Wirtschaft

Yoga-Klamotten im Büro? Lululemon macht nicht nur Fans wuschig

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(Foto: AP)

Der Sportartikelhersteller Lululemon ist in Deutschland wenig bekannt. Doch das soll sich nach dem Willen der Kanadier bald ändern. Denn die yogaaffine weibliche Kundschaft sorgt für einen Boom in den Studios.

Vom Hackeschen Markt in Berlin zum Lululemon-Store in der Münzstraße sind es nur wenige Minuten Fußweg. Wer will, kann in knapp vier Wochen in der Hauptstadt allerdings an einem noch besseren Ort auf yogabegeisterte Menschen treffen: Mitte August werden Fans aus ganz Deutschland in der "Arena" vorbeischauen. Das hofft zumindest das Unternehmen, das dort mit dem "Sweatlife"-Festival die europaweit größte Veranstaltung für die Kunden auf die Beine stellt.

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Damit greift der kanadische Konzern weiter in Deutschland an, nachdem die Eröffnung des Frankfurter Store im Mai für Gesprächsstoff gesorgt hatte. Dabei gab es eine Europa-Premiere als erstmals ein Yoga-Studio in eine Filiale integriert worden ist.

Die Expansion von Lululemon verläuft immer nach dem gleichen Prinzip. Zuerst wird ein Showroom eröffnet, in dem sich Yoga-Begeisterte treffen und gemeinsam schwitzen können. Ziel ist es, dass aus jedem Showroom ein Store wird. Die Aktionäre sind jedenfalls begeistert, seit vergangenem Sommer hat sich der Aktienkurs mehr als verdoppelt. Lululemon ist an der Börse derzeit rund 17 Milliarden Dollar wert.

"Wie erfolgreich die Strategie ist, zeigen die glänzenden Geschäftsergebnisse eindrucksvoll", sagt Mati Greenspan von der Social-Trading-Plattform eToro im Gespräch mit n-tv.de. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres, das im April endete, war der Umsatz um 25 Prozent auf 650 Millionen US-Dollar gestiegen. Unter den Strich verdiente das Unternehmen rund 75 Millionen Dollar. Wachstumsmotor war das Auslandsgeschäft, dessen Erlöse um mehr als die Hälfte nach oben geschossen sind. Dazu trug auch die Eröffnung neuer Läden bei. Zudem boomt der Online-Handel, der inzwischen ein Viertel der Konzernerlöse ausmacht.

Neuer Chef gesucht

Da Kunden von Design und Qualität der Produkte überzeugt sind, sind sie bereit für sie eine Menge Geld auf den Tisch zu legen. So kostet eine Leggins schnell mehr als 100 Euro und damit das Doppelte im Vergleich zur Konkurrenz. Dabei setzt Lululemon auf den so genannten Athleisure-Trend. Das Wort ist eine Kombination aus "athletic" (sportlich) und "leisure" (Freizeit). Dabei wird hochwertige Sportkleidung auch in der Freizeit und sogar Job getragen.

Das Frühjahr 2013, als es einen Skandal gegeben hatte, weil eine Hipster-Hose für Yoga nicht mehr ganz blickdicht war, sind längst vergessen. "Die jüngsten Ergebnisse sind umso beeindruckender vor dem Hintergrund, dass Lululemon auf der Suche nach einem Vorstandschef ist", so Greenspan. Der ehemalige Boss Laurent Potdevin musste im Februar gehen, unter anderem wegen einer Affäre mit einer Mitarbeiterin. Aufsichtsratschef Glenn Murphy führt das Unternehmen, bis er einen Nachfolger von Potdevin gefunden hat.

Lululemon hat derweil ambitionierte Pläne. Für das laufende Fiskaljahr hat der Interimschef einen Umsatz von mehr als drei Milliarden Dollar in Aussicht gestellt. Das entspräche einem Anstieg um mehr als 15 Prozent. 2020 soll der Umsatz dann bei Milliarden Dollar liegen. Jeweils ein Drittel der Erlöse soll der Online-Handel beitragen.

Die Analysten sind im Schnitt zwar nicht ganz so optimistisch wie das Management, doch die Aktionäre sind regelrecht euphorisch. So liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis der Schätzungen für das laufende Fiskaljahr bei knapp 40. Das zeigt, wieviel Fantasie in der Aktie drinsteckt.

Yoga-Fans und Investoren sollten jedoch ein wachsames Auge auf Lululemon haben, denn die Risiken solcher Aktien sind nicht zu unterschätzen. So stürzte vor einigen Jahren Crocs jäh ab. Oder Under Armour: Die Marke galt unter Sportlern bis vor Kurzem als Trendy - und plötzlich halbierte sich der Aktienkurs.

Quelle: ntv.de

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