Wirtschaft

Welt-Handelsindex Trump zwingt China zu Milliardenausgaben

Rohstoffe und Absatzmärkte sind zentraler Bestandteil der strategischen Interessen Chinas. Im Gegensatz zum Westen zementiert die Volksrepublik eigene Geschäftsstrukturen in Afrika - und zwar mit großen Schritten.

Nach den bereits im chinesischen Wachstumsmodell integrierten milliardenschweren fiskalischen Konjunkturprogrammen in den letzten Wochen und Monaten reduziert China zum 1. Oktober die Einkommensteuer, so dass die Wachstumsdynamik weitere Stimuli erhält. Die Steuersenkung im Umfang von 510 Milliarden Yuan stellt aber nur einen ersten Schritt dar. Ab 1. Januar 2019 sind bereits weitere Reduktionen geplant, und es halten sich ernsthafte Gerüchte, dass auch die Konsum- und Unternehmensbesteuerungen signifikant reduziert werden sollen. Zusätzliche Maßnahmen bei den Infrastrukturprojekten sowie eine noch expansivere Geldpolitik in China sind daher wohl nur eine Frage Wochen. Das Ergebnis wird die Bedrohung durch die US-Zölle sehr deutlich reduzieren und das eigene Wachstum stützen, denn nicht zuletzt wird der asiatische Binnenhandel von der staatlich konstruierten Nachfrage partizipieren. "Auch die Waren- und Produktionsströme in und aus der Richtung Europa und Deutschland werden davon profitieren, so dass dieses für den Welthandel vorerst unterstützende Entwicklungen sind", konstatiert Markus C. Zschaber, Chef der V.M.Z. Vermögensverwaltung in Köln, welche monatlich den "Welt-Handelsindex" veröffentlicht.

"Allerdings werden China und seine Führungsriege nicht vergessen, welche Nation ihnen diese Kosten aufgedrängt hat. Die USA werden womöglich nachhaltig noch bereuen, die Vorgehensweise ihres Präsidenten nicht stärker unterbunden zu haben", so Zschaber weiter. Dass die Volksrepublik aber auch an die Zukunft ihres Wachstumsmodells denkt und nicht nur aktuelle Krisenpolitik betreibt, verdeutlichen die Ankündigungen der chinesischen Regierung auf einem Kongress mit afrikanischen Staaten, dass in den kommenden drei Jahren 60 Milliarden US-Dollar mittels Investitionen, Kredite und konkrete Hilfsleistungen in Afrika umgesetzt werden sollen. Außerdem sollen gewisse Schulden erlassen werden. All diese finanziellen Unterstützungen sollen laut des chinesischen Präsidenten ohne Bedingungen erbracht werden.

Dr. Markus C. Zschaber

Dr. Markus C. Zschaber

"China stärkt damit seinen geopolitischen Einfluss in Afrika. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt hat verstanden, dass für die eigenen Expansionspläne strategisch wichtige Partner unabdingbar sind. Gerade für das Großprojekt, den Aufbau der neuen Seidenstraße", fasst  Zschaber zusammen. Durch die neue Seidenstraße werden über eine Milliarde Menschen in die Weltwirtschaft erstmals integriert und all diese Menschen werden versuchen, durch den Welthandel, der neuerdings an ihnen vorbeiführt, zum einen an Waren- und Dienstleistungen zu kommen, welche ihnen bisher verwehrt blieben, und zum anderen von diesen durch den Einsatz von Arbeit und Kapital zu profitieren.

Genau wie Amerikaner und Europäer fokussieren die Chinesen ihre strategischen Interessen im Ausland auf Rohstoffe und zukünftige Absatzmärkte. Aber im Gegensatz zum Westen, hier wurde regelrecht die Chance verpasst entsprechende Geschäftsmodelle zu integrieren,  konstruieren und zementieren die Chinesen eigene Geschäftsstrukturen in Afrika - und zwar in großen Schritten. Über Handelsabkommen, Kredite und Investitionen werden strukturelle einseitige Abhängigkeiten geschaffen. "In Afrika gelten genauso die kapitalistischen Gesetze wie überall auch, wer zuerst da ist, bekommt den Zugang zum Markt. Genau das hat China in den letzten Jahren verstanden", so Zschaber weiter. Die Bedeutung Afrikas für den Welthandel wird somit strategisch aber strukturell zunehmen, denn neben den staatlichen Investitionsprogrammen sollen auch chinesische Unternehmen vermehrt in Afrika investieren. Der Staatspräsident sieht die Sektoren Telekommunikation, Infrastruktur, Logistik und Energie als favorisiert, außerdem soll der afrikanischen Landwirtschaft unter die Arme gegriffen werden, ebenso sollen afrikanische Unternehmen an den chinesischen Kreditströmen teilhaben, um sich leichter Finanzierungen zu besorgen. "China schafft damit strukturelle Abhängigkeiten und man kann wirklich sehr gut erkennen, dass China westliche Maßnahmen verstanden und in ihrer Anwendung optimiert hat", beschreibt der Kölner Vermögensverwalter die Vorgehensweise.

"China hat erkannt, dass die Abhängigkeit und Verflechtung zu den USA strukturell zu groß geworden ist, was die Kosten durch die US-Zölle auf chinesische Exportgüter schmerzhaft untermalen. Insofern diversifizieren die Chinesen das eigene Wachstums- und Geschäftsmodell, so dass der Welthandel langfristig von diesen Maßnahmen profitieren wird. Die westliche Welt sollte aufpassen, denn die Entwicklungen, die China, gerade in den Bereichen der Hochtechnologie, Maschinenbau, Automobilität und in vielen weiteren Sektoren verzeichnet, ist atemberaubend", so Zschaber.

Die USA scheinen diese Entwicklungen unter ihrer staatlichen Führung noch nicht zu erkennen. Im Gegenteil, Donald Trump und seine Administration verfolgen weiterhin den irrtümlichen Plan, die Werthaltigkeit ihrer heimischen Produktionsketten, durch protektionistische Maßnahmen gegenüber den Erträgen des Freihandels, zu schützen - auch wenn die Wettbewerbsfähigkeit besagter Produktionsketten nicht mehr vorhanden ist.

Erst vor wenigen Tagen drohte der US-Präsident mit weiteren Zöllen gegenüber Japan, vor allem was die Autoexporte von Japan in die USA betrifft, möchte Donald Trump angehen, da diese rund ein Drittel der gesamten japanischen Exporte ausmachen. "Zölle in Höhe von 25 Prozent sollten allerdings die japanische Wirtschaft nicht zu teuer zu stehen kommen, denn das neue Freihandelskommen mit vielen asiatischen Staaten, unter anderem auch mit China und Australien, sollte potenzielle Einbußen sehr gut kompensieren können. Man kann an dieser Stelle klar festhalten, das Gute an der aggressiven Vorgehensweise von Trump ist, dass schlagartig viele neue Freihandelsabkommen entstanden sind, da sich die Länder von der Abhängigkeit zur USA lösen möchten. Davon wird nicht zuletzt auch der Welthandel nachhaltig profitieren, wir erwarten Wachstumsraten im gesamtasiatischen Binnenmarkt von über zehn Prozent in den kommenden zwei Jahren. Der Welthandel insgesamt könnte langfristig sein Potenzialwachstum um bis zu einem Prozent steigern", fasst Zschaber zusammen.

Mit Blick auf die aktuelle Entwicklung des Welthandels bleibt festzuhalten, dass das globale Handelsvolumen an Waren und Dienstleistungen in den letzten vier Wochen zwar leicht zurück gegangen ist, aber in den letzten Monaten im Großen und Ganzen um die Marke von 80 Prozent stagnierte. Zwar können noch leichte Zuwächse der Handelsaktivität auf einigen Handelsrouten und in den relevanten Wirtschaftsräumen (Asien, Europa und USA) quantifiziert werden, die Dynamik der Zuwächse nimmt aber an einigen Stellen sehr deutlich ab. Dies kann eindeutig auf die Zurückhaltung durch den angesprochenen Handelskrieg zwischen Washington, Peking und Brüssel zurückgeführt werden.

Die Handelsaktivität, gemessen am tatsächlichen Waren und Dienstleistungsvolumen zwischen den Kontinenten, stagniert - aber auf sehr robusten Niveaus. Lediglich bei Maschinen und Fahrzeugen, chemischen Erzeugnissen, Vorerzeugnissen, Fertigerzeugnissen und Brennstoffen sowie technischen Ölen konnten höhere Bestellungen aus den Industrienationen erkannt werden. Auch die Nachfrage nach industrienahen und wissensintensiven Dienstleistungen ist weiter angestiegen. Die Nachfrage nach allen anderen Waren und Produktionsgütern oder nach Maschinen oder Autos (langfristige Investitionsgüter) hat sich global leicht abgeschwächt oder stagniert auf dem Niveau der Vormonate.

Positiv hervorzuheben waren die Handelsaktivtäten zwischen China und den Seidenstraßen-Anrainerländern sowie zwischen China und Japan, China und Russland sowie China und Afrika, welche den gesamten Außenhandelswert Chinas in den letzten vier Wochen gesteigert haben.

Der Welthandel bleibt damit in einer eher kraftlosen Verfassung, der Handelskrieg, ausgehend aus den USA, paralysiert förmlich viele wirtschaftliche Sektoren und sorgt bei den Investitionsabsichten für große Zurückhaltung in vielen Nationen. Hier sind eindeutig stagnierende Nachfragetrends zu quantifizieren, Ausnahmen wie China, Indien oder auch die USA selbst sind hierbei allerdings zu erwähnen. In der EU sind dagegen höhere negative Abhängigkeiten zu den politischen Unsicherheiten zu erkennen. "Der makroökonomische Saldo der globalen Handelsdaten, welche wir im "Welt-Handelsindex" gewichten und verdichten, beträgt aktuell 77,7 Prozent. Dies bedeutet, dass sich der Welthandel zwar in einem positiven wirtschaftlichen Umfeld befindet, sprich Zuwächse generiert, allerdings keine größeren Wachstumseffekte aus dem Welthandel, für die Weltwirtschaft, hervorgehen. Gleichzeitig bestehen durch den Handelskrieg weitere Abwärtsrisiken, welche bei neuen Eskalationsstufen entsprechende konjunkturelle Kosten verursachen", resümiert Zschaber.

Was bedeutet dieses für den Anleger?

"Unsere fundamentale Überzeugung ist, dass mit Blick auf die Großwetterlage an den Finanzmärkten und in der Weltwirtschaft, zum einen panische Reaktionen niemals ein guter Ratgeber sein können und zum anderen die gesamtwirtschaftliche Verfassung der Weltwirtschaft solide positioniert ist, trotz der verschiedenen Korrekturphasen in diesem Jahr, welche schlichtweg zum Naturell der Kapitalmärkte dazugehören. 2018 werden weiterhin Skaleneffekte auftreten, diese werden wiederum ganz automatisch, eben durch die positive Anpassung der Nachfrage, entsprechende konjunkturelle Impulse liefern. Davon werden gute Geschäftsmodelle in vielen Unternehmenssektoren profitieren können, sprich Umsätze werden steigen und damit auch die Gewinndynamik. Dies sollte die Stimmung an den Weltbörsen wieder nachhaltig stabilisieren. Die einzige Ausnahme bleibt eine völlige Eskalation im US-Handelsstreit mit China und oder der EU, hier müsste der Anleger dann sehr wachsam agieren", sagt Zschaber.

Dadurch, dass der "Welt-Handelsindex" ein dynamisches Gesamtbild des Welthandels zusammengefasst bietet und detailorientierte Analysen auch hinsichtlich der Konjunkturlage ermöglicht, können schnelle und aktive Reaktionen auch im Welthandelsportfolio erfolgen. Das Musterdepot zum "Welt-Handelsindex" wird innerhalb dieser Berichterstattung vierteljährlich erwähnt, es beinhaltet diverse Anlageklassen, übergewichtet Aktieninvestments oder ETF's auf Märkte und Branchen, die insbesondere an den Welthandelsaktivitäten partizipieren.

Funktionsweise Welt-Handelsindex:

Der Welt-Handelsindex fasst alle relevanten Daten aus den vier primären Transport- und Handelswegen (Schifffahrt, Schiene, Straße und Lufttransport) zusammen, gewichtet diese und verdichtet sie in einem Index. Der Index bietet zum ersten Mal ein Gesamtbild des Welthandels zusammengefasst in einer Zahl, erfasst damit unter anderem auch die Auswirkungen der Globalisierung und überwindet funktionale und regionale Beschränkungen, der zum Beispiel nur regional ausgerichteten Indikatoren. Weißt der Welt - Handelsindex einen Stand zwischen 85 und 100 Punkten aus, befindet sich der Welthandel im Expansionsmodus. Je höher oder tiefer die Punktezahl ist, umso besser respektive schlechter steht es um den Welthandel. Weißt der Welthandelsindex dagegen einen Stand zwischen 55 und 85 Punkten aus, befindet sich der Welthandel in seinem Trendwachstumskanal. Indexstände zwischen 55 und 0 Punkten bedeuten, dass der Welthandel sich in Kontraktion befindet und schrumpft.

Quelle: Die Vermögensverwaltungsges. Dr. Markus C. Zschaber mbH stellt den Index monatlich exklusiv dem "manager-magazin-online" und dem "Nachrichtensender n-tv" zur Verfügung. Informationen zum Index unter www.zschaber.de oder www.kapitalmarktanalyse.com

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen