Wirtschaft

Zinsen drücken den Preis Gold-Fans hoffen auf Trendwende

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(Foto: REUTERS)

Der Goldpreis profitiert nicht von den zunehmenden geopolitischen Risiken. Die gestiegenen Zinsen belasten weiterhin. Doch es gibt auch Rückenwind.

Gold ist bei einigen Anlegern in Ungnade gefallen. Das Edelmetall fiel nicht nur auf ein neues Jahrestief, sondern knackte die Marke von 1300 US-Dollar, die lange eine wertvolle Unterstützung war. "Der Goldpreis hatte zuletzt vor allem unter dem steigenden Dollar gelitten", sagt Mati Greenspan, Senior Market Analyst bei der Social-Trading-Plattform eToro. Gold notiert in US-Dollar, und daher bewegt sich die Feinunze häufig entgegengesetzt zum Greenback - denn bei einem steigenden Dollar wird Gold für die zahlreichen Investoren außerhalb des Dollarraums teurer.

Gold, Feinunze
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Weil viele Investoren erwarten, dass die US-Notenbank trotz des sich abkühlenden Wirtschaftswachstums ihre Geldpolitik weiter verschärft, steigen die US-Zinsen. Da andere Notenbanken wie etwa die EZB nur sehr langsam ihre expansive Geldpolitik aufgeben, kommen die Zinsen in der Euro-Zone kaum vom Fleck.

In dem Umfeld ist der Zinsaufschlag für zehnjährige US-Anleihen gegenüber Bundesanleihen auf 244 Basispunkte (2,44 Prozentpunkte) gestiegen. "Das liegt in der Nähe des höchsten Niveaus seit 1989", sagt eToro-Experte Greenspan. Das deutlich attraktivere Renditeniveau führt zu Kapitalzuflüssen in die USA und zieht den Dollar mit nach oben. Da Gold außerdem keine Zinserträge abwirft, sorgen steigende Zinsen tendenziell für Druck auf den Goldpreis.

Schließlich erzielen Anleger mit zehnjährigen US-Anleihen aktuell 3,1 Prozent Rendite. Seit Juni 2016 steigen diese US-Renditen bereits, von rund 1,5 auf nun 3,1 Prozent, und Jamie Dimon, Vorstandschef von JP Morgan, erwartet einen weiteren deutlichen Anstieg auf vier Prozent. Als die Renditen zwischen Juni 2012 und Dezember 2013 ähnlich stark angestiegen waren, gab es anschließend allerdings einen Zinsrückgang, und der Goldpreis erholte sich von seiner vorherigen Talfahrt. Auch davor gab es bereits mehrfach temporäre Zinsanstiege in einem solchen Umfang, die nach einem Plus von fast zwei Prozentpunkten aber zum Erliegen gekommen sind. Anschließend sanken die Zinsen wieder, und der Goldpreis konnte sich stabilisieren und im Jahr 2009 sogar deutlich erholen.

Aktuell kann der Goldpreis aber noch nicht profitieren, auch nicht von den weltweiten Krisenherden. "Obwohl US-Präsident Donald Trump das Atomabkommen mit dem Iran aufgekündigt und harte Sanktionen angekündigt hat, hatte sich die Notierung des Edelmetalls nur kurz erholt und ist anschließend wieder nach unten gedreht", sagt Funda Sertkaya, Vorstandsmitglied beim Edelmetallhändler Ophirum. Dabei nehmen die geopolitischen Spannungen zwischen den USA und dem Iran weiter zu.

Sollte sich auch noch der Handelsstreit zwischen den USA und China weiter verschärfen, steigt das Risiko, dass sich das Wachstum der Weltwirtschaft zusehends abkühlt, zumal die US-Notenbank mit ihren Zinserhöhungen dazu kräftig beiträgt. Auch wenn aktuell eine Rezession nicht in Sicht ist, könnten schwächere Wirtschaftsperspektiven eine Trendwende bei den Zinsen herbeiführen. Eine solche Entwicklung wäre nicht untypisch wie der Blick in die Vergangenheit zeigt. Dann hätte sich JP Morgan-Chef Dimon getäuscht und sinkende Zinsen könnten dem Goldpreis zu einem Comeback verhelfen.

Quelle: ntv.de

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