwaltung, welche monatlich den "Welt-Handelsindex" veröffentlicht, zusammen.

Viele Einkäufer, Unternehmer und Manager haben ihre Budgets erst mal in eine Art Halteposition gebracht. Abwarten und Zurückhaltung ist die aktuelle Devise, bloß keine voreiligen Ausgaben generieren. Die Devise ist, bestehende Kostenblöcke eher zu reduzieren, als diese weiter auszubauen, dieses führt daher zu kurzfristigen Belastungen im Welthandel. "Kein Unternehmen möchte derzeit unter die Räder der Wirtschaftsmächte geraten. Die von der US- und der chinesischen Regierung veröffentlichten Listen mit Waren zeigen eines ganz deutlich:  Es droht eine Spirale von wechselseitigen Strafzöllen", so Zschaber weiter. Allerdings wird auch darauf verwiesen, dass realwirtschaftliche Schäden im Welthandel noch nicht entstanden sind, derzeit erwartet man noch, dass der Welthandel in 2018 um über 4,5 Prozent wachsen könnte. Somit wäre allen Beteiligten anzuraten, dass es bei dem gegenwärtigen Handelsstreit nicht zu einem Handelskrieg kommt.

Der aktuelle und politische Handelsstreit macht klar, dass zunehmend auch die Werthaltigkeit eigener binnenwirtschaftlicher Aktivitäten, gegenüber den Erträgen des Freihandels, an Gewicht gewinnen wird. Viele schimpfen aktuell auf die USA und kritisieren die politische Vorgehensweise in Sachen zukünftige Handelsaktivität. Das Geschäftsmodell der chinesischen Volkswirtschaft wird dabei weniger fokussiert, obwohl gerade dieses in vielen Punkten deutlich restriktiver ausgerichtet ist. Fakt ist nämlich:  China will bis dato nicht akzeptieren, dass beispielsweise nur rund zehn Prozent der gesamten Wertschöpfung eines zwar in den USA entwickelten, aber vollständig in China zusammengebauten Smartphones, im eigenen Land verbleibt. Also erhebt China kräftige Zölle und Steuern, was aber den Gesamtvorgang dieses Geschäftsmodells negativ verändern wird.

Wie sehen die Fakten aus? Das durchschnittliche Zollniveau der USA liegt nur etwa halb so hoch wie in Europa. Das chinesische Zollniveau ist wiederum doppelt so hoch wie das europäische. Die Diskrepanz zu den USA ist somit riesig. Es ist bisher in der Kooperation mit China weder der EU noch den USA gelungen, diese Hemmnisse durch Handelsabkommen abzubauen.

"Die chinesische Regierung hatte schon immer eine gewisse Skepsis gegenüber dem Freihandel. Ihre Überzeugung ist schlichtweg ein andere, nämlich eine die besagt, dass Freihandel nicht automatisch zu mehr Wohlstand für alle führt, " führt Zschaber aus. Der US-Präsident will aber Anpassungen unter allen Umständen umsetzen. Fakt ist, Trump möchte erzwingen, dass China das Zollniveau absenkt, was er jüngst nochmals bestätigt hat. Ansonsten würde er das Zollniveau der USA weiter erhöhen, dieses ist die aktuelle Misere.

"Exportlastige Geschäftsmodelle, wie beispielsweise unser deutsches, würden natürlich besonders von einem richtigen Handelskrieg negativ betroffen sein. Deutsche Firmen haben Tausende Niederlassungen und Joint Ventures in den USA und China. Zölle zwischen beiden Märkten treffen damit zwangsläufig auch die deutsche Wirtschaft", so der Experte weiter. Allein BMW und Daimler würden die von China angedrohten Strafzölle sogar stärker zu spüren bekommen als die US-Hersteller. Die Verdopplung der Einfuhrzölle um 25 auf 50 Prozent, die Peking im Kräftemessen mit der Trump-Regierung auf bestimmte Autoimporte erwägt, sind eigentlich eher eine Steuer für die deutsche Automobilindustrie. Denn BMW und Daimler verschifften viel mehr in den USA gefertigte Autos nach China als die Konkurrenten General Motors, Ford Motor und Fiat Chrysler.

Blicken wir auf den Warenaustausch zwischen den USA und China bleibt festzuhalten, dass die größten Exportschlager der Chinesen in die USA vor allem Elektro- und Elektronikgeräte, Maschinen, Möbel, Spielzeug und Kunststoffprodukte sind, während die Chinesen vor allem Sojabohnen, Flugzeuge, elektrische Geräte und Fahrzeuge aus den USA beziehen. Aber China gewinnt auch als Handelspartner der Europäischen Union immer mehr an Bedeutung, welches eindeutig ein strategischer Vorgang ist. Seit dem Jahr 2000 hat sich der gegenseitige Warenaustausch fast verdreifacht, denn der Anteil Chinas am Warenverkehr der EU ist bis 2017 auf über 15 Prozent gestiegen.

Im vergangenen Jahr hat das Handelsvolumen damit bei 573 Milliarden Euro gelegen, und China möchte diese Handelsbeziehungen signifikant ausbauen. Ebenfalls ist auch die EU an einer gewissen Abkoppelung von den USA, derzeit dem größten Handelspartner, interessiert. Es wird damit spannend bleiben, wie Donald Trump sich zukünftig zur EU verhalten wird. Sollte er auch hier ähnliche Zölle in Erwägung ziehen, ist von einer Beschleunigung der Handelsaktivität der EU zu China sofort auszugehen.

Ein Problem für Donald Trump und seine Regierung, welches in Sachen Importzölle verifiziert wurde, könnte eine währungspolitische Maßnahme der Chinesen werden. China hat die Möglichkeit, seine eigene Währung gegenüber dem US-Dollar strategisch abzuwerten. Das würde die Wettbewerbsfähigkeit der Chinesen in Sachen Export signifikant stärken und womöglich sogar das Aufgeld durch Importzölle und Steuern überkompensieren. Unter Strich wären dann sogar chinesische Waren und Dienstleistungen günstiger als vorher. Dies würde die Nachfrage und damit die Importe chinesischer Waren und Dienstleistung ansteigen lassen. Das durch Trump vielkritisierte Handelsbilanzdefizit der USA zu China würde dadurch neue Rekordmarken erreichen.

Neben der Spirale der wechselseitigen Strafzölle und immer neuen Vergeltungsschritten (Handelskrieg) besteht somit auch die Gefahr, dass ähnliche Abwertungswettläufe bei Währungen generell kommen könnten (Währungskrieg). Dies wäre eine fatale Eskalation und sicherlich ein Worst-Case-Szenario.

"Die Hoffnung ist da, dass das Säbelrasseln zwischen Washington und Peking keine wirklichen Schreckensszenarien für den Welthandel birgt. Man sollte den Handelsstreit noch nicht überbewerten aber ernst nehmen", fasst Markus C. Zschaber zusammen. Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird, eine Eskalation sollte aber unter allen Umständen vermieden werden, denn das würde den Welthandel sicherlich signifikant ausbremsen und damit auch die Weltkonjunktur.

Was bedeutet dieses für den Anleger?

Blickt man auf die Entwicklung der Finanzmärkte in den letzten Wochen, kann festgehalten werden, dass es sehr unruhig war, auch wenn sich realwirtschaftlich zunächst nichts verändert hat sondern nur Drohungen, beispielsweise seitens der Handelszölle, zu diesen Schwankungen führten. Natürlich war uns ist die Welt dadurch verunsichert und alle Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Währungen, Rohstoffe, Immobilien und auch Geldmärkte zeigten diese Irritationen auf. Auch die internationalen Rohstoff-, Zins- und Bondmärkte zeigten höhere Schwankungen. "Eines wird hier sehr deutlich, wir befinden uns aktuell in einer neuen Findungsphase an den Weltbörsen. Nach kleineren Negativphasen folgen allerdings häufig Erleichterungsrallyes, insbesondere wenn sich das Thema Handelszölle relativieren sollte. Mir kommt es so vor, als würden viele derzeit abwarten was wirklich geschehen wird und nur wenige Spekulanten den Markt wirklich lenken. Gerade die Thematik rund um die USA und China sowie die allgemeine Vorgehensweise in der US-Außenpolitik, aber auch die langsame Zinsänderungspolitik der US-Notenbanken und die gerade begonnene Berichtssaison stehen im Fokus", so Zschaber weiter.

Langfristig führt aber an der Aktie als Bestandteil eines jeden Depots nichts vorbei. "Angesichts der aktuellen Situation an den Märkten betrachten wir sicherlich die Risiken, umso wichtiger ist es aber auch, dass bei der Investition in Unternehmen darauf geachtet wird, dass diese zu den qualitativ hochwertigsten der Welt zählen. Unternehmen, die zum einen global agieren und diversifiziert sind, die über starke immaterielle Vermögenswerte verfügen und zum anderen innovativ, wenig kapitalintensiv und gut geführt sind, bleiben die Perlen und der Ertrag für jedes Depot, dass gilt auch in 2018.

Dadurch, dass der "Welt-Handelsindex" ein dynamisches Gesamtbild des Welthandels zusammengefasst bietet und detailorientierte Analysen auch hinsichtlich der Konjunkturlage ermöglicht, können schnelle und aktive Reaktionen auch im Welthandelsportfolio erfolgen. Das Musterdepot zum "Welt-Handelsindex" wird innerhalb dieser Berichterstattung vierteljährlich erwähnt, es beinhaltet diverse Anlageklassen, übergewichtet Aktieninvestments oder ETF's auf Märkte und Branchen, die insbesondere an den Welthandelsaktivitäten partizipieren. Informationen hierzu finden Sie auch unter www.kapitalmarktstudie.de

Funktionsweise Welt-Handelsindex:

Der Welt-Handelsindex fasst alle relevanten Daten aus den vier primären Transport- und Handelswegen (Schifffahrt, Schiene, Straße und Lufttransport) zusammen, gewichtet diese und verdichtet sie in einem Index. Der Index bietet zum ersten Mal ein Gesamtbild des Welthandels zusammengefasst in einer Zahl, erfasst damit unter anderem auch die Auswirkungen der Globalisierung und überwindet funktionale und regionale Beschränkungen, der zum Beispiel nur regional ausgerichteten Indikatoren. Weist der Welt-Handelsindex einen Stand zwischen 85 und 100 Punkten aus, befindet sich der Welthandel im Expansionsmodus. Je höher oder tiefer die Punktezahl ist, umso besser respektive schlechter steht es um den Welthandel. Weist der Welt-Handelsindex dagegen einen Stand zwischen 55 und 85 Punkten aus, befindet sich der Welthandel in seinem Trendwachstumskanal, sprich auf Höhe des Potenzialwachstums. Unter Potenzialwachstumsraten werden die Zuwachsraten, mit dem der Welthandel mittel- bis längerfristig unter normaler Ausnutzung aller Kapazitäten wachsen wird, verstanden. Konjunkturelle Schwankungen werden zur Berechnung des Potenzialwachstums absichtlich nicht berücksichtigt. Indexstände zwischen 55 und 0 Punkten bedeuten, dass der Welthandel sich in Kontraktion befindet und schrumpft.

Quelle: Die Vermögensverwaltungsges. Dr. Markus C. Zschaber mbH stellt den Index monatlich exklusiv dem "manager-magazin-online" und dem "n-tv" zur Verfügung. Informationen zum Index unter www.zschaber.de oder www.kapitalmarktanalyse.com

Quelle: ntv.de

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