Wirtschaft

Endlich korrigieren die Börsen Größere Kurs-Schwankungen sind absehbar

Anleger werden sich wieder an höhere Schwankungen an den Aktienmärkten gewöhnen müssen.

Anleger werden sich wieder an höhere Schwankungen an den Aktienmärkten gewöhnen müssen.

(Foto: imago/Hans-Günther Oed)

An den Finanzmärkten nehmen die Risikoängste der Anleger und damit die sogenannten Volatilitäten wieder zu. Die Folge ist: Die Aktienkurse knicken ein. Die Konsolidierung dürfte damit noch nicht zu Ende sein.

Die Korrektur ging dieses Mal von der Wall Street aus. In den Tagen von Januar auf Februar verlor der Dow Jones Index innerhalb weniger Tage gut zehn Prozent an Wert und zog die anderen internationalen Aktienmärkte mit nach unten. Auslöser war angeblich ein überraschend starker Lohnanstieg, der unmittelbar Inflationsängste aufkommen ließ. Die US-Notenbank könnte die Zinsen schneller und stärker anheben als bislang angenommen -  so die gängigen Befürchtungen. Steigende Zinsen sind Gift für Aktienmärkte.

Es waren aber wohl eher Computerprogramme sowie umfangreiche Wetten auf tief bleibende Volatilität, die zu dem heftigen Einbruch geführt haben. Angeblich handelte es sich um Einsätze in Höhe von 1,5 Billiarden US-Dollar. Dazu kam, dass vor allem in den Vereinigten Staaten Aktien in einem beträchtlichen Umfang auf Kredit gekauft worden waren. Wenn die Kurse ins Rutschen kommen, müssen Anleger hier die hinterlegten Sicherheiten, also die sogenannten Margin Calls, erhöhen. Finanziert wird das häufig über Aktienverkäufe. Dadurch verstärkt sich die Korrektur selbst.

Thomas Wukonigg verantwortet bei der Wamsler & Co. Vermögensverwaltung u.a. das Portfoliomanagement. Der Bankkaufmann verfügt über 30 Jahre Berufserfahrung. www.wamslervv.de

Thomas Wukonigg verantwortet bei der Wamsler & Co. Vermögensverwaltung u.a. das Portfoliomanagement. Der Bankkaufmann verfügt über 30 Jahre Berufserfahrung. www.wamslervv.de

Fakt ist: Wir werden uns wieder an höhere Schwankungen an den Aktienmärkten gewöhnen müssen. Die verschiedenen Volatilitätsindizes, auch Angstbarometer genannt, bewegten sich vor der Korrektur einfach auf einem zu niedrigen Niveau. Unabhängig davon, ob die jüngste fast Vervierfachung beim amerikanischen Volatility Index (VIX) durch die genannten (Fehl-)Spekulationen verursacht wurde, müssen und werden sich die Schwankungsbarometer wieder normalen Größenordnungen annähern, um die bestehenden Risiken adäquat widerzuspiegeln.

Risiken noch nicht voll eingepreist

Vor allem am US-Aktienmarkt lauert weiter Gefahr. In den USA ist die Verschuldung der Verbraucher sowie der Unternehmen einfach zu hoch. Zu den Gewinnentwicklungen geht die Schere immer weiter auf. Dazu kommen noch die (zu) ambitionierten Bewertungen, die insbesondere die US-Aktienmärkte für plötzliche Schocks und weitere Korrekturen anfällig machen.

Zudem besteht das Risiko, dass die US-Notenbank Fed überreagiert und die Leitzinsen dieses Jahr drei oder sogar vier Mal erhöht. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Notenbank einen Bullenmarkt beendet, auch wenn wir hier die Wahrscheinlichkeit als eher gering einschätzen. Denn die Konjunktur ist in den USA weniger robust als es den Anschein hat und das Zinsniveau ist historisch betrachtet noch immer vergleichsweise niedrig. Das könnte die Fed weniger restriktiv handeln lassen.

Aktien in Europa sind im Vergleich zu denen in den USA zwar günstiger bewertet, aber auch hier sehen wir Risiken. Zum einen führt der hohe Anteil anglo-amerikanischer Investoren in der Regel zu stärkeren Korrekturen in Konsolidierungsphasen als an den US-Börsen. Zum anderen gibt es größere politische Gefahren. Deutschland bleibt vorerst ohne handlungsfähige Regierung, zwischen der EU und Großbritannien stehen zunehmend schwierige Brexit-Verhandlungen an und Italien wählt im Frühjahr ein neues Parlament. Den Umfragen zufolge liegen derzeit die Euro-Gegner in Führung.

Außerdem hat der Hedgefonds Bridgewater massiv gegen europäische Aktien gewettet. Allein bei 13 Dax-Werten bestanden zuletzt Leerverkaufspositionen in einem Umfang von fast 16 Milliarden Euro. Weitere Wetten auf sinkende Kurse gibt es in Frankreich, Italien, den Niederlanden und Spanien. Der größte Hedgefonds der Welt dürfte also großes Interesse daran haben, dass es in Europa negative Nachrichten gibt.

Weitere Kursverluste möglich

Unterm Strich ist die Risikowahrnehmung der Anleger in den vergangenen Wochen wieder gestiegen, aber noch nicht voll in den Aktienkursen berücksichtigt.

Schließlich könnte es saisonal bedingt in den kommenden Monaten noch günstigere Einstiegsmöglichkeiten geben. Die gilt es dann zu nutzen. Denn langfristig rechnen wir weiter mit deutlich steigenden Bewertungen und dann auch wieder höheren Aktienkursen – allerdings nur selektiv und nicht auf breiter Front. In diesem Umfeld gewinnt die richtige Auswahl der Einzeltitel an Bedeutung.

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Quelle: ntv.de

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