Wirtschaft

Wall Street ist ein heißes Eisen Zinsen machen Aktien zu schaffen

Trumps Steuerreform verhindert derzeit noch, das die gestiegenen Zinsen und Zinserwartungen an der Wall Street für eine größere Korrektur sorgen. Vorsicht ist angebracht.

Trumps Steuerreform verhindert derzeit noch, das die gestiegenen Zinsen und Zinserwartungen an der Wall Street für eine größere Korrektur sorgen. Vorsicht ist angebracht.

(Foto: AP)

Die Hängepartie bei Aktien dürfte weitergehen. Das größte Risiko für die Börsen besteht derzeit in steigenden Leitzinsen. Anleger sollten deshalb vor allem die US-Märkte im Auge behalten.

Es ist schon etwas paradox: Während in Europa die Aktienkurse gemessen am Eurostoxx50 auf Jahressicht mehr als zehn Prozent nachgegeben haben, notieren die US-Indizes immer noch auf Rekordniveau. Dabei sind die Leitzinsen in den Vereinigten Staaten ordentlich gestiegen. Nach drei Erhöhungen in diesem Jahr notieren sie bereits schon wieder bei 2,0 bis 2,25 Prozent. Und erwartet werden weitere Zinsschritte.

Die Rendite von zehnjährigen US-Staatsanleihen ist bereits auf deutlich mehr als drei Prozent geklettert. Und auch hier dürfte das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein. Denn die US-Notenbank Fed wird wohl nicht nur die Leitzinsen weiter erhöhen, sie hat auch damit begonnen, Anleihen zu verkaufen. Das zusätzliche Angebot drückt auf die Kurse und lässt die Renditen ebenfalls steigen. Gleichzeitig dürfte Washington gezwungen sein, neue Staatsanleihen im Markt zu platzieren. Denn die Steuersenkungen von US-Präsident Donald Trump lassen das Haushaltsdefizit spürbar wachsen.

Mark-Uwe Falkenhain verfügt über insgesamt 30 Jahre Berufserfahrung bei der Beratung vermögender Privat- und Geschäftskunden. Nach verschiedenen Stationen bei deutschen und internationalen Großbanken ist er bei Geneon seit zehn Jahren als Vorstand tätig.

Mark-Uwe Falkenhain verfügt über insgesamt 30 Jahre Berufserfahrung bei der Beratung vermögender Privat- und Geschäftskunden. Nach verschiedenen Stationen bei deutschen und internationalen Großbanken ist er bei Geneon seit zehn Jahren als Vorstand tätig.

Umgekehrt könnte es aber auch sein, dass große Käufer von amerikanischen Staatsanleihen ihre Engagements zurückfahren. Möglich ist dies vor allem bei China. Die Volksrepublik könnte sich so für die eskalierenden Handelsstreitigkeiten revanchieren. Auch Saudi-Arabien könnte einen Kaufstreik ausrufen - und zwar für den Fall, dass der vermeintliche Mord an dem regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi zu Strafmaßnahmen der USA gegen den Ölstaat führt. Khashoggi besaß auch die amerikanische Staatsbürgerschaft.

Zinsen sind Gift für Aktien

Normalerweise machen hohe beziehungsweise steigende Zinsen Aktienkursen zu schaffen. Anleihen werden schlichtweg attraktiver. Bei einer Rendite von 3,2 Prozent bei zehnjährigen Staatsanleihen und einer Inflation von zuletzt 2,3 Prozent lässt sich in den USA am Rentenmarkt real wieder Geld verdienen.

Negativ für Aktien kommt hinzu, dass sich die Dividendenrendite der 500 größten börsennotierten Aktiengesellschaften, die im S&P 500 zusammengefasst sind, nur auf 1,5 Prozent beläuft. Um eine ähnlich hohe Rendite wie Anleihen bieten zu können, müssten sich die Dividenden entweder verdoppeln oder die Kurse in etwa halbieren. Höhere Zinsen belasten zudem die Unternehmensgewinne, da Kredite teurer werden. Auch das bekommt dem Aktienmarkt nicht besonders gut.

Trumps Steuerreform verhindert Korrektur

Dass die gestiegenen Zinsen und Zinserwartungen an der Wall Street bislang noch nicht für eine größere Korrektur gesorgt haben, hat im Wesentlichen einen Grund: die Steuerreform von Trump. Die Gewinne der US-Firmen steigen dadurch stark an, was die höheren Zinsen bislang überkompensiert. Dieser Effekt wird jedoch spätestens 2019 an Kraft verlieren. Dann werden die Gewinne mit denen aus diesem Jahr verglichen, die bereits stark von der Steuerreform profitiert haben. Mit größeren Steigerungen dürfte es dann erst einmal vorbei sein.

Auch von Seiten des Arbeitsmarkts ziehen in den USA Gewitterwolken auf. Mittlerweile sind nur noch weniger als vier Prozent der Erwerbstätigen ohne Job. Damit herrscht nach offizieller Lesart Vollbeschäftigung. Das kann eine Lohn-Preis-Spirale lostreten, bei der die Unternehmen höhere Lohnkosten auf die Produkte umwälzen. Eine steigende Teuerungsrate bedeutet aber auch immer anziehende Zinsen. Denn die sind nichts anderes, als der Preis für geliehenes Geld.

Anfang Februar hatten eigentlich gute Nachrichten vom amerikanischen Arbeitsmarkt schon einmal für erhöhte Inflationssorgen gesorgt. Das ließ die Aktienkurse in New York und anderen großen Finanzplätzen um durchschnittlich zehn Prozent einbrechen. So etwas kann sich jederzeit wiederholen. Denn die Wall Street ist nach wie vor die weltweite Leitbörse Nummer eins, von der sich andere Aktienmärkte nicht nachhaltig abkoppeln können. Das gilt insbesondere für Korrekturen.

Crash unwahrscheinlich

Trotz der genannten Risiken ist ein kräftiger Einbruch an den Aktienmärkten bislang noch nicht in Sicht. Denn das fundamentale Umfeld ist weiterhin weitgehend intakt. Der Internationale Währungsfonds hat seine Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft für dieses und kommendes Jahr gerade einmal um 0,2 Prozentpunkte auf 3,7 Prozent gesenkt.

Gleichzeitig könnte es bei geopolitischen Risiken zu Entspannungen kommen. Das gilt vor allem für den Handelsstreit zwischen den USA und China. Die Erlaubnis, dass ausländische Firmen künftig in der Volksrepublik bei Gemeinschaftsunternehmen auch die Mehrheit besitzen dürfen zeigt, dass Peking zu einem gewissen Entgegenkommen durchaus bereit ist.

Unterm Strich sollten Aktienanleger vor allem die Zinsen in den USA im Blick behalten. Um in Panik zu verfallen, gibt es jedoch noch keinen Grund.

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Quelle: ntv.de

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