Wirtschaft

Krieg auf dem Gasmarkt Wie Katar Trumps Energiepläne durchkreuzt

"Wir werden hier für sehr lange Zeit die Führung behalten", verspricht der Chef des staatlichen Konzerns Qatar Petroleum, Saad Sherida Al-Kaabi, hier bei einer Pressekonferenz im Dezember.

"Wir werden hier für sehr lange Zeit die Führung behalten", verspricht der Chef des staatlichen Konzerns Qatar Petroleum, Saad Sherida Al-Kaabi, hier bei einer Pressekonferenz im Dezember.

(Foto: REUTERS)

Der Kampf um die Vorherrschaft am lukrativen Markt für Flüssiggas ist voll entbrannt. Die USA wollen den weltgrößten Exporteur Katar eigentlich mit einer Energieoffensive vom Thron stoßen. Aber der Zwergenstaat am Golf hält gegen.

Nur eine Woche nachdem die USA eine große Energieoffensive verkündet und damit Katars Vormachtstellung auf dem Weltmarkt für Flüssiggas (LNG) herausgefordert haben, gibt der kleine Golfstaat Kontra. Um die finanziellen Einbußen durch das Embargo seiner arabischen Nachbarn zu kompensieren, will der weltgrößte LNG-Exporteur seine Produktion bis 2024 um 30 Prozent hochschrauben.

Laut dem Chef des staatlichen Konzerns Qatar Petroleum, Saad Sherida Al-Kaabi, wird die Produktion dann bei 100 Millionen Tonnen liegen. "Wir werden hier für sehr lange Zeit die Führung behalten", sagte Al-Kaabi mit Blick in die Zukunft. Die Worte waren wohl vor allem an Washington adressiert. US-Präsident Donald Trump dürften sie in den Ohren geklungen haben. Denn sie kollidieren unmittelbar mit seinen vor einer Woche verkündeten Plänen, Washington zur Vorherrschaft am weltweiten Energiemarkt zu verhelfen.

Jahrzehntelang hatten die USA nach den Ölkrisen der 70er Jahre in punkto Energieversorgung nur ein Ziel: Unabhängigkeit von Importen. Doch dank neuer Fördertechniken können US-Energiefirmen inzwischen auch unkonventionelle Öl- und Gasvorkommen erschließen und Überschüsse produzieren. Die will Washington nun auch möglichst teuer exportieren. Eine "goldene Ära" stehe bevor, versprach Trump seinen Landsleuten. Größtes Hindernis dabei ist der kleine Golfstaat Katar: Er ist der wichtigste Lieferant der großen Flüssiggas-Verbraucher in Asien.

"Amerika zuerst": Trump verspricht volle Energie

Der globale Markt für Flüssiggas war 2016 laut der International Gas Union 258 Millionen Tonnen schwer. Fast ein Drittel davon verkaufte allein Katar. Etwa 60 Prozent davon flossen nach Japan, Südkorea, Indien und China. Um diesen Markt zu erobern, wollen die USA zwischen 2018 und 2024 in Asien ein eigenes riesiges Netzwerk von LNG-Terminals bauen. Dort sollen dann möglichst die Frachter mit Flüssiggas aus den USA anlegen.

Im Mai vereinbarte Washington mit Peking, dass chinesische Staatsunternehmen langfristige Verträge mit US-LNG-Exporteuren abschließen dürfen. Es soll ein weiterer Schritt Richtung Vorherrschaft am Energiemarkt sein. Ob die Rechnung aufgeht, ist unklar. Analysten geben zu Bedenken, dass dieses Abkommen keine Garantie sei, dass chinesische Unternehmen amerikanisches Flüssiggas importieren werden. Wahrscheinlicher sei, dass China die Verträge als Druckmittel verwende, um einen besseren Preis für Gas vom Golf rauszuschlagen.

Noch verfügen die USA lediglich über zwei aktive Häfen für den LNG-Export. Darüber verschifften US-Firmen vor zwei Jahren nicht mehr als rund 330.000 Tonnen Flüssiggas. Inzwischen sind jedoch sechs weitere Projekte im Bau. Sind sie alle erst einmal in Betrieb, wird die LNG-Exportkapazität bei gut 57 Millionen Tonnen liegen. Und das ist nicht das Ende. Trump will angeblich 30 weitere Terminals bauen.

Ob das dann reicht, um Katar vom Thron zu stoßen, muss sich erst zeigen. Denn unter dem Meeresgrund vor der Küste des Emirats liegt das North Gas Field, mit 381.000 Milliarden Kubikfußreserven das größte Erdgasfeld der Erde. Katars Möglichkeiten sind damit theoretisch nahezu unbegrenzt. Doch um diese Ressourcen erschließen zu können, muss die Industrie des Landes auch funktionieren.

Teheran als Steigbügelhalter Washingtons?

Katars Isolation durch seine Nachbarn kommt Washington daher gelegen. Kritische Beobachter hegen den Verdacht, dass es bei der Blockade durch Saudi-Arabien und dessen Verbündete möglicherweise nur scheinbar um Katars mutmaßliche Terrorfinanzierung geht. Als wahren Grund vermuten sie, dass die USA als Schutzmacht Saudi-Arabien drängen, bei der Ablösung des Emirats als weltgrößter Flüssiggas-Exporteur mitzuhelfen.

Dabei gibt es jedoch einen Haken: Denn durch den absehbaren LNG-Boom rechnen Experten schon bald mit einem Preisverfall am Gasmarkt. In den frühen 2020er Jahren wird der Markt durch den exzessiven Terminal-Bau mit Flüssiggas überschwemmt, schreibt Bloomberg. Washington zettele einen Wirtschaftskrieg mit möglicherweise schwerwiegenden Folgen an - auch für die eigene Industrie.

Ironischerweise hat Katar seinen Reichtum durch Flüssiggas ausgerechnet den USA zu verdanken. Als Kronprinz Hamad bin Khalifa Al Thani in den 90er Jahren nach dem Sturz seines Vaters die Chance ergreifen wollte, Katar zu einem großen LNG-Lieferanten zu machen, brauchte er Hilfe. Die kam 1999 aus den USA: Die Ölriesen Exxon und Mobile hatten sich gerade zusammengeschlossen und boten an, mit Katar zusammenzuarbeiten. Trump dürfte das rückblickend kaum gefallen.

Quelle: ntv.de

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