Wirtschaft

Börsianer malen schwarz Aktien sind wieder preiswert

Im Oktober ging es für den Dax deutlich abwärts.

Im Oktober ging es für den Dax deutlich abwärts.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Oktober wird seinem Ruf als schlechter Börsenmonat wieder einmal mehr als gerecht. Doch die Korrektur nach unten könnte übertrieben sein.

Seit seinem Allzeithoch Anfang des Jahres hat der deutsche Aktienindex Dax mehr als 15 Prozent verloren. Mit einem Minus von mehr als sieben Prozent trug dazu vor allem der vermeintliche Crash-Monat Oktober maßgeblich bei. Beim Dax-Kursindex, der die Dividenden wie international üblich nicht mit einrechnet, fielen die Verluste in diesem Jahr sogar noch etwas höher aus. Einzelne Aktien wie Continental, die Deutsche Bank oder Lufthansa liefen deutlich schlechter als es der Dax widerspiegelt. Selbst an der Wall Street, wo sich die Indizes noch bis in den Herbst hinein auf Rekordniveau bewegten, hat sich die Stimmung in den vergangenen Wochen eingetrübt.

War alles zum Jahresbeginn noch rosarot, herrscht jetzt tiefschwarz. Während damals alle Risiken völlig ausgeblendet wurden, werden jetzt nur noch Gefahren gesehen. Dabei könnte es sich erneut um eine Übertreibung handeln, nur dieses Mal in die entgegengesetzte Richtung.

Denn das konjunkturelle Umfeld ist immer noch weitgehend intakt. Zwar hat die Wachstumsdynamik etwas nachgelassen. Aber der Internationale Währungsfonds hat seine Prognose für das Wirtschaftswachstum für dieses und kommendes Jahr gerade einmal um 0,2 auf jeweils 3,7 Prozent gesenkt. Eine Rezession sieht anders aus.

Gleichzeitig hält sich die Inflation weiter im Zaum. In den USA ist die Teuerungsrate von 2,9 Prozent im Sommer auf 2,3 Prozent im September gefallen. In der Eurozone liegt die Inflation seit den Sommermonaten ebenfalls im Bereich von zwei Prozent - also fast genau dort, wo sie die Notenbanken haben wollen. Rechnet man den Ölpreis raus, bewegt sich die Teuerungsrate sogar noch tiefer.

Aus europäischer Sicht hat sich ein fundamentaler Faktor sogar verbessert. Der Euro hat seit seinem zyklischen Hoch im Februar um fast zehn Prozent auf 1,14 Dollar abgewertet. Der Gegenwind für europäische Exporte ist damit in Rückenwind gedreht. Die Waren und Dienstleistungen aus Europa sind im Dollarraum durch die Wechselkursverschiebung deutlich preisgünstiger geworden.

Geopolitische Risiken übertrieben

In diesem Jahr haben vor allem politische Entwicklungen die Aktienmärkte belastet. An erster Stelle ist der Handelskonflikt zwischen den USA und China zu nennen. Die vorläufige Beilegung des Streits der Vereinigten Staaten mit Europa zeigt jedoch, dass US-Präsident Donald Trump durchaus zum Einlenken bereit ist, wenn er das als Sieg verkaufen kann. Mit Mexiko und Kanada hat er sich auf ein neues Handelsabkommen geeinigt. Derweil signalisiert Peking Entgegenkommen. Künftig dürfen ausländische Autofirmen die Mehrheit an Gemeinschaftsunternehmen in der Volksrepublik halten. Bis vor Kurzem war das noch undenkbar. Das lässt im Konflikt zwischen der USA mit China hoffen.

Auch bei den zwei anderen geopolitischen Krisenherden besteht ein gewisses positives Überraschungspotenzial. So kann Italien nicht allen Ernstes daran interessiert sein, aus dem Euro auszutreten. Das hoch verschuldete Land wäre umgehend pleite. Das müssten selbst die populistischen Politiker der Lega Nord und der Fünf-Sterne-Bewegung, die die Regierung in Rom stellen, begreifen.

Und beim Brexit könnte es kurz vor Schluss zu einer Einigung zwischen der EU und Großbritannien kommen. Dann könnten die Politiker auf beiden Seiten ihren Wählern demonstrieren, wie hart sie verhandelt haben. Möglich ist auch, dass eine längere Übergangsphase vereinbart wird.

Die Korrektur an den Aktienmärkten hat auch eine gute Seite: Aktien werden wieder vernünftig bewertet. Das gilt vor allem für deutsche Titel. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des Dax auf Basis der geschätzten Gewinne für 2019 liegt bei weniger als elf. Das entspricht dem typischen Rezessions-Niveau, nur dass derzeit keine Rezession herrscht. Der historische KGV-Durchschnitt beläuft sich in etwa auf 14. Gleichzeitig werfen Anleihen, die wichtigste konkurrierende Anlageklasse, real, also nach Abzug der Inflation weiter negative Renditen ab - zumindest in Deutschland.

Die mittlerweile (zu) günstigen Bewertungen bedeuten zwar nicht, dass die Kurse umgehend wieder noch oben drehen. Aktienmärkte neigen erfahrungsgemäß zum Übertreiben. Doch da man ohnehin nie den günstigsten Einstiegszeitpunkt trifft, können Anleger schon daran denken, ihre Aktienquote wieder höher zu fahren.

Thomas Buckard ist seit dem Jahr 2000 Gründungsmitglied der MPF AG. Als Vorstand ist er für die Kundenakquisition und -betreuung zuständig. Zuvor arbeitete der passionierte Bergsteiger im Private Banking der Deutsche Bank AG. https://www.mpf-ag.de

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Quelle: ntv.de

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