Wirtschaft

Rally abgesagt Opec lässt Ölpreis absacken

Bohrtürme in den USA: An einem zu hohen Ölpreis ist Saudi-Arabien auch deshalb nicht interessiert, weil die US-Förderer verstärkt auf den Weltmarkt drängen könnten.

Bohrtürme in den USA: An einem zu hohen Ölpreis ist Saudi-Arabien auch deshalb nicht interessiert, weil die US-Förderer verstärkt auf den Weltmarkt drängen könnten.

(Foto: REUTERS)

Der zuletzt steile Anstieg des Ölpreises endet abrupt. Die Opec und Russland wollen ihre Förderung stark ausweiten. Spekulationen über einen Preis von mehr als 100 Dollar pro Fass dürften damit beendet sein - vorerst.

Gerade hatten die Großbanken ihre Prognosen für den Ölpreis angepasst, da setzte prompt der größte Preissturz seit Monaten ein. Die Analysten von Morgan Stanley etwa hatten ihre Erwartungen von 65 auf 90 Dollar für ein Fass Brent-Öl im Jahr 2020 heraufgesetzt. Bei UBS hieß es gar, die Preise könnten auf bis zu 100 Dollar klettern und eine Rezession in den USA auslösen.

Brent Rohöl
Brent Rohöl 87,39

Eine gute Woche später scheint das Risiko eines solchen Anstiegs plötzlich weitgehend gebannt. Von seinem Höchststand über 80 Dollar am vergangenen Dienstag fiel der Brentpreis auf 75 Dollar. Dabei hat sich an den Hauptgründen für den zuletzt dramatischen Anstieg - mögliche neue US-Sanktionen gegen den Ölexporteur Iran und der weitgehende Ausfall des Krisenlandes Venezuelas als Lieferant - nicht viel geändert.

Es waren die Ölminister Saudi-Arabiens und Russlands, die für den abrupten Stopp der Preisrally sorgten. Berichten zufolge haben sich die Ölminister der beiden Länder Khalid al-Falih und Alexander Novak auf eine Erhöhung der Fördermenge von bis zu einer Million Fass pro Tag geeinigt. Damit würde die von der Opec unter saudischer Führung im vergangenen Jahr gemeinsam mit Russland beschlossene Förderbegrenzung weitgehend rückgängig gemacht.

Trump gibt Anstoß per Twitter

Diese Förderbremse hatte dem jahrelangen Überangebot am Ölmarkt ein Ende gesetzt und innerhalb eines Jahres fast zu einer Verdoppelung der Preise geführt. Nach Jahren der Flaute füllten sich damit auch wieder die Staatskassen in Saudi-Arabien, Russland und bei anderen Ölländern. Doch zuletzt ging der Preisanstieg den Exporteuren zu weit. Russland strebe einen Ölpreis von etwa 60 Dollar pro Fass an, erklärte Präsident Wladimir Putin kürzlich. Teureres Öl schade den anderen Sektoren der Wirtschaft und russischen Konsumenten.

Und auch Saudi-Arabien ist nicht an einem deutlich höheren Preisniveau interessiert. Zum einen dürfte die US-Ölindustrie bei dauerhaft hohen Preisen ihre Förderung ausweiten und den Saudis auch auf dem Weltmarkt Anteile abjagen, wie es in den USA bereits geschehen ist. Vor allem aber will niemand in Riad, dass ein hoher Ölpreis die Konjunktur in den Abnehmerländern beeinträchtigt.

US-Präsident Donald Trump gab auf die für ihn typische Art den Anstoß für die Saudis umzuschalten. "Die Opec scheint es wieder zu tun. Ölpreise sind künstlich Sehr Hoch! […] Nicht gut und wird nicht akzeptiert werden!", twitterte der US-Präsident, als Vertreter des Kartells vor gut einem Monat im saudischen Jeddah konferierten. Darauf habe man reagieren müssen, sagte Opec-Chef Mohammad Barkindo später. Denn: "Wir in der Opec rühmen uns stets, Freunde der USA zu sein."

Ohne Förderreserve drohen Schwankungen

Offiziell könnte die Opec eine Ausweitung der Förderung auf ihrem nächsten Treffen im Juli beschließen. Darüber, ob die Exporteure den Anstieg der Preise dauerhaft stoppen können, sind sich die Experten uneins. Eine Million Fass Rohöl mehr pro Tag würden den Nachfrageüberschuss von geschätzt etwa 600.000 Fass täglich mehr als ausgleichen und könnten die zuletzt geschrumpften Lagerbestände wieder auffüllen.

Allerdings würden die Exporteure dann wahrscheinlich am Limit ihrer Kapazitäten fördern. In der Vergangenheit war es vor allem Saudi-Arabien, das eine Förderreserve vorhielt, um bei Schocks im Markt reagieren zu können. Fehlt eine solche Reserve-Kapazität, drohen etwa bei politischen Krisen im Nahen Osten heftige Preisschwankungen.

Quelle: ntv.de

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