Wirtschaft

Wie wählt Frankreich? Anleger wetten gegen Le Pen

Marine Le Pen will den Franc wieder einführen.

Marine Le Pen will den Franc wieder einführen.

(Foto: REUTERS)

Die Frankreich-Wahl hat an Brisanz verloren, Marine Le Pen werden kaum Siegchancen eingeräumt. Was bedeutet das für die Märkte?

Die Niederländer haben klar gegen Populisten gestimmt, und bei der anstehenden Wahl in Frankreich könnte es genauso aussehen. Zumindest räumen die Umfragen Marine Le Pen vom Front National kaum noch Chancen ein, Präsidentin zu werden.

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Während der Aktienmarkt darauf mit satten Zuwächsen in den vergangenen Tagen reagiert, sind Bondanleger skeptisch. Zwar sind die Renditen der zehnjährigen französischen Staatsanleihen gefallen, liegen aber mit einem Aufschlag gegenüber Bundesanleihen von mehr als 0,6 Prozent wieder auf einem historisch hohen Niveau. Sollte Le Pen tatsächlich verlieren, dürfte sich der Spread noch weiter einengen.

Die Wahlversprechen der Präsidentschaftskandidaten sind wie so oft großzügig, werden aber nach der Wahl meist kaum eingehalten. Daher verliert der französische Leitindex CAC 40 häufig direkt nach einer Präsidentschaftswahl. Allerdings könnte es in diesem Jahr etwas anders laufen, da Emanuel Macron als aussichtsreichster Kandidat unpopuläre Einsparungen angekündigt hat.

Er möchte 120.000 Stellen im öffentlichen Dienst kürzen, sein konservativer Kontrahent Francois Fillon sogar 500.000. Denn Frankreich hat mit rund 56 Prozent die zweithöchste Staatsquote in der Eurozone, im Schnitt liegt sie bei lediglich knapp 49 Prozent. Zum Vergleich: Deutschland hat eine Staatsquote von 44 Prozent. Macron will außerdem das Steuersystem umbauen und die Steuerbasis erweitern. Gleichzeitig will er die Besteuerung von Löhnen senken und Steuern auf bewegliche Vermögenswerte erhöhen. Sein Ziel ist, das Budgetdefizit über die kommenden fünf Jahre auf unter drei Prozent und die Arbeitslosigkeit unter sieben Prozent zu drücken. Für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, der digitalen Technologie und der Energiewende will Macron dagegen kräftig Geld in die Hand nehmen. Der private Sektor soll insgesamt mit 50 Milliarden Euro gefördert werden.

Strukturelle Herausforderungen

Bis auf Fillon wollen die anderen Kandidaten ebenfalls Konjunkturprogramme lancieren, die Frankreichs Wirtschaft wieder in Gang bringen sollen. Am schwierigsten sind die Prognosen für Le Pen einzuschätzen, weil sie den Franc wieder einführen und aus der EU austreten will. Strafsteuern gegen ausländische Güter sind ebenfalls vorgesehen. Fillon von den Konservativen verfolgt die stärkste Sparpolitik und möchte die Staatsausgaben von 57 Prozent des BIP auf 50 Prozent im Jahre 2019 drücken. Damit soll auch das Budgetdefizit schnell auf unter drei Prozent gesenkt werden. Mit Unternehmenssteuererleichterungen will Fillon die Firmen in Frankreich stärken.

Unabhängig davon, wer der nächste Präsident Frankreichs wird: Das Land steht vor etlichen, großen strukturellen Herausforderungen. So sind die Sozialleistungen sehr hoch und liegen in Frankreich nach einer Berechnung von Amundi fast doppelt so hoch wie in Spanien. Die Bürokratie ist ebenfalls ein großes Wachstumshemmnis und behindert die Wettbewerbsfähigkeit des Landes. Die ist an einem starren Arbeitsmarkt abzulesen. Die Arbeitslosigkeit liegt deutlich über dem Schnitt der OECD-Staaten.

Anleger, die einen Favoritensieg von Macron erwarten, dürften dennoch mit steigenden Aktienkursen rechnen, da die Erleichterung bei einer Wahlniederlage von Le Pen groß sein dürfte. Allerdings wird sich der Enthusiasmus vermutlich in Grenzen halten, da auch Macron mit einer starken Opposition rechnen muss, insbesondere beim geplanten Stellenabbau. Daher dürfte auch er gezwungen sein, Kompromisse einzugehen, auch wenn die beschriebenen strukturellen Probleme des Landes dringend angegangen werden müssten.

Für Investoren bedeutet dies, dass Produkte für einen moderaten Aufwärtstrend wie zum Beispiel Capped Bonuszertifikate, geeignet sein könnten. "Diese Papiere spielen ihre Stärken in leicht steigenden, aber auch in leicht fallenden Märkten aus", erklärt Anouch Wilhelms, Derivate-Spezialist der Commerzbank. "Anleger sollten aber auch beachten, dass die Laufzeit von Capped Bonuszertifikaten im Gegensatz zu einer Aktie begrenzt ist", ergänzt Wilhelms. Daher empfiehlt es sich, den Cap bis zum erwarteten Kursanstieg zu wählen und die Laufzeit nicht zu knapp zu bemessen. Für mittelfristig orientierte Anleger ist eine Laufzeit von mindestens vier Monaten angemessen. Dann dürfte der nächste Präsident gewählt sein und auch die Auswirkungen seiner Politik auf die Märkte klar sein.

Quelle: ntv.de

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