Wirtschaft

Begehrter Rohstoff Dieselskandal macht Palladium teuer

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(Foto: REUTERS)

Zum ersten Mal seit 16 Jahren liegt der Preis von Palladium über dem von Platin. Grund dafür ist auch der Dieselskandal bei deutschen Autobauern.

Palladium ist derzeit der Star unter den Metall-Rohstoffen: Trotz des jüngsten kleinen Kursrückgangs steht gegenüber Ende 2016 ein Kursplus von rund 42 Prozent zu Buche. Gleichzeitig notiert das Metall mit Kursen von knapp 1000 Dollar je Unze auf dem höchsten Niveau seit Februar 2001. Doch damit nicht genug. Weil Platin in diesem Jahr auf der Stelle tritt, ist Palladium seit Ende September zum ersten Mal seit 2001 etwas teurer als Platin.

Für diese Performance ist vor allem die Entwicklung am Automarkt verantwortlich. Während Platin vor allem in Katalysatoren von Dieselfahrzeugen zum Einsatz kommt, wird Palladium bei jenen mit Benzinmotoren eingebaut. Nach dem Dieselskandal bei Volkswagen sinkt der Marktanteil derartiger Fahrzeuge in Europa zugunsten von Benzinern, Elektro- und Hybridfahrzeugen deutlich und drückt damit zusehends auf die Nachfrage nach Platin. So sind die Neuzulassungen von Diesel-Pkws in Europa im ersten Halbjahr um 4,3 Prozent gesunken. Entsprechend ist der Dieselanteil auf 45,3 Prozent zurückgegangen. Das ist das niedrigste Niveau seit dem ersten Halbjahr 2009.

Die Entwicklung in Deutschland ist noch deutlich stärker als in anderen Ländern. Hierzulande ist der Dieselanteil im September auf 36,3 Prozent eingebrochen, gegenüber 44,6 Prozent im Vorjahreszeitraum. Derartige Nachrichten drücken den Platinpreis, während sie im Gegenzug den von Palladium beflügeln.

Überangebot bei Platin

Laut den Analysten von Johnson Matthey, einem der weltgrößten Hersteller von Katalysatoren, vollzieht sich durch die Verschiebung des Nachfrageverhaltens eine deutliche Veränderung an den beiden Rohstoffmärkten. Nachdem es im Jahr 2016 noch einen Nachfrageüberhang von 202.000 Unzen bei Platin gab, also mehr Nachfrage als Angebot vorhanden war, soll es 2017 zu einem Überangebot von 286.000 Unzen kommen. Das wäre das erste Überangebot seit sechs Jahren. Gleichzeitig soll sich der jahrelange Nachfrageüberhang bei Palladium in diesem Jahr auf 831.000 Unzen verfünffachen. Die Analysten der Citigroup sagen sogar einen Überhang von mehr als einer Million Unzen pro Jahr für die nächsten drei Jahre voraus.

Die unterschiedlichen Perspektiven bei der physischen Nachfrage nach Platin und Palladium rufen Investoren auf den Plan, wodurch der Preisausschlag deutlich verstärkt wird. So haben Spekulanten wie Hedgefonds in den vergangenen Monaten die Zahl der Futures und Optionen auf sinkende Platinpreise (Short) stark aufgestockt. Gleichzeitig haben sie fast nur noch Futures und Optionen auf steigende Palladium-Preise (Long) und fast keinerlei Short-Positionen mehr.

Auf die Terminkurve achten

Wer sich bei Rohstoffen engagieren will, hat zahlreiche Möglichkeiten, allerdings müssen Anleger unbedingt auf die Terminkurve und die jeweiligen Futures-Kontrakte achten. "Rohstoffinvestments beziehen sich häufig auf die Kurse der Warenterminkontrakte, also auf Rohstoffpreise, die in der Zukunft gehandelt werden", sagt Marcus Landau, Derivate-Experte der DZ Bank. "Damit beispielsweise Investments in Open-End-Zertifikate auf Rohstoffe profitabel sind, muss die Performance über den Rollkosten, also den Kosten für den Wechsel von einem fälligen Terminkontrakt in den nächsten, liegen", ergänzt Landau.

Aktuell erwarten Anleger im ersten Halbjahr 2018 fallende Palladiumpreise. Das heißt, hier würden bereits weniger stark fallende Palladiumpreise sich positiv bemerkbar machen. Allerdings sorgen die Veränderungen auf dem Automobilmarkt für weitere Kursfantasie bei Palladium über die magische Marke von 1000 US-Dollar hinaus.

Quelle: ntv.de

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