Wirtschaft

Konjunktur zeigt keine Schwäche Aktien können weiter haussieren

Geht es weiter aufwärts?

Geht es weiter aufwärts?

(Foto: REUTERS)

Angesichts der jüngsten Korrektur fragen sich viele Anleger, ob die Aktienrally jetzt zu Ende geht. Vor 2020 wird das wohl kaum der Fall sein. Vor allem internationale Aktien bleiben interessant.

So lange wie im aktuellen Börsenzyklus sind Aktien fast noch nie gestiegen. Daran ändert auch die etwas schwächere Kursentwicklung in diesem Jahr nichts. Der Deutsche Aktienindex Dax begann seine Rally im März 2009. Er steigt also schon seit neuneinhalb Jahren. Beim amerikanischen Dow Jones sieht es genauso aus. Damit drängt sich die Frage auf, wie lange das noch so weitergehen kann. Wahrscheinlich noch eine Zeitlang. Zwar bestehen gewisse geopolitische Risiken, das fundamentale Umfeld ist jedoch weiterhin intakt.

Der wichtigste Treiber für steigende Aktienkurse sind die Unternehmensgewinne. Diese hängen wiederum vom Wirtschaftswachstum ab. Und da sieht es durchaus positiv aus. Die Konjunktur brummt – und zwar weltweit synchron. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA wird in diesem und im kommenden Jahr voraussichtlich um drei beziehungsweise 2,7 Prozent zulegen. Mit gut zwei Prozent fällt das Wachstum in Europa etwas schwächer aus, ist aber signifikant. Und in China steht weiterhin eine sechs vor dem Komma. Das summiert sich weltweit auf ein BIP-Plus von 3,7 Prozent in 2018 und von 3,5 Prozent in 2019 - so die aktuellen Schätzungen.

Sowohl der Konsum als auch die Industrieauslastung befinden sich auf einem hohen Niveau. Das Verbrauchervertrauen nimmt in den Vereinigten Staaten bereits seit mehreren Jahren stetig zu. Dasselbe gilt für die EU. Gründe sind die gute Lage auf den Arbeitsmärkten, steigende Löhne und niedrige Zinsen. Die Konsumenten haben mehr Geld in der Tasche, es lohnt sich jedoch nicht zu sparen. Also wird es ausgegeben. Die steigende Konsumnachfrage führt gleichzeitig zu einer guten Auslastung der Industrie.

Konjunkturzyklus setzt sich fort

Die großen Volkswirtschaften wachsen bereits seit zehn Jahren und damit so lange wie noch nie seit dem Ende des 2. Weltkrieges. Ein Grund sind die durch die Notenbanken nach unten gedrückten Zinsen, die das Sparen unattraktiv machen und die Finanzierung von Investitionen begünstigen.

Ein anderer Grund ist, dass die Unternehmen lange Zeit unterinvestiert waren. Vor allem in den ersten Jahren nach dem Ende der weltweiten Finanzkrise haben sie sich mit Ausgaben zurückgehalten. Jetzt besteht Nachholbedarf. Seit 2017 bauen sie ihre Kapazitäten wieder aus. Gleichzeitig sorgt die fortgeschrittene Globalisierung für eine breite Streuung verschiedener Wachstumstrends. Und die zunehmende Digitalisierung ermöglicht spürbare Produktivitätssteigerungen. Schließlich verhalten sich Verbraucher weniger zyklisch als Unternehmen. Auch das stabilisiert die Konjunkturentwicklung.

Das alles sind gute Grundlagen, dass die verschiedenen Volkswirtschaften ihr Wachstum fortsetzen. Anleger sollten bedenken, dass ein Konjunkturzyklus erfahrungsgemäß nicht „stirbt“, weil er zu alt ist. Gründe sind eher eine zu restriktive Geldpolitik der Notenbanken oder exogene Schocks. Doch danach sieht es derzeit nicht aus.

Am Ende eines Konjunktur- und Börsenzyklus performen Aktien erfahrungsgemäß noch gut, allerdings nicht mehr so stark wie am Anfang oder der Mitte. Meistens signalisieren negative Überraschungen bei den Unternehmensgewinnen, dass sich ein Zyklus dem Ende neigt. Das ist jedoch bislang nicht der Fall. Rund 80 Prozent der Unternehmen des S&P 500 konnten ihre Gewinnerwartungen im abgelaufenen Quartal schlagen. Allerdings ist ein Anstieg der Kursschwankungen zu beobachten.

Keine Hinweise auf Rezession

Auch von der Zinsseite droht bislang keine Gefahr. Wenn die kurzfristigen Zinsen höher notieren als die langfristigen, die Zinsstrukturkurve ist dann invers, dauert es in der Regel noch 15 Monate bis der Zyklus in einer Rezession mündet. Zwar ist die Zinsstrukturkurve in den USA schon vergleichsweise flach, aber eben noch nicht invers.

Frühere Zyklen zeigen, dass Aktien normalerweise erst sechs Monate vor dem Beginn einer Rezession ihr Höchststände erreichen. Soweit sind wir jedoch noch nicht. Beim letzten Zyklus sind in der Spätphase, in der sich der aktuelle Zyklus sicherlich auch schon befindet, vor allem internationale Aktien gut gelaufen. Das könnte sich durchaus wiederholen. Auch amerikanische Hochzinsanleihen hatten in der späten Phase des Zyklus gut performt. Rohstoffe entwickelten sich in der Vergangenheit eher schwach am Ende eines Zykluses. Beim Öl dürfte es dieses Mal anders aussehen. Aufgrund der wahrscheinlichen Verknappung des iranischen Angebots im nächsten Jahr bei einer durch die robuste Konjunktur bedingten weiter starken Nachfrage dürften die Notierungen hier weiter steigen.

Reinhard Pfingsten arbeitet bei der Bethmann Bank als Chief Investment Officer und ist Mitglied im Management Team des globalen Investment Centers der ABN Amro Gruppe. Der Diplom-Wirtschaftsmathematiker war zuvor bei Hauck & Aufhäuser Privatbankiers tätig. Er startete seine Karriere als Portfoliomanager bei der Allianz AG.

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Quelle: ntv.de

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