Wirtschaft

Kein sicherer Hafen Handelsstreit bringt Goldpreis unter Druck

Ein 24 Karat Goldbarren in der Auslage eines Juweliers in Hongkong.

Ein 24 Karat Goldbarren in der Auslage eines Juweliers in Hongkong.

(Foto: REUTERS)

Investoren fassen Gold im Moment nur mit spitzen Fingern an. Gründe gibt es zahlreiche. Einer verhindert aber ganz besonders, dass das Edelmetall als sicherer Anlagehafen in Betracht kommt.

Der fallende Goldpreis gefällt Gold-Hamstern aus Deutschland immer weniger. Preis für das Edelmetall sank in der vergangenen Woche auf ein Elf-Monats-Tief bei rund 1240 US-Dollar. Auf Euro-Basis sieht es nicht viel besser aus. Da nähert sich der Preis einem Sieben-Monats-Tief. Ein Dax-Vergleich macht es noch schlimmer: Bei Kursen um die 1070 Euro je Unze kostet Gold ähnlich viel wie im Juli 2011. Der Dax dagegen ist in diesem Zeitraum um zwei Drittel gestiegen.

Gold in USD
Gold in USD 2.377,49

Der größte Belastungsfaktor für den Goldpreis ist seit einigen Monaten der steigende US-Dollar. Investoren gehen davon aus, dass die US-Wirtschaft einen Handelskrieg deutlich besser überstehen könnte als exportabhängige Volkswirtschaften wie China oder Deutschland. Daher haben Anleger praktisch bei jeder Eskalation des Handelskriegs in den vergangenen Wochen Dollar gekauft und ihn damit nach oben getrieben. Trotz des sich zuspitzenden Handelskonflikts ist Gold daher als sicherer Hafen nicht gefragt. Denn Gold bewegt sich häufig konträr zum Greenback, da das Edelmetall in Dollar notiert und bei einem steigenden Dollar für Investoren immer teurer wird.

Durch den Handelsstreit trüben sich gleichzeitig die Perspektiven für die Weltwirtschaft und damit auch für den weltweiten Aktienmarkt ein, wie Norbert Betz, Leiter der Handelsüberwachung an der Börse gettex, erläutert: "Zölle und alle anderen Handelshemmnisse waren empirisch immer wachstumsfeindlich. Am Ende verlieren beide Seiten, weil die internationale Wirtschaft stark vernetzt ist, und zwar auf der Produktions- wie auf der Kapitalseite. Der Handelsstreit, den Donald Trump mit China und der EU führt, trifft einige Branchen wie zum Beispiel die Automobilindustrie sofort in der Gewinn- und Verlustrechnung und es gibt Sorgen, dass sich eine negative Eskalationsspirale in Gang setzt."

Selbst von der Gefahr eines Aktienmarkteinbruchs kann Gold aktuell nicht profitieren, obwohl sich die Anzeichen einer wirtschaftlichen Abkühlung mehren.

Sorgt Trump für die Goldwende?

Während Dax und Dow vom Handelsstreit mit seinen ökonomischen Folgen bisher kaum betroffen sind, nehmen die Sorgen vor einer merklichen Abkühlung des Wachstums der chinesischen Wirtschaft immer mehr zu, wie der Kursrutsch am dortigen Aktienmarkt um rund 25 Prozent gegenüber dem Hoch vom Januar klar widerspiegelt. Damit notiert er auf dem tiefsten Niveau seit Januar 2017. Sollte der chinesische Wirtschaftsmotor und damit der wichtigste Antriebsmotor für die Weltwirtschaft seit der 2008er-Schuldenkrise stärker ins Stottern kommen, würde das die Weltwirtschaft erheblich belasten.

Auch die Krisen in Brasilien, Argentinien und der Türkei treiben keine Investoren zurück in den sicheren Hafen Gold, obwohl die kräftigen Abwertungen ihrer Währungen nicht nur die heimische Wirtschaft belasten, sondern auch die Nachfrage nach Gütern aus der Euro-Zone oder den USA spürbar dämpfen.

Die Vorsicht vieler hiesiger Gold-Fans könnte daher erst einmal größer werden. Viel hängt von der weiteren Entwicklung des Dollar ab und hier macht US-Präsident Trump mittelfristig wieder Hoffnung, weil er in der Vergangenheit immer ein Fürsprecher eines schwachen Greenbacks war, um die US-Wirtschaft anzukurbeln. Spätestens wenn Trump die US-Währung wieder nach unten zu reden versucht und der Dollar sich abwärts drehen sollte, wird Gold als krisensichere Anlage wieder seine ganze Strahlkraft entfalten.  

Quelle: ntv.de

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