Wirtschaft

Kurze Röcke, mehr Lippenstift Das sind die kuriosesten Börsenindikatoren

Steigen jetzt die Kurse?

Steigen jetzt die Kurse?

(Foto: REUTERS)

Ein Blick aus dem Fenster auf die Rockhöhe der Damen oder auf ihre Lippen, um daraus die Wirtschaftsentwicklung abzulesen - das versprechen schräge Börsenindikatoren. Aber was ist dran?

Wer hätte sie nicht gern - einfache Indikatoren, um die Börsenentwicklung vorherzusagen und damit richtig viel Geld zu verdienen. Auf der Suche nach diesem Heiligen Gral kommen Anleger und Wissenschaftler auf die kuriosesten Strategien.

Eine davon ist die Rocksaumtheorie. Die 1926 vom Universitätsprofessor George Taylor entwickelte Methode geht davon aus, dass Modetrends der Damenwelt die Wirtschafts- und damit auch die Börsenstimmung vorhersagen können. Anders ausgedrückt: Steigt der Optimismus, werden die Röcke kürzer. Und diese Zuversicht wird sich auch in der Konjunktur und damit an der Börse zeigen.

In den wirtschaftlich prosperierenden mittleren 1920er-Jahren hatte Taylor beobachtet, dass die Röcke kürzer wurden, wohl um die teuren Seidenstrumpfhosen zu zeigen. Als die "Theorie" empirisch untersucht wurde, wurde tatsächlich ein Zusammenhang entdeckt. Allerdings war die Rocksaumlänge eine verspätete Reaktion auf die Konjunkturentwicklung und nicht deren Vorbote.

Daher lässt sich auch leicht andersherum argumentieren: Eine positive Börsenentwicklung sorgt für mehr Zuversicht und gute Laune, weil sich Konsumenten durch die Aktienkursgewinne reicher fühlen und spendabler sind. Auch diejenigen, die keine Aktien halten, kann das positive Wirtschaftsklima mutiger und sorgloser machen, so dass sie mit neuen Modetrends experimentieren.

Wer gewinnt das Endspiel?

Ein Stimmungsindikator, der in die gleiche Richtung zielt, sind Lippenstiftverkäufe. Sie nahmen der Firma Estée Lauder zufolge zu, als es nach dem Platzen der New Economy Blase im Jahr 2000 zu einer Rezession gekommen war. Das Argument: Wenn Frauen einen Stimmungsaufheller brauchen, dann greifen sie in der Krise vermehrt zum Lippenstift - ein kleiner Luxus, den sie sich auch in schwierigeren Zeiten leisten können. Je häufiger Frauen demnach zum Lippenstift greifen, umso schlimmer geht es den Börsen. So nett dieser vom Kosmetik-Konzern erfundene Index auch klingen mag, empirisch hält er keiner Überprüfung stand.

Andere schräge Stimmungs- und Börsenindikatoren beruhen auf Beobachtungen wie etwa der Super-Bowl-Indikator aus dem American Football. Demnach soll der Sieger des Ende Januar stattfindenden Finals um die US-amerikanische Meisterschaft, also des Super Bowl, zeigen, wie das Börsenjahr wird. Gewinnt ein Team aus der American Football Conference (AFC), wird es demnach fallende Kurse geben. Und wenn ein Team aus der National Football Conference (NFC) siegt, wird es ein Jahr mit steigenden Aktienkursen geben. Tatsächlich stimmt dieser vermeintliche Indikator zwar erstaunlich häufig. Doch in den vergangenen beiden Jahren hat er versagt. Es ist wie so häufig: Korrelation heißt eben nicht Kausalität.

Zwischen Entwicklungen, die nichts miteinander zu tun haben, lassen sich leicht Zusammenhänge konstruieren. Aus der hohen Korrelation etwa des US-Konsums von Hähnchen und den Ölimporten des Landes seit dem Jahr 2000 eine Beziehung zu konstruieren ist möglich, aber gewagt.

Blick auf Trump

Ungeeignet als Börsenindikator ist auch der US-Präsidenten-Index. Er besagt, dass in Zeiten demokratischer Amtsinhaber die Konjunktur eher brummt und die Börsenkurse steigen, bei republikanischen Präsidenten aber tendenziell die Krisen stattfinden.

Dazu passt, dass der Republikaner Nixon in den 1970er-Jahren mit einer Wirtschafts- und Ölkrise zu kämpfen hatte, es unter George W. Bush vor rund zehn Jahren zur Finanzkrise kam und insgesamt in den elf Rezessionszeiten seit dem zweiten Weltkrieg meist republikanische Präsidenten an der Macht waren. Ganz untypisch für diese Beobachtungen rockt der aktuelle Amtsinhaber Donald Trump die Börse - aber noch befindet er sich ja in der ersten Halbzeit.

Quelle: ntv.de

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